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Historische Fakten werden ignoriert
ОглавлениеWenn eine ernsthafte universitäre Ausbildung zum islamischen Religionslehrer an staatlichen Schulen in Deutschland bisher nicht erreicht worden ist, so liegt dies nicht zuletzt auch daran, dass die deutschen Hochschulen den Repräsentanten des islamischen Mainstream den Zugang zu Forschung und Lehre künstlich erschweren, weil sie an ihrer Stelle Vertretern ideologischer, irrationaler, ohne wissenschaftlichen Gehalt aufgestellter, sowie dem allgemeinen Konsens entgegenstehender Behauptungen eine Karriere in ihren Institutionen zugestehen. Ein wesentlicher Beitrag zur Integration wäre bereits geleistet, wenn diese Einstellungspraxis deutscher Lehranstalten reflektiert und überdacht wird.
Am meisten wird die Reflexion ihrer Aussagen von den Wissenschaftlern aber selbst erwartet und vorausgesetzt. Niemand sieht sich gezwungen, die religiöse Stellung, die Muslime ihrem Propheten zugestehen, für sich zu übernehmen – ob er sich dann noch als Muslim bezeichnen kann, stellt eine andere Frage dar. Ein erklärter Nichtmuslim wird auf jeden Fall Mohammeds Ansichten und Äußerungen keine Bedeutung für sein eigenes Leben und darüber hinaus beimessen. Dies ist sein gutes Recht. Die Anzweifelung jeglicher Existenz der Person Mohammeds kann jedoch nur als bewusste Provokation der Muslime und letztlich als Ignorieren historisch erwiesener Fakten gewertet werden. Schließlich bestehen zahlreiche Textquellen von Nichtmuslimen, vor allem von Christen seiner Zeit, die auf Begebenheiten mit ihm hinweisen, welche in Koran und Sunna ebenfalls eingehend beschrieben sind.[14] So mag ein Nichtchrist die zahlreichen biblisch beschriebenen Wunder Jesu wie die Speisung der Fünftausend oder den Gang auf dem See Genezareth und nicht zuletzt seine Auferstehung vom Tode als mythologische Verklärung der Evangelisten interpretieren, die Existenz Jesu als Person kann jedoch auch er nicht beschreiten, denn nichtchristliche Zeitzeugen wie der Römer Tazitus haben gleichermaßen darauf Bezug genommen.[15]
Wenn neuerdings anerkannte Hochschulprofessoren solche Berichte einfach übersehen oder für nicht aussagekräftig abqualifizieren, so lassen sie erkennen, dass es ihnen nicht in erster Linie um die argumentative wissenschaftliche Auseinandersetzung mit für die Religionen bedeutenden Autoritäten geht, sondern hier kommt eine Aversion gegen die Religion selbst und ihre Repräsentanten zum Ausdruck, mit denen man vielleicht negative Erfahrungen verbindet, für die man im Unterbewusstsein sich zu rächen versucht. Ein universitärer Lehrstuhlinhaber sollte jedoch einerseits in der Lage sein, die gesellschaftlichen Auswirkungen seiner öffentlichen Äußerungen abzuschätzen und andererseits zu zwischen seinen persönlichen Erfahrungen mit einer Religion, seinem individuellen Glauben und historisch belegten Tatsachen differenzieren, die auf sich allein gestellt noch keine Bewertung des religiösen Glaubensinhalts darstellen. Anderenfalls hat er sich für den akademischen wissenschaftlichen Diskurs insgesamt und bezüglich Religion im besonderen disqualifiziert.