Читать книгу Die Pferdelords 12 - Der Ritt zu den goldenen Wolken - Michael Schenk - Страница 9
Kapitel 7
ОглавлениеDas Haupthaus der Festung von Eternas wurde von dem Signalturm überragt, der im Verlauf der Jahre manche Veränderung erfahren hatte. Nach einem Beben, welches die Burg teilweise erheblich beschädigt hatte, war er neu errichtet worden. Seine Konstruktion ragte höher auf und war inzwischen überdacht. Auf der Plattform standen ein modernes Langauge sowie das eigentliche Signalgerät. Dieses bestand aus einem System justierbarer Spiegel und einer starken Brennsteinlampe. Inzwischen nutzte man ein Sprachsystem aus kurzen und langen Lichtblitzen, mit dem detaillierte Nachrichten über mehrere Ketten von Signalstationen bis zu den fernsten Winkeln der befreundeten Reiche übermittelt werden konnten.
Marnalf, der gute Graue, hatte seine eigene Methode, die Signaltürme zu nutzen. Er tat das selten, denn er hinterließ stets eine Spur des Schreckens. Welche Gabe ihn dazu befähigte, wusste er selbst nicht zu beschreiben, doch er konnte sich in einen Lichtblitz verwandeln und auf diese Weise zwischen den Spiegeln reisen. Man konnte sich die Empfindungen der auf den Signaltürmen postierten Männer vorstellen, wenn das Graue Wesen aus einem Blitz materialisierte, freundlich grüßte und schon im nächsten Augenblick wieder verschwand.
Es war sicher die schnellste Möglichkeit, zu reisen, und als Marnalf unvermittelt auf dem Signalturm von Eternas erschien, erschraken die dortigen Posten beinahe zu Tode, obwohl Nedeam sie auf die Fähigkeiten des Magiers hingewiesen hatte. Jetzt war die Ankunft auch an diesem nicht spurlos vorübergegangen. Seine grauen Haare waren versengt und der modische Überwurf seiner Bekleidung glimmte an einigen Stellen. An der Spitze seines Knotenstabes flackerte eine Flamme, die er mit einer beiläufigen Geste zum Erlöschen brachte.
„Verzeiht mein ungebührliches Auftreten, ihr guten Herren“, entschuldigte er sich bei den Schwertmännern. „Ich fürchte, zwei Nachrichten haben sich überkreuzt, und mein Erscheinen hat darunter ein wenig gelitten. Licht kann nicht nur Dunkelheit erhellen und Nachrichten übermitteln, werte Herren Pferdelords. Es kann sich auch als tödliche Gefahr erweisen.“
Einer der Schwertmänner lächelte nun. „Wohl gar wie bei den kristallenen Brennschüsseln des Zwergenvolkes, hoher Herr Marnalf?“
Der Magier lachte gut gelaunt. „Wahrhaftig, man sollte euch Krieger des Pferdevolkes nicht unterschätzen. Wenn ihr mich nun dem Pferdefürsten melden wollt? Man teilte mir mit, es sei wohl sehr dringlich, und so habe ich mich nach Kräften geeilt.“
Marnalf war ein Graues Wesen und seine Art war zu Feinden der Menschen geworden. Doch das war nicht immer so gewesen. Seit vielen Jahrtausenden hatten die Weißen Magier in ihren drei Türmen über das Wohl der Völker gewacht und die Grauen Zauberer waren ihre Gehilfen, die umherreisten und ihre Herren mit allerlei Informationen versorgten. Inzwischen wusste man, dass sie bei Weitem nicht so harmlos gewesen waren, wie ihr Auftreten dies vermittelt hatte. Die Magier senkten einst eine Art von Lethargie in die Völker, die diesen das Interesse nahm, sich weiterzuentwickeln. Erst als die Macht der Türme geschwunden war, wurden Klarstein und Dampfmaschine entwickelt und ersetzten Signalgeräte die althergebrachten Signalfeuer. Zudem hatten die Grauen Wesen nach Menschen Ausschau gehalten, die über die Gabe der Magie verfügten. Wer sie besaß, der musste sich den Grauen anschließen oder verschwand spurlos. Mit dem Krieg gegen den Schwarzen Lord waren die Zauberer zu dessen Dienern geworden. Nur Marnalf hatte dem widerstanden und seine Gaben in die Dienste der Menschen gestellt. Man sah in ihm stets ein unheimliches Wesen, doch es war unbestritten sein Verdienst, dass inzwischen viele seiner Art den Tod gefunden hatten.
Als Marnalf in Nedeams Amtsraum von den Neuigkeiten erfuhr, stieß er eine Serie erbitterter Flüche aus und schalt sich selbst einen Narren. „Ich hätte es ahnen müssen. Wahrhaftig, ich habe die Zeichen doch selbst bemerkt. Wohl jeder von uns. Sie waren ja auch nicht zu übersehen.“
Er stieß den schweren Knotenstab mehrmals wütend auf den Boden, bis Llaranya sich räusperte und mahnend in Richtung des Raumes wies, in dem Neliana schlief. Der Magier nickte und atmete mehrmals tief durch. Dann trat er an Nedeams elfische Karte und tippte mit dem Finger auf verschiedene Stellen. „Denkt an die Zerstörungen, die schon von einigen der Beben angerichtet wurden. Zum Beispiel in Gendaneris, der Hafenstadt. Zu jener Zeit, als die Schwärme der See die Ältesten der Elfen entführten. Damals wurde der elfische Gelehrte Mionas verschüttet und konnte nur mit Mühe gerettet werden. Dann die nachfolgenden Beben, welche die Hauptstadt Alneris trafen, die Stadt Nerianeris dem Erdboden gleichmachten und sogar bis in eure Hochmark zu spüren waren.“
„Das Beben traf die Feste schwer. Das Haupthaus und der Signalturm stürzten ein und die Herrin der Hochmark, die Hohe Dame Larwyn, starb“, erinnerte sich Nedeam mit trauriger Stimme.
„Sie war eine sehr beachtenswerte Herrin.“ Marnalf stützte sich leicht auf seinen Stab. Eine Angewohnheit, die ihn weitaus gebrechlicher wirken ließ, als er tatsächlich war. Er hatte das Aussehen eines gütigen alten Großvaters, doch die Agilität eines jungen Kriegers. „Wo war ich? Ah ja. Schließlich das große Beben, welches den Spaltpass in die Berge schnitt.“ Das Graue Wesen berührte wiederholt die jeweiligen Orte. „Wartet. Lasst mich einen Moment überlegen. Wir Magier studieren die Natur seit unendlichen Jahreswenden und … Ja, natürlich. Zeit und Ort sind entscheidend.“
Die anderen beobachteten gespannt, wie der Finger Marnalfs über die Karte fuhr und unsichtbare Linien zog. „Es muss hier aufeinanderstoßen“, murmelte er. „Von der Bucht von Gendaneris im Südwesten bis hin zur Bucht von Ciritharn im Nordosten. Über Alneris. Alneris, ja. Bei allen Finsteren Abgründen, das muss es sein.“ Er fuhr herum und blickte die anderen erregt an. „Ihr alle kennt die Stadt Alneris, die Hauptstadt des Königreiches von Alnoa. Nun, von unserem verehrten Waffenbruder Fangschlag einmal abgesehen. Aber führt euch vor Augen, dass die Stadt in einem hohlen Bergkegel liegt. Und dass sich ein See inmitten dieses Hohlberges befindet.“
„Das wissen wir“, bestätigte Nedeam. „Aber sagt, Freund Marnalf, was habt Ihr entdeckt? Was erregt Euch so?“
„Ich denke, ich habe die Ursache dessen herausgefunden, warum das Land versinken soll.“ Der Magier ging zu dem kleinen Schränkchen und ließ sich von Llaranya einen Becher mit Wasser einschenken, den er durstig leerte. „Feuer und Wasser, ja, das ist die Lösung“, sinnierte er. Er bemerkte die Anspannung in den Gesichtern und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Seht es mir nach, doch ich muss all dies selber erst fassen. Es lag zum Greifen nahe vor meinen Augen und doch habe ich es nicht erkannt. Also gut. Alneris liegt in einem hohlen Berg, der dadurch entstanden ist, dass vor vielen Jahrtausendwenden Feuer aus dem Inneren der Erde emporstieg und die Spitze des Berges und sein Inneres herausgesprengt hat.“
„So wie beim Sprengpulver der Orks?“, hakte Arkarim nach.
„So ähnlich, nur dass hier kein Pulver im Spiel war. Im Inneren der Erde gab es Feuer, welches sich seinen Weg nach draußen suchte. Ein Ventil, wie ihr es von den Dampfmaschinen her kennt. Es sprengte den Berg und das Feuer erlosch und die Feuerstelle füllte sich mit Wasser. Sehr viel später haben die Alnoer die Stadt Alneris in diesem Krater erbaut, dessen Herkunft sie nicht kennen.“
Nedeam kratzte sich unsicher im Nacken. „Verstehe ich es richtig, dass Ihr meint, das Feuer brenne noch immer im Verborgenen und werde den Berg und die Stadt Alneris erneut, äh, sprengen?“
„In der Tat, so ist es. Allerdings gibt es dabei noch andere Dinge zu berücksichtigen. Doch euch dieses Wissen zu vermitteln, das würde Grundkenntnisse erfordern, zu deren Vermittlung uns die Zeit fehlt. Zudem spielen sie auch keine Rolle. Entscheidend ist alleine, dass tief unter der Erde ein Feuer grollt und es sucht sich erneut seinen Weg.“
„Alneris.“
„Es hat ihn noch nicht endgültig gefunden“, schränkte das Graue Wesen ein. „Wohl auch, weil die alte Feuerstelle im Hohlberg von Alneris erkaltet ist und einem Korken gleicht, welcher ein Gefäß verschließt. Also sucht sich das Feuer noch seinen Weg und dabei lässt es die Erde beben.“ Marnalf schritt eifrig zur Karte und zog abermals die Linien mit seinem Finger. „Es sucht sich seinen Weg dort, wo die Erde dünn ist. Entlang der Flussbetten.“
Fangschlag verzog die Lefzen. „Der Spaltpass brach durch die Berge des Uma´Roll, Graues Wesen. Ich würde die Erde in den Bergen nicht als dünn bezeichnen. Sie ist felsig, hart und sehr, sehr dick.“
„Natürlich hast du recht. Aber der neue Spaltpass liegt genau auf der Bruchlinie zwischen der Bucht von Gendaneris und der Bucht von Ciritharn. Wie auch immer es geschah, dort war die Gewalt so groß, dass die Berge beim großen Erderzittern aufbrachen und so der Spaltpass entstand.“
„Dann wird das Feuer auch dort hervorbrechen“, wandte Nedeam ein.
„Vielleicht tut es das, aber ich glaube eher, dass es in Alneris geschieht.“ Marnalf sah die anderen ernst an. „Und wenn das geschieht, dann wird es dieses Land zerreißen und alles wird im Meer versinken.“
Für eine Weile herrschte betroffenes Schweigen im Raum.
„Dann haben die Elfen wahr gesprochen“, sinnierte Nedeam.
„Elfen können nicht lügen“, meinte Marnalf eher unbewusst. „Eines der wenigen Dinge, auf die man vertrauen kann.“
„Dennoch haben uns diese edlen Wesen im Stich gelassen“, stieß Arkarim wütend hervor.
„Daran gibt es keinen Zweifel.“ Noch immer lag Trauer in Llaranyas Stimme.
„Nun, meine Freunde, wir sind hier versammelt, weil es nicht um das Schicksal der Elfen geht, sondern um das unsere.“ Nedeams Stimme klang entschlossen. „Wir brauchen viele Schiffe, denn wir wollen die Völker vor dem Untergang bewahren. Doch das wird uns nur gelingen, wenn wir allesamt zusammenarbeiten und uns gleichzeitig der Orks erwehren.“
„Sie werden kommen und sie werden kämpfen.“ Fangschlag bleckte nun die Fänge und etwas Geifer sickerte über seine Lefzen. „Wenn sie erkennen, was ihr beabsichtigt, dann wird es kein Halten geben. Sie werden kommen und sich euer Leben und eure Schiffe nehmen.“
„Ja, das werden sie versuchen“, stimmte Nedeam zu. „Und wir werden dies mit all unseren Kräften und unserem Blut verhindern.“
„Doch dazu bedarf es eines erneuten Bundes aller Völker“, wandte Marnalf ein. „Sie müssen von dem drohenden Untergang erfahren und mit uns beraten, was zu tun ist, damit wir uns alle retten können.“
„Wir brauchen eine Versammlung!“, rief Arkarim. „Einen gemeinsamen Rat.“
Lotaras hatte bislang mit seiner Schwester Leoryn schweigend zugehört und nichts zum Gespräch beigetragen. Die Geschwister schienen auf besondere Weise unter dem Bruch mit dem elfischen Volk zu leiden. Dies war nur zu verständlich. Das gemeinsame Glück von Nedeam und Llaranya musste ihnen stets vor Augen führen, worauf sie verzichtet hatten. Es sei denn, sie entschlossen sich, einen sterblichen Partner zu erwählen. Nun räusperte sich der junge Krieger. „Bedenkt die Völker und die langen Wege zwischen ihnen. Es wird Zeit brauchen, sie zusammenzurufen.“
„Zunächst müssen wir die Könige und Fürsten an einem Ort versammeln.“
„Hier in der Hochmark“, schlug Arkarim vor. „Sie liegt geschützt und niemand wird die Versammlung stören.“
„Sosehr ich dazu neige, dir zuzustimmen, Arkarim, so müssen wir dennoch bedenken, wie unterschiedlich weit die Wege für die Teilnehmer der Versammlung sind.“ Nedeam schüttelte den Kopf. „Zudem wird die Hauptlast aller Arbeit im Königreich von Alnoa zu bewerkstelligen sein. Dort muss man die Schiffe erbauen.“
Marnalf sah auf die Karte. „Für die Versammlung brauchen wir einen zentralen Treffpunkt und hier fällt mein Blick auf Enderonas, die Königsstadt des Pferdevolkes. Später brauchen wir einen Ort, an dem wir alle Fäden zusammenführen, die wir zu einem festen Tuch verknüpfen wollen. Ich schlage dafür die alnoische Hafenstadt Mintris am Fluss Genda vor. Dort werden sich später auch all jene einfinden müssen, die auf den Schiffen in Sicherheit gelangen sollen.“
Es begann eine erregte Diskussion, doch schließlich stimmte man dem Vorschlag des Grauen Wesens zu. „Lasst uns überlegen, welche Zeit wir benötigen, um die Versammlung nach Enderonas einzuberufen, und wann diese zusammentreten kann. Wir brauchen die Zustimmung der Regierenden der Völker, damit wir anschließend mit den eigentlichen Vorbereitungen der großen Flucht beginnen können.“
Nun erhob auch die elfische Heilerin Leoryn ihre Stimme. „Furcht wird in die Herzen der Völker sinken, wenn sie erfahren, was ihnen droht. Angst ist ein entsetzlicher Feind, der dem Körper die Kraft raubt und der Seele die Entschlusskraft nimmt.“
„Die Elfin hat recht“, knurrte Fangschlag. „Würden die Spitzohren von dem Unheil erfahren, so würden sie vor Angst unter sich machen und wären zu keiner vernünftigen Handlung fähig.“ Er lachte bellend. „Was eigentlich auch sonst nicht der Fall ist.“
Nedeam lächelte höflich. „Auch ich halte nicht viel von den kleinen Orks, aber Todesangst kann auch Kraft und Mut verleihen. Vielleicht werden sie erst recht kämpfen, wenn sie wissen, dass sie sich sonst nicht retten können. Doch Leoryn meinte sicher, dass wir die Stimmung im eigenen Volk bedenken sollen. Die Völker müssen die Wahrheit erfahren, doch wenn dies geschieht, sollten wir in der Lage sein, mit einem fundierten Rettungsplan aufzuwarten. Das nimmt viel von der Angst, die sie befallen wird.“
„Zuerst die Versammlung“, erinnerte Marnalf. „Nicht jeder ist dafür geeignet, bei den verschiedenen Völkern Vertrauen zu erwecken. Führen wir sie uns vor Augen: Da wäre das Pferdevolk mit seinem König und den Pferdefürsten der Marken. Sie einzuladen ist kein Problem. Das Gleiche gilt für den König des Reiches von Alnoa und die Könige der Kristallstädte der Zwerge. Danach wird es ein wenig, äh, komplizierter.“ Der Magier zählte mithilfe der Finger auf. „Da wären die Turiks der Sandclans im Westen. Der Turiko der Stämme schätzt die Pferdelords vor allem, weil er ihre Schädel gerne sammelt.“
„Es hat sich gebessert“, murmelte Nedeam. „Es gibt auch Handel zwischen ihnen und der Westmark.“
„Wessen Wort würde der Turiko der Clans genügend vertrauen, um sich in fremdes Land zu begeben?“, fragte der Magier leise.
„Meinem“, seufzte Nedeam. „Wir lernten einander kennen und, äh, respektieren. Der Kerl wollte mich hereinlegen und die Zwerge kamen ihm dazwischen. Da er mit dem Leben davonkam, steht er nun in meiner Schuld.“
„Nun, jetzt ist eine wundervolle Gelegenheit, diese Schuld einzutreiben.“ Marnalf lächelte und hob den nächsten Finger. „Dann wäre da das ferne Reich von Julinaash, hoch oben im eisigen Norden, wo Männer und Frauen sich nur mit zögernder Freundschaft begegnen. Hier wäre wohl die Hohe Dame Llaranya eine geeignete Gesandte, um die Königin der Frauen und den König der Männer in die Wärme unserer Gastfreundschaft zu laden.“
„Damit bleiben noch die Lederschwingen und das Volk der gepanzerten Irghil“, wandte Arkarim ein.
„Die Lederschwingen bestreifen die Ostmark nahe Merdonan.“ Nedeam erinnerte sich an seinen Ritt auf der Schwinge Showaa und ein flüchtiger Plan reifte in ihm heran. „Wenn man auf dem riesigen Turm der alten Ostwache ein farbiges Feuer entzündet, so werden die Streifenflieger der Schwingen es sehen und kommen, um nach dem Grund zu fragen.“
„Ich selbst muss den König von Alnoa überzeugen.“ Marnalf lachte. „Er ist verständig und wird fraglos einverstanden sein. Aber es bleiben noch die gepanzerten Irghil weit im Südosten, wo das einstige Land von Jalanne an die Wüste von Cemenghil grenzt.“
„Wir alle hier haben an der Seite der Gepanzerten gegen die grausamen Magier von Jalanne gekämpft.“
„Zähe und tapfere Krieger“, stimmte Fangschlag zu. „Fast wie ein Rundohr.“
Nedeam legte die Fingerspitzen aneinander. „Ich habe es. Damals kämpften wir, so wie später in Nerianet, an der Seite der siebenten Gardekavallerie von Alnoa. Die meisten von uns kennen ihren Kommandanten, die Hohe Frau Livianya ta Barat. Sie hat das Vertrauen der Irghil und kann ihnen unsere Kunde überbringen.“
„Gut, dann wäre das entschieden“, seufzte Marnalf erleichtert. „Doch wann soll uns die Versammlung in Enderonas zusammenführen?“
„Dort, wo wir die Signalstationen nicht nutzen können oder nicht nutzen wollen, bleiben uns nur die Pferde als Transportmittel. Vorausgesetzt, jeder nimmt eine entsprechende Zahl von Handpferden mit, sodass er sie immer wieder wechseln kann und sie nicht so rasch ermüden …“, überlegte Nedeam.
„Und jedem sei eine Schar als Begleitschutz mitgegeben“, warf Arkarim ein. „Ein einzelner Reiter kann seine Augen und Ohren nicht überall haben und gelegentlich muss er auch schlafen. Ein Teil der Wege ist gefährlich und es gibt Pelzbeißer, Raubkrallen und auch andere Gefahren.“
Nedeam nickte und trat neben Marnalf an die Karte, um die Entfernungen einzuschätzen. „Zu den Sandclans brauche ich vier volle Tageswenden. Llaranya wird wohl einen Zehntag benötigen, bis sie Julinaash erreicht. Ich werde Scharführer Herklund mit einer persönlichen Botschaft in die Ostmark senden. Pferdefürst Mor wird dann das Signal für die Schwingen entzünden. Die Hohe Frau Livianya sollte vier oder fünf Tageswenden unterwegs sein, wenn sie ohne Zögern aufbricht. Die anderen können wir weit schneller informieren. Die Könige und Fürsten werden Zeit brauchen, um sich auf die Reise vorzubereiten. Dann die eigentliche Reise nach Enderonas. Ich schätze, wir können uns frühestens in drei vollen Zehntagen beim Pferdekönig einfinden.“
Erneut berieten sie sich, ob diese Einschätzung wohl realistisch war, und einigten sich vorsichtshalber auf den Zeitraum von anderthalb Monden.
„Wir wissen nicht genau, wann die Katastrophe über uns hereinbricht“, stellte Marnalf abschließend fest. „Die Erderschütterungen häufen sich und werden stärker, aber sie haben noch nicht ein Ausmaß erreicht, bei dem ich befürchten müsste, dass uns keine Zeit mehr bleibt. Ich hoffe, dass uns das Schicksal noch ein paar Jahreswenden gönnt, denn diesen Zeitraum werden wir auch benötigen, wenn unser Vorhaben gelingen soll.“
„Gut. Dann bleibt uns noch die Gelegenheit zu einem Becher Gerstensaft, bevor wir uns zur Ruhe begeben“, stellte Arkarim fest und Nedeam war erleichtert, als die anderen in sein Gelächter einstimmten.
Es bestand Hoffnung und ein jeder von ihnen würde das Seine dazu beitragen, dass aus dem Funken ein loderndes Feuer wurde.