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I Das Tattoo der Feenkönigin
Оглавление»Das Peristyl ist der stumme Zeuge der einsamen Spaziergänge der Kaiserin. Hier stört sie niemand, hier wagt sich niemand her, ohne gerufen zu sein«, erinnert sich Irma Sztáray, eine der letzten Reisebegleiterinnen, die Elisabeth in ihrem Tross noch duldete.
1 Angelos Gialliná: Das Peristyl im Achilleion, 1893. Aus dem persönlichen Korfu-Album Elisabeths
Die ungarische Hofdame beschreibt das Peristyl im Achilleion, jenem Refugium auf »Scheria« (altgriechisch: Korfu), das den Traum einer melancholischen Monarchin vom antiken Griechenland zum Leben erwecken sollte.
Mehrmals täglich betrachtete die fast immer schwarz Gekleidete dort, in ihrem privaten Olymp der Feen und Nymphen, eine blendend weiße Marmorfigur. Die Darstellung einer jungen Frau mit langen Locken und Schmetterlingsflügeln – wobei der Schmetterling für die Flüchtigkeit des Lebens und die Vergänglichkeit steht. Die Fee hält ein schlafendes Kind im Arm und gleitet auf einem Schwan über die Fluten des Ozeans. Zu diesem Wesen aus der Anderswelt kam Elisabeth jeden Morgen und jeden Abend. Ihr griechischer Vorleser, der kleine, bucklige – und deswegen für die im Alter abergläubische Kaiserin besonders glückverheißende – Philosophiestudent Konstantin Christomanos durfte sie gelegentlich begleiten: »So oft die Kaiserin vorübergeht, bleibt sie minutenlang in Anblick der Statue versunken; ja sie hat bestimmte Stunden, an welchen sie die Lichtfee aufsucht.«