Читать книгу Asta - Michael Reh - Страница 25

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19 Tagebuch der Spinne

Ich habe eine Mission. Eine Mission von Gott. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich bin sein Werkzeug.

In jenem Moment, damals, im Regen an ihrem Grab wurde es mir vollkommen klar: Es war nicht ihre Schuld! Sie war ein Opfer, zu schwach, um sich zu wehren. Ich werde kein Opfer sein. Ich durchbreche den Lauf des Schicksals, befreie die anderen von ihrer Erbsünde.

Ich werde sie rächen und die, die vor ihr kam.

Deren Existenz auf Sünde und Untätigkeit aufgebaut ist und die immer noch ungestraft ihr Leben genießen: Sie widern mich an. Sie fühlen sich im Recht, weil sie sich an einer falschen Moral, am falschen Glauben orientieren. Weil sie wie die vor ihnen immer nur an sich gedacht haben, ohne Rücksicht, ohne Verständnis, ohne Nächstenliebe. Und tief in ihrem Innern wissen sie, dass es nicht richtig war, dass sie falsch gehandelt haben, als sie ihr verseuchtes Blut weitergaben. Sie wiegen sich in einer falschen Sicherheit, ungestraft davonzukommen. Obwohl eingelullt von den fadenscheinigen Versprechen ihrer Kirche, sind sie längst gottlos geworden und geben sich ihren Verfehlungen hin. Sie sind gierig, enthemmt, sie stopfen sich voll und nehmen, was sie kriegen können, ohne es zu brauchen. Sie sind missgünstig und wütend und glauben dennoch, richtig zu handeln. Und das Schlimmste ist, dass sie sich nicht ändern werden, gefangen in der falschen Annahme, dass sie im Recht sind. Sie sind alle miteinander verbunden und wissen es nicht.

Sie hängen alle in meinem Netz, schon lange. Ich spinne sie ein und warte auf den richtigen Zeitpunkt, bevor ich zuschlage und sie beseitige.

Ich hinterlasse Zeichen. Von Asche zu Asche, von Staub zu Staub.

Aber sie sind blind, sie erkennen noch nicht einmal die Schrift. Nun, beim ersten Mal wurde sie verbrannt, und das Zeichen auf Johanns Wange wurde übersehen. Das war ein großer Fehler. Beim letzten Mal waren die Zeichen eindeutig. Ich bin gespannt, ob sie diesmal jemand richtig interpretieren wird. Vielleicht der neue Kommissar? Vielleicht ist er schlauer als die anderen?

Und was ist mit Tom? Auch er weiß von gar nichts! Ein dummer Junge, der sich in Sicherheit wiegt, völlig unwissend, was ihn erwartet. Ein eitler Charmeur, der seine wahre Kunst noch gar nicht gefunden hat, da er sich nur an Dingen orientiert, die von außen kommen. Kunst kann nur entstehen, wenn man tief in sich hineinschaut, ehrlich ist mit sich selbst, keine Angst vor der eigenen Schwäche hat. Und seine Schmerzen in das hineingibt, was man kreieren möchte. Kunst ist nur, was untrennbar mit ihrem Schöpfer verbunden ist, nicht kopiert, sondern aus dem Ich geboren wird. Er ist weit entfernt von diesem Zustand.

Ich merke, dass die Zeit knapper wird. Meine Zeit ist endlich. Die Hölle ist real, es gibt sie wirklich. Die Kraft in meinem Körper schwindet ganz langsam. Aber nicht die Kraft in meiner Seele. Mein Hass lodert so stark wie immer, das Feuer brennt heiß und hoch.

Es wird nicht mehr lange dauern.

Asta

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