Читать книгу Die Pferdelords 12 - Der Ritt zu den goldenen Wolken - Michael Schenk - Страница 7
Kapitel 5
ОглавлениеNur die wenigen in Nedeams Amtsraum kannten den Grund, warum die Elfen so rasch wieder verschwunden waren und warum es kein gemeinsames Gelage im großen Saal geben würde. Gerüchte schwirrten durch die kleine Festung, doch die Handvoll Eingeweihter hütete sich, etwas von ihrem Wissen preiszugeben.
Keiner von ihnen achtete darauf, dass sich die Nacht auf die Hochmark senkte. Durch die offenen Fenster drang der gedämpfte Lärm der Stadt, in der die Bewohner ahnungslos das Erntefest begingen. Im Amtsraum herrschte keine Spur von Frohsinn. Neliana lag schlummernd nebenan in ihrem Bett und wusste nicht, welche Sorgen ihre Eltern und deren Vertraute plagten.
Arkarim und Fangschlag waren hinzugekommen und beide waren fassungslos, was man ihnen eröffnete.
Das mächtige Rundohr stieß ein grimmiges Knurren hervor. „Spitzohr ist Spitzohr. Keinem davon ist zu trauen. Sie sind verschlagen und hinterlistig, das eine wie das andere. Ob Elf oder Ork, sie haben keine Ehre.“ Er wandte sich Llaranya und den Geschwistern zu und seine rötlich gelben Augen schienen zu glühen. „Euch mag mein Groll nicht treffen, denn ihr seid von Ehre.“
„Ich denke, im Augenblick ist keiner von uns gut auf die Elfen zu sprechen.“ Der Erste Schwertmann Arkarim starrte düster auf das Banner Nedeams. „Dem Untergang geweiht … Wahrhaftig, ist den Elfen zu glauben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass …“
„Elfen können nicht lügen“, wandte Lotaras ein. „Wenn du sie direkt fragst, so müssen sie die Wahrheit sagen. Es liegt in ihrer Natur.“
„Die Finsteren Abgründe mögen sie verschlingen“, murmelte Arkarim.
„Sie drohen uns alle zu verschlingen.“ Nedeam schenkte sich etwas Wasser ein und trank durstig. „Nun gilt es zu überlegen, wie wir dem entgehen können.“
„Wie die Elfen. Mit Schiffen.“ Lotaras deutete auf die Karte. „Holz gibt es reichlich und die Alnoer verstehen sich auf den Schiffsbau.“
„Das tun sie“, bestätigte Nedeam. „Doch wir müssen uns darüber im Klaren sein, wovon wir sprechen. Die Menschen der Reiche von Alnoa und Julinaash, die Barbaren der Sandclans und unsere Freunde, die Zwerge … Sie alle müssen gerettet werden. Nicht nur das Pferdevolk.“
„Vergiss die Lederschwingen nicht“, erinnerte Llaranya.
„Und die krebsartigen Irghil im fernen Land von Jalanne“, fügte Arkarim hinzu.
„Bei allen Abgründen, es sind so viele Leben, die es zu retten gilt“, seufzte Nedeam. „Wie soll man das bewerkstelligen? Es sind Hunderttausende. Wie viele vermag ein Schiff zu tragen?“
„Und nicht nur das.“ Lotaras schlug auf die Karte. „Wohin können wir uns retten? Welche neuen Ufer stehen für uns bereit?“
„Wir brauchen Schiffe und wir brauchen ein neues Land“, fasste Llaranya zusammen.
„Ich weiß nicht, ob wir ein Land besorgen können.“ Nedeam lächelte schwach. „Aber Schiffe lassen sich immerhin bauen. Doch das wird der gemeinsamen Anstrengung aller Völker bedürfen und wir dürfen noch etwas nicht vergessen, was die Elfen zu Recht erwähnten: Wenn der Schwarze Lord von unseren Anstrengungen erfährt, dann wird er die Grenzen bestürmen und wir alle wissen, wie sehr er in den letzten Jahreswenden erstarkt ist.“
Arkarim räusperte sich. „Wir sollten uns Rat holen. Ich denke da an den guten Grauen Marnalf, der ja seit einigen Jahreswenden dem König von Alnoa dient. Er ist ein langlebiges Wesen und ein Magier. Sein Rat könnte hilfreich sein.“
„Wir können einen Blinkspruch über die Signalstationen senden oder einen Boten schicken. Aber ein paar Tageswenden wird es dauern, bis er eintreffen kann.“
Nedeam lachte auf. „Nicht bei Marnalf. Er hat eine besondere Art, zu reisen.“
„Wenn wir ihn denn überhaupt sofort erreichen.“ Lotaras zuckte mit den Schultern. „Er ist noch immer ein wissbegieriges Wesen und des Öfteren in den fernsten Marken unterwegs.“
„Nun, wenn wir diese Gefahr überstehen wollen, so brauchen wir nicht nur unsere Fertigkeiten und die unserer übrigen Freunde, sondern wohl auch ein wenig Glück.“ Nedeam blickte zur Decke des Raumes empor. „Mit dem ersten Tageslicht werde ich einen Blinkspruch an Marnalf senden.“