Читать книгу Das Mädchen mit den Schlittschuhen - Michael W. Caden - Страница 10

Die Kolonisten

Оглавление

Albert und Karl liebten es, wenn ihr Vater von Elbing erzählte, von Mattendorf, der Pangritzkolonie, den alten Giebelhäusern und vom Leben unweit des Meeres. Für eine Weile konnten sie eintauchen in eine Welt weit weg vom ostpreußischen Landleben.

Zumeist begannen seine Geschichten immer mit dem gleichen Satz: »Wisst ihr, in Elbing bewohnten wir ein kleines Haus zwischen der Brauerei und Mattendorf. Das war eine Straße, an der die Leute Plinsen nur auf einer Seite buken … «

Danach folgten zumeist immer ein paar Fragen.

»Wisst ihr, was das heißt?«

Karlchen wusste, wie man Frösche zum Platzen brachte oder wieso eine klotainische Kuh mehr Milch lieferte als ihre Kollegin aus Wernegitten. Albert besaß außergewöhnliche Kenntnisse darüber, wo es in der Simser die besten Flusskrebse gab und wie man einen kapitalen Hecht ausmachen konnte. Aber was es mit den Plinsen in Elbing auf sich hatte, davon hatten die beiden nicht den geringsten Schimmer.

»Also ihr Lorbasse, das bedeutet, dass die Häuser nur auf der nördlichen Straßenseite gebaut waren.«

Willi lehnte sich gemütlich zurück.

»Und warum Matten?«

»Weil auf den ersten kleinen »Arme-Leute-Häusern« die Dächer mit Matten gedeckt waren, die von Getreideschiffen am Hafen in Mengen liegen gelassen worden waren«, antwortete Karlchen wie aus der Pistole geschossen.

»Woher weißt du das denn?«

»Du hast uns schon einmal davon erzählt«, grinste Karl.

Willi nahm sein Taschentuch, fuhr über die Nase und schnäuzte sich zwei-, dreimal.

»Gut aufgepasst, Karlchen. Gut aufgepasst. Aber hab’ ich euch eigentlich schon einmal von Paulchen und den Kolonisten erzählt?«

Fast synchron schüttelten die beiden Burschen die Köpfe.

»Nein? Wirklich nicht?«

Willi zündete sich eine seiner Salem-Zigaretten an und blies eine dicke Rauchschwade durch das Zimmer. Albert hatte ihm die Zigaretten bei der Miggegret besorgt. In einer Schachtel waren immer drei. Bei der Miggegret holte sich Albert zuweilen für 25 Pfennige auch sein Fliegerbier – eine Art gelbe Limonade. Die Miggegret, ledig und von recht korpulenter Statur, betrieb neben der Dorfkneipe einen kleinen Kolonialwarenhandel und dort gab es alles – auch die Salem für den Vater. Genüsslich zog Willi an der Zigarette. Sie war ohne Filter, muss wohl ziemlich stark gewesen sein, denn sie rief bei ihm mit jedem Zug auch immer ein leichtes Räuspern hervor.

»Ämmh, also seit Jahren schon waren Paul und ich dicke Freunde. Eigentlich seit dem Moment, als die schusselige Minna, also das war die Dienstmagd des Lehrers, durch die Decke des Klassenzimmers plumpste und ihr Hinterteil in seiner ganzen Pracht sichtbar über den verdutzten Schülern hing.«

»Das Hinterteil? Der ganze Dupps?«

Karlchen klopfte sich vor Vergnügen auf die Oberschenkel, während Willi um die Ecke lugte, um auszuschließen, dass Mutter Elisabeth etwas von seiner pikanten Kinderstunde mitbekommen hatte.

»Ja sicher, was meint ihr denn? Der ganze prachtvolle Dienstmagddupps!«

Hatte er gerade noch laut und deutlich erzählt, ging er jetzt schlagartig in einen Flüsterton über.

»Der Lehrer meinte, wer hinschaut, der solle blind werden, als er nach oben ging, um dem armen Marjellchen zu helfen.«

Karlchen rutschte aufgeregt auf der Ofenbank hin und her.

»Und hast du hingelugt?«

»Was denkt ihr denn!«, lachte Willi. »Klar habe eijn Og riskiert und wisst ihr: Blind geworden bin ich och nuscht. Oder seht ihr da irgend wat an meijne Ogen.«

Karlchen schaute sich den Vater etwas genauer an und grinste.

»Ne Vadder, scheint alles noch in Ordnung!«

Willi wusste, dass Paul, der zwei Bänke vor ihm saß, neben ihm der einzige war, der hingeschaut hatte. Das imponierte ihm. Willi und Paulchen, wie er ihn freundschaftlich nannte, das verhielt sich seitdem wie ein durchhängender Dupps zu einem Eimer. Sie wohnten in derselben Straße, sie waren fast gleich alt, und so manches Abenteuer sollten sie fortan gemeinsam überstehen. So stahlen sie der alten Grethe das fette Huhn, als es mutterseelenallein und gänzlich herrenlos in der Nähe des Elbing-Flusses promenierte. Ein anderes Mal mopste Paulchen seiner größeren Schwester Hanne einen Büstenhalter von der Wäscheleine. Mit dem Beutestück, das alle Maße übertraf, die Willi bislang in seinem noch jungen Leben wahrgenommen hatte, statteten sie der unverhüllten »Anna« einen Besuch ab. Anna, so nannten die Elbinger liebevoll die Statue, die Diana, der altrömischen Göttin der Jagd, gewidmet war. Sie stand dort, wie Paulchen fand, ziemlich schamlos zwischen der Kaiserin Auguste-Victoria-Schule, dem Elbinger Lyzeum und dem Pfarrhaus der St. Marienkirche in einem kleinen Lustgarten herum. Willi war schon immer der Meinung, dass man ihr mal etwas anziehen müsste. Besonders oben herum. Und was würde Diana besser passen, als der überdimensionale Büstenhalter von Paulchens Schwester?

Mit Paulchen hatte er sich eines Tages auf Beutezug in das Gebiet der Kolonisten gewagt, mitten in die Pangritzkolonie. Es kam wie es kommen musste. Plötzlich waren sie da – so als hätte der Himmel sie ausgespuckt – und das unmittelbar vor ihre Nase.

»Lauf Willi, lauf um dein Leben! Die Kolonisten kommen!«

Paulchen stand da wie festgewachsen, die Panik ins Gesicht geschrieben. Eben noch hatte er eine dieser dunkelroten, leckeren Kirschen genüsslich von einer Backentasche in die andere geschoben, als er plötzlich eine bedrohliche Ansammlung von zehn bis fünfzehn zornigen Burschen den sandigen Weg hinauflaufen sah. Dass die etwas mit dem Kirschbaum zu tun gehabt haben mussten, dem Willi und Paul zuvor einen Besuch abgestattet hatten, war offensichtlich. Das verriet Paulchen schon dieses knackige und zuckersüße Stückchen Frucht, das seine Geschmacksnerven für einen kurzen Augenblick in reinste Verzückung hatte geraten lassen. Sein noch ach so junges Leben war sicherlich nicht in Gefahr, das ahnte Willi schon, zumindest aber würden sie ordentlich Kattun kriegen, bekämen die Kolonisten sie erst einmal in die Hände.

Sicherlich würden sie ihnen die Kleider vom Leib reißen und sie mit geübten Stockschlägen durch die Brennnesseln treiben, so wie sie es mit dem kleinen Glogowski gemacht hatten, als dieser sich einmal erdreistete, einen Apfel aus der Kolonie mitzunehmen, der, von der Pangritzer Bevölkerung völlig unbemerkt, zuvor den Baum als Fallobst verlassen hatte. Und sie? Sie hatten die Eimer und Hosentaschen jetzt voll von Kirschen – Pangritzkirschen. Also gab es für Willi und Paulchen nur eins: Rennen! Sie ließen die Eimer Eimer sein und rannten, rannten, als hätte gerade ihr letztes Stündlein geschlagen. Ja, sie rannten in diesem Augenblick tatsächlich so, als ginge es um ihr Leben.

Die Kolonisten, das waren die Burschen aus der Pangritz-Kolonie. Es gab sie in verschiedenen Größen – zumindest an diesem späten Frühlingsnachmittag. Vorne weg preschten zwei große Lantrusse. Dahinter hatten sich jede Menge Lorbasse formiert, gefolgt in einigem Abstand von ein paar kleinen Rotznasen, die sich das Spektakel als kurzweilige Spätnachmittagsvorstellung offensichtlich nicht entgehen lassen wollten.

Willi und Paulchen steckten knochentief im Schlamassel. Sie befanden sich auf feindlichem Territorium, die Beweislage war eindeutig, und die wilde Horde rückte ihnen ständig näher auf die Pelle.

Immer wieder mal waren die beiden in der Vergangenheit in die Pangritzkolonie zum Beutezug ausgerückt. Das Angebot war schließlich reichhaltig und verlockend. Es gab saubere Gärten, Gemüse, viele Obstbäume, auch mal einen Karnickel- oder Hühnerstall, da waren Bienenkörbe und zusätzlich ertragreiche Schrebergärten – alles ideale Orte für eine Erfolg versprechende Expedition. Vor hundert Jahren existierten dort, wo die prallgefüllten Kirschbäume standen, nur Sandhügel. Bis ein ehrbarer Elbinger Kaufmann sie aufkaufte. Er erbaute für sich den Pangritzhof mit einem großen Garten, was ihm offenbar reichte. Das übrige Land teilte er in Parzellen auf und gab es gegen eine geringe Pacht an arme Leute. Die Pacht blieb bestehen, auch als der Pangritzhof später zum Gasthaus »Alte Welt” wurde. Doch was spielte diese Großherzigkeit eines Mannes, den sie noch nicht einmal kennen gelernt hatten, jetzt noch für eine Rolle? Für Willi und Paulchen überhaupt keine.

»Komm Willi, da den Hügel hinauf!«

Paulchen deutete in Richtung »Alte Welt.«

Hatte sein Kumpel vielleicht einen Ausweg aus der Misere gefunden? Willi wollte es noch nicht so recht glauben. Doch egal, was kommen mochte: Paule, der würde ihn nicht im Stich lassen. Das wusste Willi nur zu genau. Und auch umgekehrt konnte Paul immer auf ihn zählen. Das war gewiss. Und gerade dann, wenn Willi glaubte, dass es keine Lösung mehr geben würde: Paulchen, der fand eine.

»Schnell, da drüben!«

Willi hatte einen Moment inne gehalten, war stehen geblieben, um abzuschätzen, wie dicht ihnen die Pangritz-Meute schon auf den Fersen war. Lange würde man sie sich nicht mehr vom Leibe halten können.

»Deiwel noch eins! Willi, nun komm endlich!«

»Wo willst du hin?«

»Zum Friedhof hinter der »Alten Welt!«, knurrte Paulchen.

War das die Rettung? Ein Friedhof als letzter Ausweg?

Das Gasthaus »Alte Welt” war ein Gebäude mit einem halbrunden Giebel. Ins Gasthaus selbst hatte Willi sich bislang noch nie getraut. Merkwürdig berührte es ihn, dass gleich hinter dem Garten der alte Friedhof lag, der zur Pauluskirche gehörte. Auch sollte im Garten der Richtblock des letzten Scharfrichters Macketanz aufgestellt sein – was für ein Graus! Und auch die Richtstätte »Önner Grund” war nicht weit entfernt.

Als Willi und Paulchen den Friedhof erreichten, waren ihnen die Kolonisten schon ein bedrohliches Stück dichter auf die Fersen gerückt. In der zweiten linken Reihe hinter dem Eingangstor hatte man offenbar an diesem Nachmittag jemand beigesetzt. An beiden Seiten lag frisch die Erde aufgeschüttet. Die Bestatter hatten noch nicht damit begonnen, das offene Grab zuzuschaufeln.

»Schnell, da hinein«, fauchte Paulchen.

Was? Willi stutzte, und er zuckte mit dem ganzen Körper. Hatte er wirklich richtig gehört. Hinein!? Wo hinein, um Himmelswillen? Etwa in das Grab? Er sollte wirklich in dieses Loch hinein springen?

»Willst du wirklich, dass wir ins Grab hüpfen?«

Es gab keinerlei Zweifel. Paulchen hatte ihnen dieses Grab als Stätte der Zuflucht ausgesucht. Er wollte sich dort keineswegs zur ewigen Ruhe betten, aber eine Zeit lang, so hatte er es sich erhofft, würde man dort vor diesen blutrünstigen Kolonisten vielleicht sicher sein.

»Und wenn die uns dann zuschaufeln, Paule? Oder wenn das alles zusammenstürzt?«

Paulchen wusste was Willis »Paule« bedeutete. Wenn er ihn so nannte, war er misstrauisch oder zumindest von Skepsis geplagt.

»Komm Willi, schabber nuscht. Rein da!«

Mit einem Sprung war Paulchen in das Grab gehechtet. Er schlug hart mit den Knien zwischen den vielen Kränzen auf dem Sargdeckel auf und zog ein schmerzverzerrtes Gesicht. Auch Willi hatte sein ganzes Herz in die Hand genommen und war hinterher gesprungen. Er landete vergleichsweise weich auf den Trauerkränzen.

»Schnell, das Grünzeugs drüber«, trieb Paulchen ihn zur Eile an.

Die beiden hatten sich gerade unter den Kränzen vergraben, als sie ein Wirrwarr von Stimmen und Schritten vernahmen, das schnell näher kam.

»Das sind sie – die Kolonisten!«

»Ruhig«, flüsterte Paulchen.

Willi spürte, wie sein Herz lauter schlug. Er roch das Tannengrün, das ihn auch nicht wirklich beruhigte. Jetzt nur keine unbedachte Bewegung, nur kein auffälliges Räuspern, dachte er bei sich und lauschte, wie sich zwei Kolonisten, vermutlich handelte es sich um die beiden Anführer, aufgebracht unterhielten.

»Die können doch nicht vom Erdboden verschluckt worden sein!«

»Vielleicht hat der Geist vom ollen Scharfrichter Macketanz sie ja geholt!«, meinte der andere und lachte hämisch.

»Vielleicht haben sie sich hinter einem Grabstein versteckt!«

»Willst du hier wirklich jeden Grabstein nach denen absuchen?«

Ein dritter mischte sich ein – einer der jüngeren Kolonisten.

»Ich muss gleich zu Hause sein. Es wird schon dunkel!«

»Ach, deine Uhr geht doch nach Buttermilch«, knotterte einer der Anführer.

»Geht sie nuscht. Es ist schon nach 20 Uhr«, jammerte der Jüngere.

»Kick doch dem, ich hab doch direkt gesagt, wir lassen den Kleenen zu Hause«, meldete sich ein Vierter leicht verärgert zu Wort.

»Ich muss auch bald zu Hause sein. Wenn ich später komme, dann setzt es was.«

Auch ein weiterer Verfolger hatte erhebliche Bedenken, dass er die Prügel, die er hier eigentlich verteilen wollte, gleich selbst von seinem Vater einstecken würde.

Für einen Moment wurde es merklich ruhig in der Oberwelt.

»Also gut, gehen wir«, lenkte einer der Anführer ein.

Willi und Paulchen lauschten, wie die Horde sich entfernte. Als sie sich sicher sein konnten, dass die Schweinebande wirklich den Rückzug angetreten hatte, wollten sie sich gerade von den Kränzen befreien und die grausige Stätte verlassen, als sie erneut Geräusche wahrnahmen.

Willi erschrak.

»Sind das wieder die Kolonisten? Sie kommen zurück! Oder?«

»Glaub ich nuscht«, flüsterte Paulchen. Diese Stimmen klangen älter, und sie näherten sich mit lautem Gebraasch.

Was Willi und Paulchen nicht sehen konnten: Zwei dunkle Gestalten hatten gerade der Gastlichkeit der »Alten Welt« den Rücken zugekehrt, das Friedhofsgelände betreten und es schien so, als steuerten sie direkt auf das Grab zu. Dass sie dabei nicht immer den kürzesten Weg einhalten konnten, lag wohl daran, dass sie zuvor von der Wirtin aufs Beste versorgt worden waren.

»Das sind nicht die Kolonisten. Das sind zwei, die haben sich einen gebrannt, Paul. Die haben den Kanal voll.«

»Psst! Sei still, Willi!«, flüsterte Paulchen.

»Du Behnke, der Bärenfang in der »Alten Welt« war auch schon mal besser.«

»Weeste, Komputzki, ich gönn mir eh lieber een gepflegtes Bierchen. Wer Schnaps trinkt, der steckt ooch Häuser an.«

»Ach was, ick hab men Lewen lang noch keen Haus anjesteckt.«

Willi erschrak. Was war das, was er dort gehört hatte? War das nicht der Klang von Metall, den er gerade wahrgenommen hatte? Ein Klang, so als ob Metall gegen einen Stein geschlagen worden war? Das Geräusch beunruhigte ihn. Natürlich war es Metall! Und gehörte zu dem Metall möglicherweise auch noch ein Stiel? Und ergab beides zusammen nicht eine Schaufel? Und wer machte sich am späten Nachmittag noch mit einer Schaufel auf dem Friedhof zu schaffen? Die Antwort lag für Willi auf der Hand: Die Totengräber!!!

Eiskalt lief es ihm den Rücken hinunter bei der Vorstellung, er könne gleich in diesem Loch bei lebendigem Leib begraben werden. Die Totengräber hatten offenbar im Gasthaus ein kleines Päuschen eingelegt, um nach reichlich Zuführung von Hochprozentigem die Arbeit an dem Grab fortzusetzen.

»Raus hier, Paulchen! Nix wie raus hier!«

In Panik schleuderten Willi und Paulchen die Kränze von sich und versuchten sich am Rand der Grube hochzuziehen, was jedoch daran scheiterte, dass die sandige Erde nachgab. Immer wieder versuchten sie am Rande des Grabes hochzuklettern. Doch stets rutschte die Erde nach. Immer mehr Sand füllte das Grab. Schließlich gelang es Paulchen, sich an einem Balken, der quer über das Grab gelegt worden war, hochzuhangeln. Mit einer Hand griff er nach Willi und zog ihn aus dem dunklen Loch.

Beide streiften sich noch kurz die Erde von den Hosen ab und dann taten sie das, was sie eine halbe Stunde zuvor auch schon getan hatten: sie rannten.

»Deiwel noch eins! Was ist das denn?«

»Was denn, Komputzki?«

»Da ist jemand …, da ist jemand aus dem Grab rausgekommen? Und nuscht nur einer. Ich glaub’, es waren sogar zweije!«

Komputzki stand dort wie zu einer Salzsäule erstarrt, geradeso als sei der Leibhaftige mit einem weiteren Höllenwesen der Unterwelt entstiegen.

»Ach halt den Jabbel, Komputzki. Ich glaub’, du hast dir zu viel vom Bärenfang off de Lampe gegossen.«

»Wenn ich es dir doch saag, da sind zwee aus dem Grabe heraus!«, beteuerte Komputzki, dem ohne Pause die Knie schlotterten.

Behnke wurde ungehalten.

»Ach Unfug. Los Komputzki, fang an und schaufele. Sonst sind wa morjen früh noch nuscht fertig.«

Als Willi und Paulchen längst schon hinter der Kirche verschwunden waren und den Nachhauseweg angetreten hatten, unterhielten sich die Totengräber noch lange bei ihrer Arbeit. Als das Werk getan war, war sich Komputzki sicher, dass diese geisterhafte Erscheinung – genauso wie Behnke es meinte – nur durch den Bärenfang ausgelöst worden sein konnte.

»Glaub mir, Komputzki, der Bärenfang, der is nuscht Gutes nuscht. Du solltest künftig vielleicht besser beim Reinen Wort Gottes weilen«, womit Behnke den Kornschnaps meinte.

Komputzki besann sich tatsächlich eines Besseren. Fortan ging er durch die Welt und pries das Reine Wort Gottes bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den höchsten Tönen und dankte es ihm auf mannigfaltige Weise. Erscheinungen soll er seitdem auch keine mehr gehabt haben …

Das Mädchen mit den Schlittschuhen

Подняться наверх