Читать книгу Vater werden - Nicola Schmidt - Страница 12

Doch auch auf Seiten des werdenden Vaters nimmt der Stress in dieser frühen Phase der Schwangerschaft oft gewaltig zu und plötzlich »müssen« wir ganz viel:

Wir müssen uns ständig und ausnahmslos freuen, wir müssen Verantwortung übernehmen, wir müssen nett sein, die Schwiegereltern besuchen und Rede und Antwort stehen, heiraten, Karriere machen, planen, Händchen halten, ganz schnell noch mal unsere Freiheit testen, einen trinken gehen – alles möglich, alles menschlich. Aber unter Umständen ist es einfach manchmal – oder auch sehr oft – ein bisschen viel.

Daher kann es entlastend sein, sich einmal ruhig hinzusetzen und zu sagen: »Stopp. Einen SCHEISS muss ich.«

Übung: Einen SCHEISS muss ich!

 Setze dich allein an einen ruhigen Ort, am besten in der Natur. Nutze die Ruhe, um bei dir selbst anzukommen. Schalte alle Gedanken aus oder lass sie wie Wolken vorüberziehen. Fühle einfach nur in deinen Körper. Es gibt hier nichts richtig oder falsch zu machen.

 Jetzt atme bewusst aus, weder tief noch »richtig«, spüre einfach nur deinen Ausatem und deinen Einatem. Lass die Muskeln los – Unterkiefer, Nacken, Schultern, Arme, Hände, Bauch, Beine, Füße.

 Und jetzt sage dir: Ich muss erst mal gar nichts. Ich brauche erst mal nur zu atmen. Ich bin nicht in Gefahr.

Vaterwerden kann im ersten Moment so überwältigend sein, dass es befreiend ist, sich vom Kopfkino loszumachen und zurück auf das zu besinnen, was ist: Ich atme ein. Ich atme aus. Alles andere kommt danach. Warum ist das klug? Weil das Gehirn sonst in den Gefahrenmodus geht. Das macht uns anfälliger für Aggression, Depression und Erschöpfung. All das tut gar nicht not: Wir sind nämlich nicht in Gefahr. Die Gedanken, die jetzt kommen, können wir aufschreiben und mit einem vertrauten Menschen oder mit einem Profi besprechen. Und dann gehen wir raus und stellen uns unseren Aufgaben und unserer Verantwortung, aber mit der Kraft der Ruhe.

YOU HAVE A NEW MESSAGE

»Papa, erzähle einem nahen Menschen, wie es dir geht, auch wenn er oder sie keine Kinder hat. Wenn du mit jemandem über mich sprichst, stärkt das jetzt schon unsere Verbindung.«