Читать книгу Vater werden - Nicola Schmidt - Страница 10
Willkommen, kleiner Mensch!
ОглавлениеJetzt kommt auch der Zeitpunkt, an dem die ersten Eltern merken, dass ein Kind unterwegs ist – ups, wo bleibt die Regelblutung? Vielleicht verschiebt sie sich nur?
Gleichzeitig findet im Körper ein Sicherheitscheck statt: Ist der Fötus gesund? Wenn nicht, wird er mit einer verspäteten Regelblutung wieder gehen, wenn ja, dann merken wir nach etwa sechs bis sieben Wochen, dass jetzt wirklich was los ist.
Kuscheln für die Epigenetik
Ob wir wollen oder nicht, wir tragen die Erfahrungen unserer Vorfahren und unseres eigenen Lebens buchstäblich im Kern unserer Zellen – als epigenetische Markierungen, sozusagen durch die »geerbten« Erfahrungen unserer Eltern. Denn Änderungen der Genfunktion beruhen nicht immer auf einer Veränderung der DNA-Sequenz – etwa durch Mutation oder Rekombination – und werden dennoch an Tochterzellen weitergegeben. Wir sprechen dann von Epigenetik (Griechisch epí [darauf, daneben, bei, darüber] und génesis [Zeugung, Schöpfung]). Daher kann es hilfreich sein, zu wissen, was unsere Eltern und Großeltern erlebt haben, denn es findet sich in unseren Genen und in denen unserer Kinder wieder. Wenn unsere Eltern oder Großeltern massivem Stress ausgesetzt waren (zum Beispiel durch Hunger, Krieg, Flucht oder Vertreibung), müssen wir damit rechnen, auch selbst stark auf Stress zu reagieren. Und wenn wir diese Disposition nicht durch Therapie, Meditation oder andere Methoden bearbeiten, vererben wir sie weiter an unsere Kinder.
Die gute Nachricht: Epigenetische Markierungen können sich im Lauf des Lebens wieder ändern.
In Experimenten mit Ratten zeigten kanadische Forscher, dass sich das Verhalten gegenüber den eigenen Nachfahren vererbt: Wenn eine Rattenmutter das Junge fürsorglich behandelte, verhielt sich das Junge später auch seinen eigenen Nachkommen gegenüber sorgsam. Wird eine Mutterratte jedoch massivem Stress ausgesetzt, reagieren ihre Kinder auch dann später stark auf Reize, wenn sie selbst nie starken Stress erfahren haben. Doch wenn gestresste Rattenkinder von wenig gestressten Ratten-Adoptivmüttern viel geleckt und gekuschelt wurden, schaltete sich das »Stress-Gen« offenbar wieder ab.
Nun kann man Rattenmüttern nicht sagen: »Kuschel mit deinem Kind, auch wenn du selbst gestresst bist.« Aber wir Menschen können uns möglicherweise gezielt verhalten, um zu entscheiden, welche genetischen Marker wir an unsere Kinder weitergeben oder nicht. Und damit können wir Verantwortung dafür übernehmen, wie unsere Kinder und Enkelkinder ihr Leben in die Hand nehmen.
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Eltern und Großeltern vererben ihre DNA und ihre Erfahrungen an das Kind.