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Prolog III

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Alexei Expedition

Nordwestterritorium, Kanada

1704

Nikolai erwachte am nächsten Morgen und vernahm etwas Eigenartiges:

Stille.

Reine Winterstille. Solch eine Ruhe hatte er nicht mehr erlebt, seit sie Russland verlassen hatten. Es war der Klang seiner Jugend … intensiv und einschüchternd. Nikolai hätte sie normalerweise mit einem Schniefen und einem tiefen, befriedigenden Atemzug begrüßt, aber dieser Morgen hätte nicht so ruhig sein sollen, und das machte ihm Angst. Eine Expeditionsgruppe von nahezu dreißig Mann erzeugte unweigerlich einen beachtlichen Lärmpegel.

Er warf seine Decken beiseite und stand auf. Sein Kopf streifte die obere Zeltstange, als er den Stoff zur Seite schob. Das Feuer war niedergebrannt und kleine Wirbel kalter Asche stiegen in der sanften Brise auf und erzeugten den Eindruck von Rauch. Die Ansammlung von Zelten war in einem Kreis rund um das Feuer herum platziert worden, wie die Speichen eines Wagenrades. Sein Zelt war das am weitesten im Norden gelegene und an beiden Seiten durch einige Bäume von den anderen getrennt. Die Zelte waren von traditioneller Art, zwei aufrechte Stangen und eine, die horizontal darüber lag, überspannt von einem Tuch, das an den Ecken in den Boden gepflockt war. Jedes Zelt war tadellos errichtet worden, alle lagen in perfektem Abstand zueinander und eines sah exakt so aus wie das andere. Es waren gute Männer, dessen war Nikolai sich bewusst, und solche kleinen Details waren ihnen äußerst wichtig. Aber wo waren sie? Warum beschäftigten sie sich nicht bereits mit den Vorbereitungen für ihre lange Reise zurück in ihre Heimat?

»Doktor? Lev?«, rief er. Er betrat das nächstgelegene Zelt und fand die beiden Männer schlafend unter ihren Bergen von Decken und Pelzen vor. Er trat mit seinem ungeschnürten Stiefel vorsichtig gegen die Pritsche des Doktors und rief ihn erneut.

Als eine Antwort ausblieb, zog Nikolai die Decken vom Kopf des Mannes. Die unterste, ein grob gewebter Stoff, blieb allerdings an etwas hängen. Mit einem kräftigeren Ruck löste er die Decke und entblößte das Gesicht des Doktors, das zerfressen von einem Ausschlag und übersät mit roten Pusteln war.

Erschrocken stolperte Nikolai einen Schritt zurück. Ein Stück Haut an der Stirn des armen Mannes war an der Decke zurückgeblieben, verklebt mit Blut und Gewebe. Die Augen des Doktors standen weit auf und starrten glasig ins Nichts.

Instinktiv schlug Nikolai eine Hand vor den Mund und bemühte sich, seinen wachsenden Brechreiz zu unterdrücken. Er zog die Decken nun komplett hinunter und sah, dass jedes Stück der entblößten Haut von denselben Pusteln überzogen war. Er wandte sich jetzt Levs Feldbett zu und nahm dort dieselbe flüchtige Untersuchung vor.

Noch mehr Ausschlag … noch mehr Pusteln … noch mehr Tod.

Lev war ebenfalls im Laufe der Nacht verstorben. Beide Männer lagen in ihre Decken gehüllt da und starrten mit leeren Augen zur Zeltdecke hinauf. Nikolai trat zurück und verschloss das Zelt sorgfältig hinter sich. Dann sah er hinab auf seine eigenen Hände und Arme und entdeckte denselben Ausschlag auf weiten Teilen seiner Haut.

Es juckte zwar nicht länger, aber er spürte dafür die Wärme, die seine Haut an den betroffenen Stellen abstrahlte. Er fühlte den Ausschlag auch an seinen Schultern, im Nacken und am oberen Rücken.

Er sah noch in zwei weiteren Zelten nach und fand in beiden entsetzliche angsterfüllte Gesichter vor, die ihn anstarrten. All seine Männer – alle siebenundzwanzig – waren tot.

Er war offenbar der einzige Überlebende einer Expedition, die Tausende von Meilen von zu Hause entfernt war und sich an einem der entlegensten Orte der Welt befand.

Ein weiterer Baum krachte jetzt in der Ferne und ihm wurde klar, dass der Winter nun endgültig begonnen hatte.

DER ENIGMA-VIRUS

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