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Vorwort
ОглавлениеIn den letzten zwanzig Jahren spielte die religionsgeschichtliche Forschung wieder verstärkt eine Rolle in der alt- und neutestamentlichen Exegese. Zahlreiche umfangreiche Arbeiten erschienen zu diesem Themenfeld. Die von uns hier vorgelegte Religionsgeschichte will einem breiten Leserkreis den derzeitigen Forschungsstand präsentieren und eine Darstellung der vielfältigen Formen und Funktionen von Religion in Palästina vom Neolithikum bis zur Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 n. Chr. bieten. Wichtig bei diesem auf lange Entwicklungsströme hin angelegten Ansatz ist die Erkenntnis, dass die Religionen des Heiligen Landes nur auf dem Hintergrund der kulturellen und religiösen Entwicklung des Landes verstanden werden können. Zugleich kann dieses Werk als ein einführendes Lehrbuch und als eine Materialsammlung für das Studium der Religionsgeschichte dienen. Unser Ziel war ein möglichst breiter Zugang, der die sozialen, kulturellen und politischen Rahmenbedingungen und Ausdrucksformen von Religionen und Kulten berücksichtigt, welche über die Jahrtausende hinweg von den unterschiedlichen Völkern und Gemeinschaften ausgeübt wurden, die in dem Gebiet Palästinas lebten und die es geschichtlich prägten. Zudem wird vor dem Hintergrund dieses religiösen Pluralismus die Gründungsgeschichte der Weltreligionen Judentum und Christentum skizziert. Ein umfassendes Verständnis der Ursprünge und der frühen Entwicklung dieser beiden – von Anfang an höchst heterogenen – Weltreligionen erscheint uns nur dann möglich, wenn nicht nur die erhaltenen Zeugnisse ihrer literarischen, architektonischen und künstlerischen Produktion, sondern auch ihr übergreifender geschichtlicher Kontext und ihre religiöse, kulturelle, politische und soziale Umwelt Berücksichtigung finden.
Unser methodischer Ansatz versteht sich als historisch-kritisch, indem die archäologischen, epigraphischen und literarischen Quellen, insbesondere aber die hebräischen heiligen Schriften des Judentums, das christliche Alte Testament, durchweg in ihrer jeweiligen historischen Bedingtheit wahrgenommen werden. Ihre Analyse und Interpretation unterliegen überprüfbaren und kommunizierbaren wissenschaftlichen Kriterien auf der Basis des aktuellen Standes der historischen, archäologischen und bibelexegetischen Forschung.
Aus Platzmangel können hier nicht alle relevanten Relikte und Texte gleichermaßen behandelt werden. Es wurde aber versucht, alle für eine Religionsgeschichte relevanten Fundgruppen zumindest zu erwähnen. Ganz bewusst wurde vornehmlich auf Artefakte hingewiesen, die aus Ausgrabungen und nicht aus dem Antikenhandel stammen, weil nur so die Echtheit der Funde garantiert ist. Viele Entwicklungslinien ziehen sich über Jahrtausende hinweg. Vielfach finden sich Literaturangaben zu bestimmten Motivkomplexen etc. bei ihrer ersten Erwähnung.
Die Kapitel 2 bis 17 wurden von Wolfgang Zwickel verfasst, die Kapitel 18 bis 22 von Michael Tilly. Beide Buchteile wurden gemeinsam diskutiert und überarbeitet. Unser Dank gilt der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt, stellvertretend Frau Inga Deventer, für die hervorragende Zusammenarbeit bei der Konzeption und Realisierung dieses Buches. Dorothea Aepler, Sara Kipfer, Mareike Schulz, Christoph Weick und Stefan Höhn verdanken wir die Durchsicht des Manuskripts und wertvolle Anregungen.
Die vorliegende zweite Auflage enthält eine Reihe von Korrekturen und Ergänzungen. Unser Dank gilt den Mitarbeitern Marietta Hämmerle, Daniel Schumann und Johanna Schwarz für die aufmerksame Durchsicht der Druckvorlage.
Mainz und Tübingen im Juli 2012 | Wolfgang Zwickel und Michael Tilly |