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Ökonomisch motivierte Publicity hat Vorrang vor wissenschaftlichem Interesse

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Die Tatsache, dass gerade in der europäischen und speziell deutschen Orient- und Islamwissenschaft Vertreter mit ressentimentgeleiteten Statements zum Islam und zum dortigen Wahrheitsverständnis das gegenwärtige Öffentlichkeitsbild beherrschen, kann als Armutszeugnis für einen über Jahrhunderte hinweg über das Land hinaus als vorbildhaft bewunderten Wissenschaftszweig gewertet werden. Indem Universitäten und Massenmedien jenen unreflektierten Randpositionierungen das Forum zugestehen, lassen sie erkennen, dass bei ihnen ebenfalls ein Zerrbild vom Islam herrscht, dass sie „wissenschaftlich“ bestätigt zu sehen beanspruchen. Möglicherweise besteht zudem die unterschwellige Hoffnung, mit abwertenden Aussagen zum Islam – zumal von sich selbst als „Islamologen“ bezeichnenden Repräsentanten – angestrebte Einschaltquoten oder Auflagen zu erreichen. Dem vorgegebenen Auftrag, zum Miteinander der Kulturen im demokratischen multikulturellen deutschen Gemeinwesen beizutragen, werden sie auf diese Weise unzweifelhaft nicht gerecht.

Die zugebilligte öffentliche Aufmerksamkeit des Falles Kalisch zeigt vielmehr, dass Medien wie universitäre Lehranstalten sich noch keinen notwendigen Verhaltenskodex zugelegt haben, in dem sie sich darauf einigen, wie das Miteinander verschiedener Kulturen und Religionen verbunden mit ihrer freien Bezeugung und Ausübung erleichtert und gefördert werden kann. Auf diese Weise ermutigen sie Protagonisten mit unbelegten, unrepräsentativen und zugleich die Grundlagen des Islam in Frage stellenden Randpositionen geradezu, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, die ihnen auf konventionellem wissenschaftlichem Wege verschlossen bleibt. Die plakative Vorankündigung von Kalischs noch nicht erschienenem Buch zeugt geradezu von einer krampfhaften Suche nach Publizität, die in keinem Verhältnis zu den darin mutmaßlich ausformuliert wiederholten, der Öffentlichkeit bereits bekannten Thesen steht.

Angesichts der bisher von Kalisch vorgetragenen Argumente ist hier wohl kaum ein populärwissenschaftlicher Klassiker zu erwarten. Sollte dieses Werk dennoch die Bestsellerlisten erreichen, ist darin erst recht die Bestätigung zu sehen, dass einigen Verlagen die Qualität ihrer Ware hinter dem in diesem Fall erst erzeugten Bekanntheitsgrad ihrer Autoren in der Prioritätenliste zurücksteht. Wenn die nach wie vor mit modernen, nicht zuletzt historisch-kritischer Methodik erreichten bedeutenden Ergebnisse deutscher Orientalistik in gleicher Auflage erscheinen könnten wie die Rechtfertigungsschriften von Kalisch, wäre der Unkenntnis vieler Deutscher über den Islam und seine kulturhistorischen Hintergründe ein bedeutender Schritt entgegengetreten und manches hieraus entstandene Ressentiment gegenüber Muslimen längst überwunden.

Ein Islam ohne Prophet

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