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Prissy

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»Richtig schwimmen?«, fragt Flow. »Mit Wasser und allem, meinst du?« Sie macht ein Gesicht, als hätte ich etwas ganz Schreckliches vorgeschlagen. Nackt ins Kino gehen oder so.

Ich nicke meinen Freundinnen auf dem Camphone-Display zu. »Park Pool ist anders. Wenn man erst einmal dort gewesen ist …«

»Chlor ist schlecht für die Haut«, sagt Anna mit ihrer tiefen, heiseren Stimme.

Brooklyn rümpft ihre sommersprossige Stupsnase. »Und man stinkt den ganzen Tag nach Schwimmbad.«

Seufz.

Ich lege den Kopf schief, als würde ich lauschen.

»Mama ruft mich«, lüge ich und tippe mit meinem blau lackierten Fingernagel auf den Bildschirm.

Camchat beendet.

Das alte Schwimmbad hatte glanzlose Fliesen und die Duschräume waren voller Schimmel. Wirklich supereklig. Aber nach einer Weile werden sogar die übelsten Dinge selbstverständlich. Ich schaute einfach nicht mehr hin und dann sah ich es nicht mehr.

Park Pool ist erst seit zwei Monaten eröffnet und längst noch nicht selbstverständlich für mich. Alles an und in diesem Gebäude blinkt und sprudelt. Die Fassade sieht aus wie ein lebensechtes Meeresaquarium mit schwimmenden Fischen und Anemonen, die sich in der Strömung wiegen. Der aufgesperrte Rachen eines Riesenhais bildet den Eingang.

Kaum bin ich drin, leuchtet das ID-Bändchen an meinem Handgelenk kurz auf.

Prissy Winters, fünfzehn Jahre und Abonnentin.

Ich wurde identifiziert. Ein Piepston gibt den Weg frei.

Ein langer Gang führt mich und die anderen Besucher automatisch zum Poolplatz. Aus den kleinen Lautsprechern an der Wand kommen Walgesänge. Total Zen, würde Mama sagen. Ich hätte lieber den neuen Song von Janx gehört als dieses einsame Gejammere und gehe schnell weiter.

Der Poolplatz besteht aus einem Kreis blauer Mosaiksteinchen, in deren Mitte eine Säule nonstop Videos zeigt. Flirrende Pfeile weisen den Weg zum Schwimmbad, den Umkleiden und Schließfächern und zu Finding Nemo – ein Restaurant mit unendlich leckeren Algenshakes und Yummys mit Sushigeschmack. Ich schaue mir den neusten Werbespot auf dem Monitor an. In einer Sprechblase wie in einem Comic sagt ein Mädchen mit Muscheln im Haar: Heute ist Thunfisch im Angebot!

Ich habe meinen Badeanzug zu Hause schon angezogen und gehe gleich weiter zu den Schließfächern.

Sandalen aus. Reißverschluss auf.

Gerade will ich aus der Hose steigen, als mein Camphone pingt.

Hat Flow es sich überlegt? Das kann ich mir nicht vorstellen.

Neugierig schaue ich auf das Display.

Prissy Winters, oder?

Ich runzele die Augenbrauen. Die Nachricht stammt von jemandem, der sich Mo nennt. Das Profilfoto zeigt kein erkennbares Portrait, sondern einen gruseligen Totenkopf mit unschuldigen Manga-Augen.

Wie kommst du an meine Nummer? Ich kenne keinen Mo. Ich schicke es ab.

Er antwortet sofort: Eigentlich heiße ich Mateo, aber keiner nennt mich so.

In der Schule gibt es einen Matt und ich habe einen Großneffen, der Morrison heißt. Aber einen Mateo …

Das ist bestimmt irgend so ein fieser alter Kerl, der meine Camfies auf Supershoot gesehen hat. Neulich hielt eine junge Frau an unserer Schule einen Vortrag, in dem sie uns vor solchen Typen warnte. Männer, die so tun, als wären sie Jugendliche, die Gleichaltrige kontaktieren wollen. Sie selbst war auch von so einem Ekel missbraucht worden, nachdem sie auf seine Nachrichten eingegangen war.

Ich kenne auch keinen Mateo und ich clicke nicht mit Fremden.

Ich verschicke die Nachricht, werfe mein Camphone in eine meiner Sandalen, stelle sie ins Schließfach und lege meine Hose und Bluse obenauf.

Ping.

Nicht gucken! Ich schlinge mir mein Handtuch um die Taille, knalle die Schließfachtür zu und halte mein ID-Bändchen vor den Scanner.

Ein Brummton. Verschlossen.

Wie dumm. Meine Schwimmbrille steckt noch in meiner Hosentasche.

Ich öffne das Fach wieder und dann gucke ich natürlich doch.

Aber ich kenne dich, steht auf dem Display.

Data Leaks (1). Wer macht die Wahrheit?

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