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1.8 Frauen sind der bessere Elternteil
ОглавлениеBetrachtet man die Scheidungsstatistiken scheint sich diese These zu bestätigen: 91% der allein erziehenden Haushalte sind solche von Frauen mit Kindern. (97)
Dass es auch anders herum funktioniert, ist nicht neu und wurde z.B. schon erfolgreich (5 Oskars) im Jahr 1979 im Film „Kramer gegen Kramer“ (USA 1979 „Kramer vs. Kramer“) mit Meryl Streep und Dustin Hoffmann in den Hauptrollen auf die Leinwand gebracht: Der New Yorker Werbekaufmann Ted Kramer (Dustin Hoffmann) und sein Sohn Billy waren vor 1 ½ Jahren von seiner Frau Joanna (Meryl Streep) verlassen worden, weil diese sich von ihrem Mann vernachlässigt und in ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter überfordert gefühlt hatte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der neuen Vaterrolle kümmert Ted sich rührend um sein Kind und opfert dafür sogar seine berufliche Karriere (was ihm später vor Gericht negativ ausgelegt wird). Doch dann kehrt seine Ex-Frau zurück und fordert das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn ein.
Vor Gericht kämpft Ted verzweifelt um seinen Sohn: „Joanna hat immer gesagt, dass einer Frau das Recht zusteht, die gleichen Chancen im Leben zu haben, wie ein Mann. Da hast Du sicher Recht. … Mit dem gleichen Recht würde ich jedoch gern wissen, in welchem Gesetz steht, dass eine Frau der bessere Elternteil ist, nur weil sie eine Frau ist! … Und ich würde gern wissen: Wo steht geschrieben, dass Frauen ein Monopol auf Liebe und Geduld haben, dass ein Mann nicht genauso dazu fähig sein soll, wie eine Frau?“
Die in Zeiten der Emanzipation eigentlich als selbstverständlich erscheinende Forderung nach gleichen Rechten für Väter und Mütter nutzt ihm allerdings nicht viel. Letztendlich wertet der Richter die „Mutterschaft“ höher als die Ansprüche des Vaters und Joanna bekommt das Sorgerecht zugesprochen. Dass sie am Ende des Filmes zu der überraschenden Einsicht kommt, dass ihr Sohn doch besser beim Vater aufgehoben ist, dürfte wohl eher dem Wunsch Hollywoods und des Publikums nach einem Happy End und weniger der gesellschaftlichen Realität entsprechen. Denn Scheidungs- und Sorgerecht-Statistiken zeigen ein deutlich anderes Bild.
Erziehungspsychologen heben immer wieder hervor, dass bei der Entwicklung eines Kindes sowohl die männliche als auch die weibliche Seite benötigt wird.
Während Männer z.B. nicht unbedingt traurig sind, wenn ihnen der Nachwuchs nicht mehr finanziell auf der Tasche liegt, können Frauen schwerer loslassen. Klassisches Beispiel dafür ist das Muttersöhnchen, das auch noch nach der Volljährigkeit bei Muttern zu Hause hockt und sich von Mama jeden Morgen die gebügelte Wäsche hinlegen lässt. Im Alter von 24 Jahren leben in Deutschland noch 45% der Söhne im Haushalt ihrer Eltern, im Alter von 30 Jahren noch 13% und mit 40 Jahren immerhin noch 4%. (51) Kann man nun diesen mehr oder weniger jungen Männern vorwerfen, dass sie sich nicht aus eigener Kraft aus der Umklammerung mütterlicher Liebe befreien können?
Allmorgendlich spielen sich dramatische Szenen in deutschen Kindergärten ab, weil Mütter sich nach dem Motto „Nur Mama kümmert sich richtig um ihren kleinen Hosenscheißer“ nicht von ihrem Nachwuchs trennen können und diesen dadurch vollkommen verunsichern. Väter besitzen diese Härte, obwohl es ihnen sicherlich auch nicht leicht fällt, sich nicht noch einmal umzudrehen, um dem Nachwuchs noch ein letztes Mal zu zuwinken.
Die Zeitschrift „Der Spiegel“ widmete sich im Jahr 2007 in einer Ausgabe sogar gleich zweimal der Vater-Mutter-Thematik, allerdings aus völlig unterschiedlichen Perspektiven: Zuerst wurde unter der Rubrik „Wissenschaft“ festgestellt, dass eine Schwangerschaft auch werdende Väter viel stärker beeinflusst, als bisher vermutet. (98) „Sie werden offenbar von Pheromonen aus dem Leib der Partnerin eingenebelt – und verwandeln sich in Softies“. 20 Seiten später unter der Rubrik „Kultur“ dann der K.O.-Schlag: Ein Interview mit der Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen unter der Überschrift „Mutterliebe ist ein Konstrukt.“ (99) Zitat: „Die semantische Aufwertung der Mutter als die Reine, Gute, Schützende und Nährende ist ein Resultat der bürgerlichen Kultur.“ Mutterliebe sieht die Deutsch-Amerikanerin also als eine Erfindung des 18. Jahrhunderts.
Laut einer schwedischen Studie erkennen übrigens Männer – Väter eher als kinderlose Männer - den Duft von Säuglingen sogar besser als Frauen. (100) Diese hatten – egal ob Mutter oder nicht – größere Schwierigkeit damit, das Alter von Kleinkindern zu erschnuppern.