Читать книгу Asta - Michael Reh - Страница 27

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21 DAF

»Unfassbar.« Tom schaute Heiko erstaunt an. »Mut hat sie, das muss man ihr lassen. Und keine Angst vor der Konfrontation. Eine seltsame Frau, aber wen wundert es nach dem, was sie erlebt hat? Glaubst du wirklich, dass sie unschuldig ist und zehn Jahre ohne Grund im Gefängnis saß? Wer würde da nicht verbittert sein oder sich selbst aufgeben? Aber wer hat die Morde dann begangen? Das konnte sie dir ja auch nicht sagen. Oder wollte es nicht! Und wer ist Asta?«

Er schaute Heiko fragend an. Die beiden Männer saßen im alten Gesindehaus vor dem kleinen Kamin. Schoko hatte ihnen den Rücken zugedreht, schaute auf die Tür, hörte aber aufmerksam zu.

Es war ein kleines reetgedecktes Haus, liebevoll restauriert. Tom hatte gleich abgewunken, als er Heikos bewundernden Blick gesehen hatte, und erklärt, dass der Vormieter für die Renovierung und die Einrichtung verantwortlich war. Es war dunkel geworden. Heißer Tee mit einem Schuss Rum stand auf dem alten Eichentisch. Tom hatte auf dem Du bestanden, schließlich sei er aus den Staaten und da duze man sich sowieso. Heiko war es nur recht, es gab genug Förmlichkeiten, und die deutsche Angewohnheit, alles reglementieren zu müssen, behagte ihm sowieso nicht.

»Asta. Ach ja, die Inschrift auf der Bank. Keine Ahnung, ich muss mehr über Clara Jolcke herausfinden. Wo kommt sie her, was hat sie gemacht, bevor sie verurteilt worden ist, wieso sitzt die Schwester im Rollstuhl und lebt hier auf dem Gehöft? Ich weiß noch zu wenig über beide, kenne ihre Geschichte nicht. Aber die Jolcke hatte Kontakt zu allen, die ermordet worden sind, soviel ich weiß. Sie sagt, sie habe ihren Mann und seinen Freund nicht umgebracht, und bei Christian Cordes und Petra Harlor konnte die Spurensicherung nichts finden, was sie mit den Morden in Verbindung bringen könnte. Außer den Buchstaben, die auf den Wangen der Leichen eingeritzt worden sind, und der Kreide im Rachenraum habe ich sowieso kaum Anhaltspunkte. Ein Motiv für den Mord an Cordes hätte die Jolcke gehabt. Schließlich hat er sie verhaftet, da liegt Rache natürlich nahe. Man hat sie damals befragt. Aber zum Zeitpunkt, als Cordes verschwunden ist, war sie längere Zeit in Süddeutschland, steht in den Akten. Zum anderen aber und vor allem gab es damals ja gar keinen Beweis für einen Mord, Cordes war unauffindbar.«

»Was hat sie denn in Süddeutschland gemacht?«, fragte Tom. »Oder stand das nicht in den Akten?«

»Angeblich war sie dort zur Reha, sie hatte einen Schlaganfall.

Aber warum sollte sie ihre Putzfrau ermorden? Die entlässt man gewöhnlich, wenn man nicht zufrieden ist, oder?«

Tom schmunzelte. »Meine Mutter hätte unsere Putzfrau auch umgebracht, aber sie war meistens zu besoffen, um überhaupt irgendwas zu registrieren.« Auf Heikos fragenden Blick hin winkte er nur ab. »Frag lieber nicht. Meine Familie kommt bestimmt nicht aus einem Bilderbuch, ich bin der letzte Spross, sie sind alle tot und das ist auch gut so. Was ist übrigens mit mir? Ich hoffe, ich stehe nicht unter Verdacht? Ich kann dir versichern, dass ich die Opfer nie getroffen habe.«

»Nein, du stehst nicht unter Verdacht, keine Angst. Obwohl du nicht der Erste wärst, der den Fund einer ­Leiche meldet, die er selbst dort hingelegt hat.« Er zwinkerte Tom zu. »Ich glaube nicht, dass du als Täter infrage kommst! Was hat dich eigentlich hierher verschlagen? In diese Einöde? Ein Typ wie du hier bei uns auf dem Land? Vollkommen ungewöhnlich!«

»Das Übliche. Burn-out! Ich muss irgendwo zur Ruhe kommen. Zwanzig Jahre New York, Berlin und die Kunstszene killen jegliche Kreativität. Auch meine. Ich konnte nicht mehr so weitermachen wie bisher.«

»Aber warum gerade hierhin? Wer zieht denn freiwillig in ein gottverlassenes Gesindehaus am Ende des Deichs im Niemandsland? Und dann noch im Winter?« Heiko trank einen Schluck des heißen Tees und lehnte sich zurück ins Sofa.

»Meine Familie väterlicherseits kommt ursprünglich aus dieser Gegend. Ich fühle mich hier wohl. Es fühlt sich an wie ein Zuhause, oder als ob es eines werden könnte. Das habe ich von Anfang an so empfunden. Mein Großvater war außerdem nach dem ersten Weltkrieg für einige Monate hier. Er hatte geschäftliche Verbindungen zur Zementfabrik und hat mir in meiner Kindheit oft davon erzählt. Er besaß eine Zinkfabrik in La Salle in Illinois. Die Zementfabrik in Hemmoor hatte dort seit 1910 eine Dependance und mein Großvater Edmund war zeitweise ein Teilhaber. Aber durch den Ersten Weltkrieg und die Inflation ging alles den Bach runter. Edmund tat alles, um die Fabrik zu retten, kam 1923 nach Deutschland, um Geschäftsbeziehungen zu pflegen, und lebte für einige Monate hier in der Gegend, in der Villa des Fabrik­besitzers. Da werde ich in den nächsten Tagen mal hinfahren, solange das gute Wetter anhält. Ende der Achtzigerjahre wurde das Fabrikgebäude abgerissen und die Kreidegrube zugeschüttet. Ich glaube, man hat einen See daraus gemacht.«

Heiko nickte. Der Kreidesee war sehr beliebt bei Tauchern, wenn auch gefährlich. Seit seiner Kindheit hatte er immer wieder entsprechende Schlagzeilen in den »Stader Nachrichten« gelesen.

»Im Grunde kenne ich diese Gegend schon seit meiner Kindheit aus den Beschreibungen meines Großvaters und wollte immer hierhin. Mein Anwalt in Berlin kennt den Besitzer dieses Hauses, et voilà, eins kam zum anderen. Ich entschloss mich kurzerhand, Berlin zu verlassen und es mit dem Landleben zu probieren. Dass ich allerdings eine Leiche finden würde, hätte ich nicht gedacht. Aber ich habe sie ja auch nicht gefunden, das war Schoko.« Der Hund spitzte die Ohren, bewegte sich aber nicht. Tom sah lächelnd auf den Rücken des Hundes. »Ein seltsamer Begleiter, ich weiß. Frag mich nicht, was in seinem Kopf vorgeht, aber er bekommt alles mit.«

»Offensichtlich! Und er mag Clara Jolcke.«

Tom sah ihn an. »Ja, das ist mir auch aufgefallen. Man kann allerdings nicht behaupten, dass das auch für ihre Schwester gilt, von der hat er sich zumindest fernge­halten. Seltsam, ich fand sie sehr nett. Ich habe sie heute zufällig kennengelernt.«

Heiko schaute ihn erstaunt an: »Wie hast du das denn geschafft? Letzte Woche wussten wir nichts von ihr, und du triffst sie eher als der leitende Kommissar. Als ich sie vorhin besuchen wollte, schlief sie im Garten.«

»Reiner Zufall. Ich war mit Schoko unterwegs und habe mir heute Mittag das alte Haus noch mal angesehen, Clara Jolckes Wagen war nicht da, und ich dachte, ich schau mich mal um. Das war ja letzte Woche in dem Regen nicht möglich.«

Er lachte.: »Hört sich ganz nach Schnüffelei an, ich gebe es zu. Aber man findet ja nicht jeden Tag eine Leiche, wer weiß, was da alles auf dem Hof abgeht. Oder was du da sonst noch finden wirst. Wie auch immer. Luisa von Bassen kam natürlich ausgerechnet in dem Moment zurück, als ich durch die Fenster des Nebenhauses schaute, in dem sie wohnt. Sie kam von einer medizinischen Massage im Nachbarort, und ihre Physiotherapeutin Gloria Fuchs hat sie in einem Van zurückgebracht. Sie sieht ihrer Schwester ein bisschen ähnlich, allerdings ist Luisa die Goldmarie und Clara die Pechmarie. Sehr gepflegt, zugewandt, aufmerksam, stillvoll, kultiviert und überhaupt nicht verbittert. Erstaunlich bei ihrem Zustand. Sie hat mich zum Tee eingeladen und wir haben eine Weile geplaudert. Sie war letzte Woche, als ich die Leiche gefunden habe und wir bei ihrer Schwester waren, gar nicht zu Hause, sondern bei ihrer Physiotherapeutin.«

»Gloria Fuchs? Wirklich? Gloria ist Luisa von Bassens Pflegerin?«

»Die beiden schienen sehr vertraut miteinander, hatte ich den Eindruck.« Tom nickte. »Kennst du sie?«

Heiko verdrehte die Augen. »Rote Haare, Ende dreißig, ein Meter achtzig, Modell männermordender Vamp?«

Tom lachte laut auf. »Besser kann man sie nicht beschreiben. Ich dachte, sie verschlingt mich auf der Stelle!«

Kann ich verstehen, dachte Heiko. »Gloria und ich kommen aus demselben Dorf und sind zusammen auf das Gymnasium in Stade gegangen. Sie war mal meine beste Freundin und hat mir sehr bei meinem Coming-out geholfen.«

Okay, jetzt war es raus: Ein schwuler Kommissar in der Einöde zu Besuch beim attraktivsten Mann, den er seit Jahren gesehen hatte. Heiko wäre am liebsten im Erdboden versunken. Tom lächelte kurz. Offensichtlich kein Problem für ihn.

»Wir haben uns nach der Schule aus den Augen verloren, ganz einfach. Es gab keinen Streit. Unterschiedliche Interessen, das Leben verändert sich und wir uns auch. Sie ist allerdings im Landkreis bekannt und lässt nichts anbrennen, wenn du verstehst, was ich meine. Ein hungriges Monster! So hat sie sich selber mal bezeichnet! Ab und zu sehe ich sie in Stade auf dem Wochenmarkt. Wir grüßen uns, mehr nicht. Was ihren Job betrifft, da soll sie ziemlich gut sein.«

»Den Typ kenne ich gut. Solche Frauen sind nichts für mich. Und im Moment bin ich nicht auf der Suche. Bin irgendwie kein Beziehungstyp, scheint mir. Und du?«

Heiko wich Toms Blick nicht aus. »Ich offensichtlich auch nicht. Finde mal einen guten Mann in diesem Landkreis. Die fallen nicht vom Himmel.«

Tom schaute ihn aus klaren grünen Augen an. »Ich kenne mich zwar mit Männern nicht aus, aber glaube mir, es gibt keinen großen Unterschied, ob du auf Männer oder Frauen stehst. Die guten sind einfach rar gesät. Egal wo auf der Welt und ob Stadt oder Land, das macht da auch keinen Unterschied. Und Traumprinzen existieren genauso wenig wie Traumfrauen. Möchtest du noch einen Schuss Rum in deinem Tee? Du bist doch jetzt sicher nicht mehr im Dienst.«

Heiko nickte zur Bestätigung. Tom stand auf, ging in die kleine Küche und machte eine Flasche auf. »Dieser hier ist echt gut … und er wärmt auch die Seele.« Er gab Heiko die Flasche. Heiko starrte auf das Etikett: Mount Gay Rum! Sollte das ein Witz sein? Heiko sah Tom an, deutete auf das Etikett und beide brachen in schallendes Gelächter aus. Schoko drehte sich um, kam zu Tom, sah ihn fragend an und setzte sich dann direkt vor ihn. Tom lachte immer noch.

»Alles okay, Dicker. Wir begießen nur eine Männerfreundschaft!«

Er kraulte Schokos Ohren, der dann zu Heiko ging, sich vor ihn setzte und wartete, bis der ihm über den Kopf strich. Den Hund sollte einer verstehen. Es schien so, als sei Heiko jetzt Teil seines Rudels.

Beide Männer schütteten einen großen Schuss Rum in ihre Tassen und tranken dann schweigend. Es war ruhig, friedlich. Heiko entspannte sich. Es gab kein Geheimnis zwischen ihnen. Sein Blick streifte durch den Raum. In dem offenen Durchgang zur Küche hing ein Dartspiel. Er stand auf und sah es sich aus der Nähe an. »Wow, das ist ein original englisches Sammlerstück aus dem neunzehnten Jahrhundert«, stellte er anerkennend fest.

»Kennst du dich damit aus?«, fragte Tom.

Heiko nahm die drei Pfeile aus der Scheibe, ­positionierte sich am Ende des Raumes, sechs Meter entfernt von der Dartscheibe. Die Pfeile trafen alle drei mit Präzision und erstaunlicher Geschwindigkeit die Mitte.

»Das beantwortet wohl meine Frage.« Tom stand auf und pfiff anerkennend durch die Zähne. »Fucking amazing.« In seinem Blick lag Bewunderung.

»Habe ich schon als Kind gerne gemacht, später kam dann Bogenschießen dazu. Hast du das mal gemacht? Coole Sache. Zeig ich dir gerne bei Gelegenheit. Hier auf dem Deich ist ja genug Platz.«

Die beiden warfen ein paar Runden und setzten sich wieder auf das Sofa. Tom trank einen Schluck. »Da muss ich wohl noch ein bisschen üben, du bist ja ein richtiger Meister. Was meintest du übrigens vorhin mit den Buchstaben und den Kreideresten im Mund der Leichen. War das bei allen der Fall? Welche Buchstaben? Lateinische Schrift? Oder sind das Informationen, die du nicht weitergeben darfst?«

»Eigentlich nicht für deine Ohren bestimmt und unter Ausschluss der Öffentlichkeit.« Heiko seufzte. »Aber ich komme da im Moment nicht weiter. Ich ermittle gerade allein in diesem Fall. Meine Chefin hatte einen Unfall und liegt im Koma. Es wird also dauern, bis sie wieder einsatzfähig ist, und die Kollegin, die mich unterstützen sollte, hat mich ebenfalls sitzen lassen.« Er winkte ab. »Das ist wirklich mein erster großer Fall, so viele Mörder laufen hier nicht rum, zumindest von denen ich weiß. Aber Spaß beiseite. Bei allen Leichen haben wir Kreide im Mund- und Rachenraum gefunden. Der Mörder hat sie eindeutig dort platziert. Was er uns damit sagen will, ist mir bisher ein Rätsel, denn Kreide ist kein Symbol für irgendetwas, soviel ich weiß. Ich habe da noch nichts gefunden.«

»Aber natürlich ist es ein Symbol, zumindest in der Traumdeutung.« Tom beugte sich vor. »Lach nicht, aber Traumdeutung gehört zu meinen Interessen, neben der Biologie und der deutschen Geschichte.« Er hob die Augen­brauen. »Ich bin eben doch ein Nerd. Sorry. Kalk – Kreide ist eine seiner Formen – wird im Traum als Symbol für begrabene Hoffnung gedeutet und auch als Warnung, besonders aufmerksam zu sein. Worauf will der Mörder aufmerksam machen? Wen will er warnen und um welche Hoffnungen, die offensichtlich zerstört wurden, geht es? Alle Opfer kommen aus der Gegend, alle sind mit Clara Jolcke verbunden. Aber haben sie untereinander auch eine Verbindung? Kannten sie sich eventuell, gibt es da eine Connection, von der du noch nichts weißt? Da gibt es doch diesen Ausdruck Kreide fressen. Bedeutet das nicht, dass man seine Stimme verstellt, die Unwahrheiten sagt? Vielleicht haben die Opfer etwas verschwiegen oder gelogen? Aber bei Kalk fällt mir noch etwas ein. Was hat diese Region über ihre Grenzen hinaus bekannt gemacht?«

»Äpfel? Landwirtschaft? Langeweile?«

Tom verdrehte die Augen. »Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht. Natürlich die Industrie. Die Zement­fabrik. Überleg mal, was hier im letzten Jahrhundert los war. Wie viele Menschen von der Fabrik lebten. Es wurde sogar eine eigene Eisenbahnlinie für den Transport gebaut. Es gab internationale Kooperationspartner. Selbst für den Sockel der Freiheitsstatue wurde Zement aus dieser Fabrik geliefert. Nicht nur für die Menschen aus dieser Gegend war die Fabrik wichtig, sondern auch für die gesamte deutsche Industrie.« Tom überlegte kurz.

»Wundere dich nicht, dass ich so viel darüber weiß, denn schließlich komme ich aus der Familie, die mit der Zementfabrik zusammengearbeitet hat. Vielleicht sollte ich da mal Unterlagen anfordern. Morten inc. gibt es zwar nicht mehr, aber alle Dokumente wurden aufbewahrt. Unsere Familie und das Unternehmen haben selbst ein kleines Museum in La Salle.« Seine Stimme nahm einen traurigen Klang an. Oder war es eher Resignation? »Mein Vater hat alles in den Sand gesetzt und meine Mutter war eh nur am Alkohol interessiert. Mich trifft da natürlich selbst auch eine gewisse Schuld. Für mich zählte nur die Kunst. Außerdem war die Zeit der Zinkgewinnung fast schon vorbei, als ich auf die Welt kam. Und kannst du dir vorstellen, wie ich in Anzug und Krawatte am Schreibtisch sitze? Also, worauf ich eigentlich hinauswollte: Woraus wird Zement gemacht? Im Wesentlichen aus Kalk und Ton, und die kamen beide aus Hemmoor und der Umgebung.«

Tom strich sich nachdenklich mit der Hand übers Kinn und fuhr dann fort: »Und gibt es wirklich nur einen Mörder, der alle vier Opfer umgebracht hat? Es kann ja auch jemand sein, der die Vorgehensweise bei den Morden an den beiden Männern übernimmt, sie nachahmt – in den USA nennen wir das Copycat –, um den neuen Mord Clara Jolcke in die Schuhe zu schieben.« Tom stand auf, ging zum Kamin und legte ein Holzscheit nach. »Aber das ist auch Quatsch, denn es gibt ja noch diesen ehemaligen Kommissar, der ja auch gezeichnet ist.«

Tom überlegte. »Nein, es hört sich so an, als ob du einen Täter hast, der wohl seit Jahrzehnten mordet. Die Frage ist, ob und was hat Clara Jolcke damit zu tun, wenn sie nicht die Mörderin ist? Wenn sie es aber ist, dann ist sie richtig gut, denn es gibt ja keine nachweisbaren Spuren. Du hast also wenig in der Hand, außer dass die Kreide auf die alte Fabrik hinzuweisen scheint, und die ist seit den Achtzigerjahren geschlossen. – Welche Buchstaben sind es denn?«

»Die machen bisher noch nicht viel Sinn. H bei Christian Cordes, V bei Petra Harlor und ein W bei Johann Jolcke, alle eingeritzt auf der linken Wange der Opfer, nur bei Jolckes Freund nicht. Es sind jedenfalls nicht die Anfangsbuchstaben der Namen. Bestimmt haben sie einen besonderen Sinn, aber der erschließt sich mir noch nicht.«

Tom lachte »Das wäre auch zu einfach. Hoffentlich kommen nicht noch mehr Leichen dazu, sonst wird mir die Gegend langsam unheimlich. Ich denke, durch die Kreide, die hier so wichtig war, sind alle Morde miteinander verwoben, aber du bist der Fachmann und ich nur Bildhauer.«

»Mit einer erstaunlich guten Kombinationsgabe! Lass mich mal in Ruhe über alles nachdenken.«

Heiko gähnte. Er konnte den Alkohol im Blut spüren, sein Kopf wurde schwer. »Langer Tag! Ich sollte langsam los.« Er schaute auf die Uhr. Es war fast neun. Er gähnte noch mal. »Sorry, oh Mann, der Rum hat es in sich! Ich glaube, ich brauche ein Wasser.«

»Na, du bist ja wirklich keinen Alkohol gewöhnt.« Tom lachte. »Kommt wahrscheinlich daher, dass du so fit bist, da verträgt der Körper ihn nicht so gut. Bei mir wirkt er ja eher stimulierend und ich rede wie ein Wasserfall. Ich mache dir einen Espresso, der wird dich fit für die Rückfahrt machen.«

Tom ging in die Küche und setzte Wasser auf. Er drehte sich um. »Ich werde in den nächsten Tagen mal zu dieser Zementfabrik fahren. Solange die Sonne scheint, muss ich das ausnutzen. Schließlich habe ich mir ja heute nicht umsonst ein Fahrrad gekauft.« Er grinste. »Der nächste Regen kommt bestimmt.«

Asta

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