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Kapitel 10

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Der Computer vor ihr piepste und signalisierte damit eine eingehende E-Mail. Inmitten der Stapel aus Büchern, ungeordneten Akten und anderen Überbleibseln von Wochen voller Recherche war der Schreibtischrechner fast nicht mehr zu sehen. Dr. Diana Torres fand die Maus schließlich unter einer losen Papiersammlung und befreite den Bildschirm von seinem vorinstallierten Bildschirmschoner – einer nie endenden Schleife aus Farben.

Sie fuhr über den Desktop und klickte auf das entsprechende Icon. Die einzige Anwendung, die immer in Betrieb war. Da sie kein ausgesprochener Freund von Computern war, bat sie häufig ihren Assistenten, ihre Berichte elektronisch vorzubereiten und auszuarbeiten. Er ließ es sich nicht nehmen, sie auf die Ironie des Ganzen hinzuweisen. Eine Frau, deren Karriere daraus bestand, Computermodelle von Molekülen und mikroskopischen Organismen zu kreieren, hatte Angst vor Computern. Aber sie ließ sich davon nicht ärgern. Ob ihre Methoden nun unorthodox waren oder nicht, das Forschungsunternehmen wusste, dass sie eine der Besten in der Branche war.

Ihre Position war erst kürzlich nach monatelanger freier Mitarbeit finalisiert worden. Ihr gefiel die Arbeit, hauptsächlich, weil sie sich nicht mit Bürokratie oder dem üblichen Geschäftskram abgeben musste, der ihr an ihren frühen Jobs immer so missfallen hatte. Das Unternehmen war vor über vierzig Jahren gegründet worden und erfreute sich immer noch steten Wachstums. Dr. Torres nahm eine Schlüsselposition ein und sollte das Unternehmen im Bereich der Molekularforschung voranbringen.

Dr. Torres klickte die E-Mail an, die keinen Betreff hatte, und begann den Inhalt zu lesen. Die Nachricht war kurz und direkt. Eine Bitte um Hilfe bei einem speziellen Projekt. Sie schob eine alte Burger-Verpackung und eine halb leere Coladose beiseite, die ihre Tastatur blockierten, rollte ihren Stuhl näher an den Schreibtisch und klickte auf das Antwort-Feld. Während ihre Finger über die Tasten huschten, um eine Standardantwort auf das Hilfegesuch zu tippen, warf sie einen flüchtigen Blick auf den Absender des Schreibens.

Sie musste ein zweites Mal hinsehen und las die Adresse dann erneut. Anschließend nahm sie die Hände von der Tastatur, um ihre Antwort noch einmal zu überdenken. Sie griff nach der Coladose, nahm einen großen Schluck von der abgestandenen Limonade und las die E-Mail noch einmal komplett durch.

Ich brauche hierbei deine Hilfe. Schicke dir bald die Probe. Kommt von der Yellowstone-Explosion. Bitte schnell bearbeiten. Ich melde mich bald wieder.

Ben

Der Ben? Sie hatte seit über zehn Jahren nichts mehr von ihm gehört. Sie wusste nur, dass er Park-Ranger geworden war und mit der Außenwelt so gut wie nichts zu tun hatte. Deshalb war sie doch einigermaßen von dieser Nachricht überwältigt.

Sie holte ihr Telefon hervor – ein Klapphandy, das sie schon seit unzähligen Jahren hatte – und durchsuchte ihre Kontaktliste. Als sie seinen Namen endlich gefunden hatte, schwebte ihr Finger über der Wähltaste. Sie hatte diese Nummer tatsächlich noch nie benutzt. Sie starrte das Telefon noch einige Sekunden lang an und klappte es dann wieder zu.

Jetzt nicht, dachte sie. Noch nicht zumindest.

Verschiedenste Gedanken rasten durch ihren Kopf. Wo war er? Was machte er? Warum brauchte er ausgerechnet ihre Hilfe?

Sie saß noch eine ganze Weile grübelnd auf ihrem Stuhl und bewegte sich nicht, bis ihr Assistent schließlich den Raum betrat.

»Diana?« Die Stimme des jungen Mannes riss sie abrupt aus ihren Gedanken. Sie versuchte den verwirrten Ausdruck auf ihrem Gesicht zu verbergen, scheiterte aber kläglich.

»Diana, ist alles in Ordnung?«

»Ja, ja, alles okay«, erwiderte sie. »Nur eine weitere Anfrage. Etwas, das ich nicht erwartet habe, aber wir können bald damit loslegen.«

»Das klingt gut. Ich kann das Equipment ja schon mal vorbereiten und Vanessa Bescheid sagen, dass in Kürze Proben reinkommen. Gibt es denn eine Deadline dafür?«

Dr. Torres wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und ging auf den jungen Mann zu. »Ich bin mir nicht ganz sicher, Charlie. Wir bereiten für alle Fälle einfach alles vor. Aber diese Sache bleibt unter uns beiden, in Ordnung?«

Charlie Furmann nickte, ohne zu zögern. Der Großteil der Projekte des Unternehmens wurde zwar staatlich finanziert, aber den angestellten Wissenschaftlern stand es frei, persönlichen Interessen und Forschungsprojekten nachzugehen, wenn sie die Zeit dazu hatten. Manche dieser Projekte mussten nicht unbedingt an die Öffentlichkeit dringen.

»Ich mache heute Nachmittag alles bereit und lasse Vanessa das Paket raufbringen und vor meine Tür stellen, sobald es ankommt. Das Labor ist morgen Abend ab halb neun bis in die Früh verfügbar. Soll ich es für uns reservieren?«

»Ja, und danke. Ich packe noch eben zusammen und gehe dann nach Hause. Du brauchst nichts aufzuräumen, ich bin ja in aller Frühe wieder da.«

Charlie sagte nichts dazu. Er verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Dr. Torres wandte sich nun wieder ihrem Computer zu und setzte sich hin. Der Bildschirmschoner war bereits wieder aktiviert worden und sie bewegte die Maus.

Sie starrte noch eine Weile auf ihren Bildschirm und las sich die E-Mail wieder und wieder durch.

DER ENIGMA-VIRUS

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