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Kapitel 2

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Der Chevy rumpelte über ein unsichtbares Schlagloch und die betagte Aufhängung reagierte mit einem lauten Klickgeräusch und einem Ächzen.

Ben zog den Pick-up nach links und damit wieder auf die Mitte des schmalen Feldwegs, bevor er das Radio aufdrehte. Der Country-Song, der durch die überstrapazierten Lautsprecher dröhnte, brauchte eigentlich keine Verstärkung, bekam aber dennoch welche.

»Du bist wirklich keiner für Small Talk, was?«, fragte Bens Passagier. Der junge Mann zu Bens Rechten blickte zu ihm herüber.

Ben widmete seine Aufmerksamkeit stattdessen der unebenen Schotterpiste vor ihnen.

Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass Carlos Rivera sich wieder abwandte, um aus dem Beifahrerfenster zu sehen. Während der letzten Stunde hatte Ben vielleicht zehn Worte geäußert, hauptsächlich Anweisungen, dass er der Basis Bescheid geben oder auf der Ladefläche nach Mo sehen sollte. Rivera hatte zwar pflichtbewusst Folge geleistet, aber Bennett war trotzdem irgendwie nicht mit ihm warm geworden.

Sie fuhren noch eine Viertelstunde weiter über diverse Unebenheiten, bis Ben den Feldweg verließ und den Pick-up über eine kleine Grasebene in Richtung Waldrand lenkte.

Dahinter erhob sich ein kleiner Berg aus dem flachen Land, überschattet vom Antler Peak im Norden. Ben bewunderte die Umgebung unwillkürlich, denn sie war wunderschön und vollkommen unberührt. Er atmete einmal tief durch und drehte dann das Radio leiser.

»Ich mache mir ehrlich gesagt nicht viel aus reden«, sagte er. Rivera blickte zu ihm hinüber. »Ich schätze mal, du bist ein anständiger Junge. Danke, dass du heute aushilfst.«

Rivera lachte. »Junge? Du kannst doch selbst nicht älter als fünfundzwanzig sein.«

Ben hielt seine Augen geradeaus, als er antwortete. »Zweiunddreißig.«

Rivera nickte mit einem Ausdruck von Überraschung auf seinem Gesicht, als sie nahe der Baumgrenze anhielten. Das Waldstück vor ihnen umgab den Fuß des Berges, endete auf halbem Wege zur Spitze und wurde dort zu einer bunten Mischung aus jungen Bäumen und Büschen. Ben fädelte den Pick-up nun rückwärts in eine Lücke zwischen zwei Bäumen und sprang dann aus dem Fahrzeug. Danach löste er die Spannseile auf seiner Seite der Ladefläche und wartete, bis Rivera das Gleiche auf der anderen Seite getan hatte.

Ben ging anschließend zum Heck des Fahrzeugs und begann die Ladeklappe herunterzulassen.

»Hast du das auch gespürt?«

Ben sah zu seinem Kollegen hinüber. Wie aus heiterem Himmel erschütterte jetzt eine tiefe Bassnote den Boden unter ihren Füßen und Ben spürte, wie der Schalldruck seinen Kopf vibrieren ließ. Das tiefe Grollen wuchs nun zu einem ohrenbetäubenden Beben heran, das allerdings schnell wieder erstarb und von den Bäumen zurückgeworfen wurde.

»Was zum …« Rivera trat ein paar Schritte vom Wagen zurück, schaute in Richtung Osten und versuchte durch eine Gruppe von Bäumen zu sehen, dann riss er die Augen weit auf. »Ben … dort drüben!«

Ben folgte dem Blick des jungen Mannes und sah eine qualmende Masse, die den Horizont emporschoss. Die Wolke blähte sich auf und dehnte sich rasend schnell aus.

Keiner der beiden sprach ein Wort. Wie angewurzelt standen sie da und schauten dem Schauspiel stumm zu.

Plötzlich schoss eine Druckwelle durch die Bäume, entwurzelte sie und riss ganze Stümpfe aus der Erde. Die Wucht der Erschütterung schleuderte sogar den Pick-up umher und warf die Männer mehrere Meter durch die Luft. Ben prallte so hart auf den Boden auf, dass es ihm vorkam, als hätte er sich jeden Knochen im Leib gebrochen.

Er mühte sich in eine sitzende Position und versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren und die Orientierung zurückzuerlangen. Der Pick-up lag jetzt auf der Seite, aber Ben konnte ihn ohnehin nicht erreichen.

Die Erde hatte sich nämlich aufgetan, und ein immer größer werdender Riss zog sich durch das trockene, bröckelnde Erdreich und drohte, das gesamte Fahrzeug zu verschlingen. Ben stolperte, als er aufzustehen versuchte.

Wir müssen von hier weg! Ben drehte panisch seinen Kopf hin und her. Wo ist Rivera?

Er war nicht beim Wagen. Der Bärenkäfig war von der Ladefläche gerutscht und lag jetzt auf dem Kopf. Ben nahm Anlauf und sprang über den immer größer werdenden Riss.

Eilig entfernte er das Vorhängeschloss von der Käfigtür und schob die beiden Riegel auf, dann öffnete er die Tür auf und griff hinein.

Augenblicklich riss er seinen Arm wieder zurück.

Von all den Dingen, um die es sich jetzt zu sorgen galt, war Bens größte Sorge, dem Bären zu helfen.

Gute Methode, eine Hand zu verlieren, dachte er kopfschüttelnd. Er warf einen Blick in den Käfig. Der Bär rührte sich nicht, atmete aber. Das große Tier war also immer noch bewusstlos.

Die Erde beruhigte sich langsam wieder. In nur dreißig Sekunden war der Boden angehoben und von kataklysmischen Kräften zusammengestaucht worden und hatte sich anschließend wieder abgesenkt. Bäume waren übereinander gefallen oder abgeknickt worden … Felsbrocken, die Jahrtausende ungestört überdauert hatten, waren teilweise eingerissen oder gänzlich zerbrochen.

Doch nun war wieder Ruhe eingekehrt.

»Ben! Hilfe!«

Riveras Stimme kam von der anderen Seite des Pick-ups. Er rannte dorthin, bremste aber nahe der Kante des neu entstandenen Erdspalts abrupt ab. Ben konnte sehen, dass die Erde hier etwa sechs Meter schräg abfiel, bevor es geradewegs hinab in den Abgrund ging.

Rivera hing an der Kante und seine vor Anstrengung schon weiß gefärbten Finger umklammerten verzweifelt eine Baumwurzel.

»Ich kann mich nicht mehr festhalten!«, schrie Rivera.

Ben warf sich sofort auf den Bauch, streckte seinen Arm aus und umklammerte die freie Hand des anderen Mannes. Er knirschte mit den Zähnen, nahm all seine Kraft zusammen und zog dann, so fest er konnte.

Der Rand des Erdspalts bestand allerdings offenbar nicht aus solidem Fels und als Ben Rivera hinaufzog, brachen große Teile des Abhangs weg und kullerten davon. Ben wechselte daraufhin seine Strategie.

»Gib mir deinen anderen Arm«, rief Ben Rivera zu.

Die Augen des jungen Mannes waren von Furcht erfüllt, als er versuchte, der Anweisung zu folgen.

Bens Arme zitterten, als er seinen Kollegen von purem Willen getrieben aus der Tiefe zog.

Doch dann brachte ein Nachbeben den Wald zum Zittern.

Der Boden bebte erneut.

Und Ben verlor den Halt.

Rivera rutschte wieder hinunter und konnte sich jetzt nur noch mit einer verschwitzten Hand an der Baumwurzel festhalten.

Ben warf sich über den Rand und streckte sich so weit wie möglich aus, um ihn zu packen. Seine Finger streiften zwar Riveras Kragen, bekamen ihn aber nicht zu fassen. Mit seiner Hand drückte er sich wieder gegen den Abhang.

Dann gab die Baumwurzel plötzlich nach.

Rivera sah panisch zu Ben hinauf, als ihm bewusst wurde, was gerade passierte.

Die Wurzel fiel hinab und Rivera hinterher.

Sekunden später war er verschwunden.

Ben rief nach ihm.

Doch er bekam keine Antwort mehr.

DER ENIGMA-VIRUS

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