Читать книгу In einer Welt von Glas - Morris L. West - Страница 3
ОглавлениеDies ist ein Roman. Ihm liegt ein Fall zugrunde, der in dem autobiographischen Werk »Erinnerungen, Träume, Gedanken von C. G. Jung« ganz kurz festgehalten wurde. Die Krankengeschichte ist nicht datiert und merkwürdig unvollständig belassen. Aus Jungs anderen Schriften habe ich den Eindruck gewonnen, daß ihn diese Episode noch lange Zeit beschäftigte und er bewußt darauf verzichtet hat, sie in allen Einzelheiten darzustellen.
Ich habe diese Geschichte in das Jahr 1913 verlegt – also in die Zeit von Jungs historischem Zwist mit Freud, dem Beginn seines lange währenden Liebesverhältnisses mit Antonia Wolff und den ersten Anzeichen seines sich über viele Jahre hinziehenden Verfalls.
Die Gestalt der Frau ohne Namen ist eine dichterische Erfindung, aber sie entspricht den Anhaltspunkten, die Jung in seiner Darstellung der Begegnung skizziert hat.
Was ich über Jung selbst, seine persönlichen Beziehungen und seine berufliche Einstellung schreibe, gründet sich durchweg auf die umfangreichen zur Verfügung stehenden Unterlagen. Die Deutung dieses Materials und dessen sprachlicher Ausdruck stammen natürlich von mir.
Im übrigen ist jeder Schriftsteller ein Mythenschöpfer, wie ihn Jung im Prolog zu »Erinnerungen, Träume, Gedanken« dargestellt und gerechtfertigt hat: »Ich kann jedoch nur unmittelbare Feststellungen machen, nur ›Geschichten erzählen.‹ Ob sie wahr sind, ist belanglos. Die Frage ist nur, sind sie mein Märchen, meine Wahrheit?«
M. L. W.
Begehe ein Verbrechen – und die Welt ist von Glas ... irgendein vernichtender Hinweis sickert immer durch.
Ralph Waldo Emerson
C. G. Jung war sich stets der Gefahr geistiger Ansteckung und der nachteiligen Auswirkungen bewußt, die eine Persönlichkeit auf eine andere haben kann ... Jeder, der als Psychotherapeut psychotische Fälle behandelt hat, wird bestätigen, daß Wahnvorstellungen und andere Merkmale der Welt des psychisch Kranken in der Tat ansteckend sind und sich sehr störend auf das Urteil des Therapeuten auswirken können.
Anthony Storr: »Jung«, Kap. 2