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Romeo

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»DU MUSST ROMEO AKTIVIEREN. Hast du gehört? Du mußt unbedingt Romeo aktivieren, oder wir werden das schlimmste Armageddon auf Erden erleben.« Thorsten Wollner blickte verständnislos den alten Mann an, der gebetsmühlenartig diese Worte wiederholte. »Hörst du mir überhaupt zu? Du mußt sofort Romeo aktivieren!«

Der alte Mann gestikulierte mit seinen Händen wild in der Luft und starrte Wollner mit vom grauen Star getrübten Augen an. Die Haare schlohweiß, die Haut faltig und voller Altersflecken, die Bewegungen ungelenk. Der betagte Mann unterschied sich äußerlich in nichts von den zahllosen Rentnern, die oftmals auf fremde Hilfe angewiesen waren. Aber Thorsten Wollner wußte, daß der alte Mann alles andere als senil war – trotz seiner 73 Jahre. Die Zeit hatte nur an seinem Äußeren genagt, nicht jedoch an seinem scharfen Verstand.

Thorsten Wollner hatte sich auf einen schönen Abend mit seiner Frau gefreut. Alles war bestens vorbereitet gewesen. Lea hatte sich als Serviermädchen Pauline zurechtgemacht, sündige Strümpfe mit Naht angezogen und an den Strumpfhaltern befestigt. Ein kleiner weißer Haarreif spannte sich über ihre blonde Kurzhaarfrisur. Das schwarze Kleid mit den weißen Rüschenabschlüssen saß knapp über dem Po, und sie hatte eine kleine, freche Schürze darüber gezogen.

Mit schwarzweißen Handschuhen servierte sie ihm einen guten Weinbrand auf einem kleinen Tablett. Dabei beugte sich Lea beim Überreichen kokett ab und gestatte ihm ungeniert Einblick in ihr Dekolleté. Natürlich befummelte er sie, bewunderte die Strapse und fuhr an ihrem Bein entlang. Sie kicherte nervös, entzog sich ihm spielerisch, um erneut zu kokettieren. Während er sich im schweren Ledersessel bedienen ließ, gewährte sie ihm immer wieder tiefe Blicke in ihren Ausschnitt und unter den Rock. Dann stellte sie frech ein Bein auf die Sessellehne, um aufreizend ihre Zierbänder zur Schau zu stellen.

»Möchte der Herr gerne etwas Süßes zu dem Weinbrand?« fragte sie gestelzt.

»Ein wenig Schokolade wäre angebracht«, hatte er ebenso gekünstelt geantwortet.

Dienstbeflissen rauschte sie ab, ließ ihn warten und kam bald darauf mit einem Silbertablett voller Konfekt zurück.

»Bitte sehr, der Herr, erlesene Schokolade, Pralinen und andere Süßigkeiten.«

Sie beugte sich abermals tief ab und hielt ihm das Tablett hin. Er tänzelte mit den Fingern über die reichhaltige Auswahl, als könne er sich nicht entscheiden, und gaffte ihr dabei ungeniert ins Dekolleté. Er griff nach einer Nußpraline, und seine Frau setzte das Tablett auf dem großen Holztisch ab.

Später, wenn sie richtig aufgeheizt waren, würde er sie darauf nehmen, mit hochgezogenem Kleid und weitgespreizten Beinen.

Die Praline war in der Tat ein Genuß. Er leckte kurz die Finger ab und befummelte ihren Hintern. Lea kicherte verlegen.

»Aber nein, mein Herr, lassen Sie das bitte!«

Er gab ihr einen Klaps auf die Pobacken.

»Au, das tut doch weh!« gab sie gespielt entrüstet zurück und drehte sich um.

Er griff nach ihrem Arm, zog sie in seinen Schoß.

»In meinem Haus dulde ich keine Widerworte. Hast du verstanden?«

Seine Frau nickte verschämt und wurde sogar leicht rot.

»Ja, Monsieur.«

Dann küßte er Lea, aber sie stieß ihn weg.

»Aber Monsieur – das geht zu weit!«

Erneut zog er sie zu sich. Lea zappelte und zeterte. Alles gespielt, ohne daß sie es groß einstudiert hätten. Sie besaß wirklich Talent. Der Abend schien sich tatsächlich gut zu entwickeln. Ungeniert faßte er ihr in den Ausschnitt und befühlte den Busen.

»Monsieur, lassen Sie das! So geht das nicht!« Sie erhob sich entrüstet, um ihre aufreizende Aufmachung in Ordnung zu bringen. »Ich bin nicht so eine, wie Sie denken, Monsieur.«

Nun war es an ihm, den Verstoßenen zu mimen, und er schickte sie weg.

»Gut, Pauline, dann gehen Sie zurück in die Küche, bis ich Sie rufe. Ich möchte etwas alleine sein.«

Lea zog eine Schnute und fragte: »Sind Sie sicher, daß Sie alles haben, mein Herr?«

Er nickte beleidigt.

»Ganz sicher?« fragte sie nochmals.

»Ja.«

Sie zögerte, dann kniete sie sich vor ihn und strich über seine helle Anzugshose. Wie zufällig fuhr sie über den Schwanz, der sich unter ihren Fingern langsam aufrichtete. Sie hatte es wirklich drauf.

»Diese Hose sitzt viel zu eng, Monsieur. Sie sollten den Gürtel lockern.«

Schon stand sie auf, beugte sich über ihn und fummelte an der Gürtelschnalle. Sein Blick ruhte auf dem wackelnden Busen. Er mußte sich im Alltag stets zusammenreißen, daß er nicht zu lange auf ein schönes Dekolleté starrte. Nur ein kurzer anerkennender Seitenblick. Längeres Starren fanden Frauen unangemessen. Dabei gab so viel Schönes zu sehen. Ein kesser BH, ein tiefer Graben, viel weiche Haut. Manchmal zeichneten sich sogar die Nippel ab.

Bei Dienstmädchen Pauline durfte er so lange starren, wie er wollte. Seine Frau genoß die Blicke.

Lea ließ sich beim Öffnen der Hose viel Zeit und zog umständlich den Reißverschluß herunter. Anschließend wühlte sie sich durch seine Unterwäsche, holte seinen Penis heraus und begann an ihm zu saugen.

Und dann hatte er plötzlich mitten im Raum gestanden, der alte Mann, für den es keine Hindernisse gab. Lea war erschreckt aufgesprungen, hatte die Hände vor der halb entblößten Brust gekreuzt und war im Begriff gewesen wegzulaufen.

»Tut mir leid, wenn ich euer Techtelmechtel unterbrechen muß, aber die nationale Sicherheit von Deutschland hat absoluten Vorrang – und die Sicherheit einiger anderer Staaten ebenso. Was eure Spielchen angeht, müßt ihr euch keine Gedanken machen. Schließlich haben wir Ende der Sechziger den Grundstein dafür gelegt: die sexuelle Revolution, Rudelbumsen, FKK, Hasch …«

»Aber Paps!« unterbrach Lea entrüstet die Aufzählung.

»Du gestattest, meine Tochter, daß dein Mann und ich uns zurückziehen. Es geht um eine internationale Bedrohung.«

»Sicher«, murmelte Lea und setzte zynisch nach: »Drunter tust du es ja nicht.«

»Und Thorsten, du solltest den Code der Alarmanlage ändern«, belehrte ihn sein Schwiegervater.

»Mache ich jede Woche.«

»Von deinem Geburtstag zu Leas, zu eurem Hochzeitstag und dann wieder von vorne. Bei euch kann jeder Trottel einbrechen.«

»Wer ist eigentlich dieser Romeo?« Lea wartete nach dem Gespräch ihres Vaters mit ihrem Mann in dem Designersofa aus hellem Lammnappaleder auf ihren Mann. Sie hatte die Dienstmagduniform mit einem Seidenschlafanzug getauscht und blätterte lustlos in einer aktuellen Modezeitschrift. »Ist er euer hübscher James Bond im LKA?«

Ihr Vater, der legendäre Heinz-Günther Strasser, hatte sich durch die Hintertür verdrückt. Thorsten wäre es lieber gewesen, Lea schliefe bereits. Auf eine Diskussion über Romeo wollte er sich wirklich nicht einlassen – aus gutem Grund. Das würde gerade jetzt alles zerstören. Zudem gab es viel zu tun, der Alte hatte tatsächlich brisante Informationen besessen.

»Romeo ist nur ein Deckname.«

»Ja, ich weiß. Romeo, Sierra, Tango. Vater hat mich als Kind unzählige Male das militärische Alphabet aufsagen lassen. Also ein R… Rainer? Roland? Richard?«

Sie räumte die Kaffeetassen weg, die sie gerichtet hatte, aber die nicht angerührt worden waren.

»Romeo ist eine Sie.«

»Eine von den drei Engeln? Für Charlie? Alpha, Bravo, Charlie.« Leas typischer galliger Tonfall. Sie war sauer. Auf Frauen in seinem Job reagierte sie eifersüchtig. »Und – ist diese Romeo hübsch? Hat sie dir schon Avancen gemacht?«

»Romeo steht für Rafaela«, entgegnete er trocken. Nun war es raus. Ende. Nichts mehr zu machen.

Seiner Frau glitt das Tablett mit dem Kaffeeservice aus der Hand. Das edle Geschirr zersprang in tausend Splitter. Lea starrte ihn aus funkelnden Augen an und drohte ihm: »Wehe, du gehst zu ihr!«

»Es war die Idee deines Vaters, nicht meine.«

»Das ist mir völlig egal. Du triffst dich nicht mit dieser Frau – haben wir uns verstanden?«

Banker an den Galgen!

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