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Wissenschaftlicher Standpunkt oder öffentliche Provokation?
ОглавлениеIn der Tat erlaubt es die Religions- und Meinungsfreiheit in Deutschland auch, Aussagen wie jene zur angeblichen Nichtexistenz des Propheten Mohammed öffentlich zu äußern. Eine andere Frage ist, ob eine solche kleinkarierte luftleere Behauptung, nur weil sie aus dem Munde eines Hochschulprofessors stammt, wert ist, mit wissenschaftlichen Argumenten dazu Stellung zu beziehen. Hier erscheinen Zweifel angebracht. Abgesehen davon, dass Bekundungen dieser Art von jedem ernsthaften Muslimen ähnlich wie die in den letzten Jahren erschienenen Propheten-Karikaturen in dänischen und anderen westeuropäischen Zeitungen als Verhöhnung seiner Religion aufgefasst werden müssen, schaden sie dem Ansehen der Religionswissenschaft als ernsthafter akademischer Fachrichtung insgesamt und entwerten die Vertreter dieses Faches, die in der überwiegenden Majorität - vom Lehrstuhlinhaber bis zum einfachen wissenschaftlichen Mitarbeiter - in jahrelanger mühevoller Quellenanalyse das Wesen, die historische wie auch gegenwärtige Aussagekraft des Islam und anderer Religionen herauszustellen bemüht sind.
Kalisch sollte sich zudem fragen lassen, warum er sich erst bewusst einer bestimmten Religion zugewandt hat, um als späterer öffentlicher Repräsentant dieser Religion ihre Kernaussagen zum Mythos zu erklären. Hier scheint er offenbar weniger von wissenschaftlicher Diskursfreudigkeit als mehr von Geltungssucht und dem Drang nach Medienaufmerksamkeit geleitet zu sein. Vergleiche lassen sich in der jüngeren Geschichte bei einigen evangelischen Theologen wie Lüdemann finden, der als Repräsentant des deutschen Protestantismus Jesus als von Naherwartungen getäuschten „Magier“ abzuqualifizieren trachtet[12] oder bei Uta Ranke Heinemann, die nach der Konversion vom Protestantismus zum Katholizismus es dort zur ersten weiblichen Theologin brachte, um von dieser Position aus wesentlichen katholischen Glaubensaussagen entgegenzutreten und sich daraufhin zu beschweren, die Lehrerlaubnis der nun als „frauenfeindlich“ charakterisierten Kirche wieder entzogen zu bekommen.[13]