Читать книгу 534 - Band I - Milena Himmerich-Chilla - Страница 21
ОглавлениеKapitel XV
Hinter der westlichen Grenze – Festung Nimro
Sein Keuchen schlug von den Steinwänden wider. Dabei erfüllte Panik sein Bewusstsein zur Gänze hin, während er sich unerbittlich antrieb und durch die schmalen Gänge der Katakomben rannte. Hatte er sich doch glücklicherweise davon stehlen können, nachdem seine Arbeit vollendet gewesen war.
Er presste die Augen zusammen, während des kläglichen Versuchs, den Gedanken an das zähe Blut Amiras, welches an die Wände des Kuppelsaals gespritzt worden war, zu verdrängen. Dabei stieg ihm Galle auf. Zuckende Erinnerungen traten vor sein Blickfeld und zwangen ihn, das Erlebte erneut zu erfassen. Er hatte geahnt, was mit ihr passieren würde, jedoch erst, als es wirklich geschehen war, hatte er verstehen können, was dies bedeutete.
Er keuchte heiser und bog um die Ecke. Dabei schliff seine Schulter an der gegenüber gelegenen, grob gemauerten Wand entlang. Der Stab taumelte gehetzt hinterher. War er doch darauf erpicht, seinen Meister in dem Gewirr aus Gängen nicht zu verlieren.
Merin rannte weiter, als würde es um sein eigenes Leben gehen.
* * *
Grindelwald schnalzte missbilligend mit der belegten Zunge, während die zahlreichen Blutspritzer, die sein Gesicht zierten, langsam geronnen. Seine Hand umklammerte den Stab darin fester als gewöhnlich. So schloss er die Augen und schüttelte seufzend den Kopf.
»Das hat uns gerade noch gefehlt«, donnerte die tiefe Stimme neben ihm, als Bardur sich zu ihm gesellte und dabei den Saaleingang im festen Blick hielt. »Das war doch abzusehen. Er hat eben nur das Mädchen im Kopf.« Der Hüne nickte und tat einen großen Schritt zurück. »Ich kümmere mich um ihn.«
»Ich bitte darum.« Grindelwald nickte angedeutet, während er sprach und seinen Blick auf die Braunmäntel vor ihm legte. Er würde sich unterdessen um jene Probleme kümmern.
* * *
Merin standen Schweißperlen auf der Stirn, während durchtränkte Haarsträhnen seine Schläfen herabhingen und das Leinenhemd unangenehm am Oberkörper klebte. Sein Hals brannte, als das aufgekommene Seitenstechen ihn drängte langsamer zu werden. »Gleich bist du nicht mehr alleine. Halte noch etwas aus.« Merin hechtete ungeachtet der penetranten Schmerzen die steinernen, unregelmäßig geschlagenen Treppenstufen hinauf. Diese führten ihn in den Hof. Seine Muskeln brannten dabei schrecklich, als hätte sie ein wütendes Feuer ergriffen.
Die sternenklare Nacht war bitter kalt. So bildete sein heißer Atem unzählige Wolken vor den trockenen Lippen. Diesen schenkte er jedoch keinerlei Beachtung. Er hetzte weiter und schluckte zähen Speichel herunter, während seine Beine sich, langsamer werdend, über die gefrorene Erde schoben. Am Rande des Hofes angekommen, streckte Merin mit einem beginnenden Lächeln seine Hand nach den Zügeln des braunen Hengstes, der angebunden inmitten weiterer Tiere stand, aus, als eine unerwartete Berührung ihn entsetzt aufschreien ließ. Er wusste sofort, dass an jener Stelle der Weg für ihn zu Ende war.
Jegliches Gefühl unterhalb der fremden Hand, die seinen Nacken gepackt hielt, verlor sich. Seine Beine knickten unter der Last des Körpers ein. So fiel er ungebremst vornüber und schlug hart mit seinem Kopf auf den eisigen Untergrund. Mit verschwommenem Blick richtete er sein Augenmerk auf die rauchig wabernde Gestalt, die sich zu ihm herab beugte, während sein Blut langsam das blonde Haar tränkte.
»Idiot«, sprach die konturlose Gestalt. Merin erkannte die Stimme bei ihrem ersten Ton. »Warum?«, stöhnte er erstickt, als sich zeitgleich seine Blase unter ihm entleerte. Er schämte sich der natürlichen Reaktion, welcher er jedoch nichts entgegensetzen konnte.
Bardur rümpfte, angewidert des Schauspiels unter sich, die Nase und warf kurz darauf Merins, nach Urin stinkenden, gelähmten Körper über die Schulter. »Das weißt du genau. So nahe dem Ziel können wir uns keinen Fehler erlauben.«
Der Angesprochene schloss die Lider, während ihm auch schon Tränen in die Augen traten. »Verzeih mir. Ich habe es nicht geschafft«, hauchte er tonlos, als er sich weit ab hinter die Grenzen wünschte, die er mit seinem Blick längst erreicht hatte.