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Kapitel 1
ОглавлениеDie beiden Gangmitglieder schubsten sie hin und her, als würden sie einen Football werfen. Sie waren zwar Latinos, aber sehr hellhäutig. Amerikaner in der zweiten oder dritten Generation, die Mexiko vermutlich nur in Fernsehwerbespots für Puerto Vallarta gesehen hatten. Sie trugen schwarze Baggy-Jeans und ihre Hintern hingen hinten raus. Er hatte nie verstanden, wieso es ein Fashionstatement der heutigen Jugend sein sollte, die Hosen so zu tragen. Darunter blitzten schwarze Boxershorts hervor. Beide trugen lilafarbene Hemden, die bis zum Gürtel aufgeknöpft waren, und einer von ihnen hatte genug Goldketten am Hals, um den Schwarzen in dieser alten Fernsehserie – wie hieß er noch gleich? Mr. T – eifersüchtig zu machen.
Die junge Frau war Anfang zwanzig, mittelgroß und hatte dunkelrote Haare, die ihr bis zu den Schultern reichten. Sie trug eine weiße Seidenbluse, die durchsichtig war, und keinen BH darunter. Einer der Gangster hatte ihre Bluse aufgerissen, sodass die kleinen türkisen Knöpfe einfach abgesprungen waren und ihre großen Brüste entblößt hatten, aber er hätte sich die Mühe auch sparen können, denn sie waren durch den dünnen Stoff sehr gut sichtbar gewesen. Sie trug einen kurzen weißen Rock in Glockenform, der vermutlich gerade der letzte Schrei war, und weiße Pumps mit hohen Absätzen, die aussahen, als könne man darin höchstens ein paar Meter laufen, bevor man Blasen bekam. Das war ebenfalls ein weiterer Modetrend, den er nie verstanden hatte. Wieso trugen Frauen Schuhe, deren Absätze so hoch waren, dass man davon praktisch Nasenbluten bekam? Zu ihren Füßen lag eine Gucci-Soho-Lederumhängetasche in Beigerosa mit edlen goldenen Schnallen. Diese kostete über tausendfünfhundert Dollar, wenn man sie im Gucci-Store auf der Madison Avenue kaufte, in Chinatown vermutlich immer noch vierhundert. Die junge Frau versuchte gerade so verzweifelt ihre Handtasche zu erreichen, als wäre etwas darin, dass sie unbedingt brauchte. Aber sie ließen sie nicht nahe genug heran.
Gangmitglied Nummer eins schlug ihr jetzt mitten ins Gesicht. Ein dünnes Blutrinnsal lief ihr daraufhin aus der Nase. Er schubste sie zurück zu seinem Kumpel, der sie gegen eine Steinmauer presste. Sie war aus der Kunstgalerie an der Essex Street gekommen. Er hatte durch das große Glasfenster einige elegant gekleidete Personen darin gesehen, die Champagner aus Sektflöten tranken und Horsd’œuvre von silbernen Tabletts aßen, die von Kellnern herumgetragen wurden. Sie waren zwischen einer Ansammlung seltsamer Skulpturen und Art-Deco-Stücken herumgeschlendert, die vermutlich mehr kosteten als die komplette Staatsverschuldung. Er hatte die Frau nicht besonders beachtet, aber als sie gegangen war, hatte er gesehen, wie sie die Essex Street entlanggeeilt war, um eine Abkürzung durch genau diese enge Gasse zu nehmen.
Was eine schlechte Idee gewesen war.
Wie sie bereits herausgefunden hatte.
Die junge Frau versuchte jetzt die zerrissene Bluse über ihre Brüste zu ziehen, aber die Latinos hatten sie komplett zerrissen, und die Fetzen reichten nicht aus, um alles zu bedecken. Das erste Gangmitglied – er hatte beschlossen, ihn Manuel zu nennen – schnappte sich jetzt die gefälschte Gucci-Tasche und wühlte darin herum. Der zweite Gangster – nennen wir ihn einfach mal Lopez – hielt die junge Frau mit einer Hand an der Schulter fest.
Er selbst blieb weiterhin im Schatten, unbemerkt von der Frau oder den Gangmitgliedern. Er war froh, als Manuel ihre Brieftasche hervorholte, denn dadurch erfuhr er, wie sie hieß.
»Megan Forrester«, sagte Manuel laut und hielt Lopez ihren Führerschein unter die Nase. Er sah sie an. »Hübscher Name.«
Er nahm nun eine Reihe Scheine aus der Brieftasche, ließ sie wieder in die offene Gucci-Tasche fallen und trat sie dann beiläufig in ihre Richtung.
»Nehmt das Geld«, bettelte sie, »aber lasst mich gehen.«
»Glaubst du etwa, wir wollen dir wehtun?«, fragte Lopez. »Wir wollen dich doch nur ein bisschen kennenlernen, Megan. Mal sehen, wie du ohne die Klamotten aussiehst. Dabei könntest du uns doch behilflich sein, oder? Heb mal deinen Rock hoch.«
Sie schüttelte heftig den Kopf und sah sich panisch in der Gasse um.
Falls sie ihn entdeckt hatte, ließ sie sich nichts anmerken.
Lopez holte ein Messer aus der Jackentasche und ließ eine gefährlich aussehende zwanzig Zentimeter lange Klinge hervorschnellen. »Wir haben dich noch gar nicht verletzt, und das machen wir auch nicht. Zeig uns einfach, was du hast.«
»Gibt ja gar keinen Grund, dir wehzutun«, sagte Manuel in einem ganz vernünftigen Tonfall.
»Okay, okay«, keuchte sie.
Sie griff nach unten und zog ihren weißen Rock hoch. Er war so kurz, dass sie nicht viel ziehen musste, um das weiße Höschen zu zeigen, das sie anhatte.
»Zieh es runter«, sagte Lopez nun. »Tu’s für uns.«
Sie erstarrte, den Rock immer noch hochgezogen, ihre Hand zitterte.
»Zwing mich nicht, es selbst zu tun«, sagte Manuel. »Zeig uns einfach, was wir sehen wollen, und wir lassen dich gehen.« Sie bewegte sich nicht. »Okay, dann mache ich es eben.«
»Ich tu’s! Ich tu’s!« Sie zog das Höschen herunter. Sie versuchte es festzuhalten, aber es rutschte ihr bis auf die Knöchel hinunter.
»Also von Natur aus rothaarig«, sagte Lopez anerkennend. »Sehr schön. Und jetzt zeig uns deinen Arsch.«
Sie drehte sich um.
»Lass den Rock oben«, befahl ihr Manuel.
Sie nickte und drehte sich um, sodass sie mit dem Gesicht zur Ziegelmauer stand. Ihr blanker Hintern war blass im Halbdunkel.
Der Equalizer entschied, dass die Latinos weit genug gegangen waren. Auch wenn er zugeben musste, dass sie einen Wahnsinnshintern hatte. Megan drehte sich jetzt wieder zu ihren Angreifern um und langte mit einer Hand nach unten, während sie den Rock immer noch mit der anderen hochhielt, um ihr Höschen zu greifen.
»Wir sagen dir, wenn du es wieder hochziehen kannst«, rief Manuel.
»Was meinst du?«, wollte Lopez wissen. »Sollen wir sie gehen lassen?«
»Ja, aber zuerst ficken wir sie noch.«
Das war das Letzte, was Manuel sagte.
Der Equalizer verpasste ihm einen Schlag gegen den Schädel und rammte ihm dann die Faust in den Magen. Manuel ging daraufhin auf die Knie und kotzte auf den dreckigen Asphalt. Der Equalizer verpasste ihm noch einen Tritt ins Gesicht und er landete auf der Seite. Zum Abschluss trat er ihm kräftig in die Eier.
Dann ging plötzlich alles ganz schnell.
Lopez wirbelte mit seinem Messer herum, sah die Gestalt in den Schatten aber immer noch nicht deutlich und stach deshalb einfach ziellos in seine Richtung. Der Equalizer ergriff dessen Handgelenk, vermied es, in Kontakt mit der Klinge zu kommen, riss es mit einem Ruck nach oben und dann wieder nach unten und brach es dabei. Lopez heulte schmerzerfüllt auf. Der Equalizer schickte ihn mit drei schnellen Schlägen ins Gesicht zu Boden, dabei brach er ihm die Nase, zertrümmerte den linken Wangenknochen und schlug ihm ein paar Zähne aus. Der Möchtegern-Vergewaltiger fiel der Länge nach zu Boden.
Megan zog ihr Höschen hastig hoch, ließ den Rock nach unten fallen und kniete sich hin. Sie steckte eine Hand in ihre Gucci-Handtasche und holte eine Tränengasdose in einem Etui von Bianchi Elite heraus.
Manuel hatte sich gerade wieder auf die Beine gekämpft.
Megan sprühte ihm das Tränengas direkt in die Augen.
Er schrie auf und ging wieder auf die Knie.
Megan wartete nicht, um herauszufinden, wer ihr guter Samariter war. Sie schnappte ihre Gucci-Tasche und trat Manuel mit der Spitze ihrer weißen Pumps in die Eier. Dann zog sie die Fetzen ihrer weißen Bluse über die Brüste und rannte aus der Gasse.
Keiner der Latinos stand wieder auf. Der Equalizer kniete sich neben Lopez, dessen Handgelenk aussah, wie das einer Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, und holte etwas aus seiner Manteltasche.
Es war eine Visitenkarte.
Darauf war das Bild einer Gestalt zu sehen, die in einer Gasse vor einem schwarzen Jaguar-Sportwagen stand und eine Waffe in der Hand hatte, während die New Yorker Skyline im Hintergrund zu sehen war. Darüber stand: Justice is here. Und unter der Silhouette der Gestalt: The Equalizer.
Er steckte die Visitenkarte in die Brusttasche von Lopez lila Hemd, dann richtete er sich auf und sah zu Manuel hinüber. Zwei Degenerierte vom gleichen Schlag, aber trotzdem passten sie nicht ganz zusammen. Er bedauerte es, dass er Manuel nicht den Arm gebrochen hatte. Denn er war derjenige gewesen, der Megans Bluse zerrissen und ihre Brüste befummelt hatte.
Der Equalizer zuckte mit den Achseln. Ach, was soll’s.
Er kniete sich jetzt neben Manuel nieder, ergriff seinen Arm und brach ihn mit einem Ruck an zwei Stellen.
Dieser schrie auf, bewegte sich aber nicht.
Der Equalizer richtete sich wieder auf, steckte Lopez Schnappmesser ein und warf einen Blick auf die beiden Gangster auf dem Boden. Die würden eine ganze Weile keine wehrlosen Frauen mehr angreifen. Na ja, dachte er, nicht ganz so wehrlos eigentlich. Immerhin hatte Megan Manuel fünf Sekunden lang Tränengas in die Augen gesprüht. Vielleicht hatte sie damit dafür gesorgt, dass er erblindet war.
Der Gerechtigkeit war also Genüge getan.
Er hörte plötzlich Polizeisirenen näherkommen. Megan musste von ihrem Smartphone die 911 gewählt haben. Er blieb allerdings nicht, um sich ein Dankeschön oder eine Gratulation abzuholen. Innerhalb von Sekunden verschmolz er mit den Schatten und ließ Lopez und Manuel zurück – oder wie auch immer ihre richtigen Namen lauteten –, die mit gebrochenen Knochen und blutend in der Gasse auf dem Asphalt lagen.
Aber es war nicht Robert McCall, der die Gasse verließ.