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1.3 Frauen können besser kochen
ОглавлениеO.K., in gewissem Umfang kann mann dieser These zustimmen: Alle Männer schwärmen zeitlebens von dem einen Lieblingsgericht, welches nur ihre Mutter entsprechend zubereiten konnte. Sehen wir allerdings einmal von unserer eigenen Mutter ab, waren oder sind so ziemlich alle berühmten Köche der Welt männlichen Geschlechts. Ob nun auf internationaler Ebene - Paul Bocuse, Eckart Witzigmann, Ferran Adrià – oder nationaler Ebene - Alfons Schuhbeck, Johann Lafer – bis hin zu den Fernsehköchen: Von Alfred Biolek über Tim Mälzer bis zu Jamie Oliver – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Über 95% aller mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Köche sind Männer (48)! Ja selbst der unvergessliche namenlose dänische Koch ("Smörebröd, Smörebröd, römm pömm pömm pömm“) aus der Muppet Show (USA 1976 – 1981) war dank seiner ausgeprägten Gesichtsbehaarung unverkennbar männlichen Geschlechts!
Im Fernsehen werden Frauen gewöhnlich als Gäste oder sonstiges nettes Beiwerk präsentiert oder präsentieren eine mehr konservative Küche, der jedwede Kreativität fehlt. So wurde in der Kochsendung von Christiane Herzog, Ehefrau des damaligen Bundespräsidenten, „Zu Gast bei Christiane Herzog“[5] (ARD 1997) hauptsächlich solide Hausmannskost zubereitet.
Chefkoch Auguste Gusteau, Zeichentrickfigur aus dem Animationsfilm „Ratatouille“ (USA 2007) – eine kleine Ratte namens Remy entpuppt sich im Laufe des Films als Kochgenie - formulierte es so: „Die Haute Cousin ist nichts für Feiglinge. Man muss phantasievoll sein, willensstark. Dinge versuchen, die womöglich schief gehen. Und man darf sich von niemand wegen seiner Herkunft Grenzen aufzeigen lassen. Die Grenzen bestimmt man selbst. Was ich sage, ist wahr: Jeder kann kochen! Aber nur die Furchtlosen schaffen es zum Meister!“ Damit ist eigentlich alles gesagt, denn welchem Geschlecht die Furchtlosen gewöhnlich angehören, muss wohl nicht weiter erläutert werden.
Warum ist dies nun so: Holger Stromberg, Chefkoch der deutschen Fußballnationalmannschaft antwortete auf die Frage, warum Spitzenköche fast ausschließlich Männer sind: „Männer kochen archaischer, und Frauen sehen es häufig als Pflichtübung. Frauen nehmen ein Lineal, eine Waage, einen Messbecher zur Hilf – und Männer machen einfach. Männer kochen mit einem Lebensgefühl und Frauen mit dem Messbecher.“ (49)
Der Mann ist einfach kreativer: Er hat weniger Angst davor, Neues auszuprobieren und kann improvisieren. Zudem ist er in der Lage, sich theoretisch etwas anzueignen, also z.B. nach einem Kochbuch zu kochen. Auch hier machen sich seine Risikobereitschaft und sein abstraktes Denkvermögen positiv bemerkbar, denn er klebt nicht sklavisch an einem einmal vorgegebenen Rezept, sondern kann dies kreativ abwandeln und weiterentwickeln. Denken wir doch nur an den spanischen Spitzenkoch Ferran Adrià - „der innovativste, der kreativste, der verrückteste Koch auf Erden“ (50), von der internationalen Fachpresse mittlerweile zum vierten Mal als bester Koch der Welt ausgezeichnet. Mit seiner „Molekularküche“ beschreitet er ganz neue Wege der Essenszubereitung – heißes Eis, Bonbons aus Olivenöl, Holzkohleöl oder Gemüse-Gelatine. Die 50 Plätze in seinem Restaurant „elBulli“ sind weit im Voraus ausgebucht. Den etwa 8 000 Gästen, die sein Restaurant pro Halbjahr empfangen kann, stehen mehrere 100 000 Reservierungsanfragen gegenüber.
Und ein weiterer ganz wichtiger Faktor: Wer keinen Spaß am Essen hat, wird auch kaum gut kochen. Oder würden Sie einem unterernährten magersüchtigen Koch besonderes Vertrauen entgegenbringen? Der Fakt, dass 58% der deutschen Männer übergewichtig, aber nur 1% untergewichtig sind (Frauen 42% bzw. 4%) (51), verdeutlicht, dass für Männer Essen offensichtlich einen viel höheren Stellenwert in ihrem Leben besitzt und dass sie damit deshalb auch viel unverkrampfter umgehen können: Denn während Frauen ständig der Meinung sind, dass sie ein paar Kilo zu viel mit sich herumtragen, brauchen Männer nicht einmal eine Waage, um ihr Wohlfühlgewicht festzustellen: Es ist in der Regel nämlich genau das Gewicht, welches sie momentan haben.
Männliches Mitgefühl durfte dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder unabhängig von der persönlichen politischen Einstellung gewiss sein, als dieser seine 3. Ehe mit dem Ausspruch: "Schnitzel musste ich an der Autobahnraststätte essen!" charakterisierte. Kein Wunder, dass die Ehe mit seiner Frau „Hillu“, einer bekennenden Vegetarierin, nicht von Dauer war.
Kennen Sie das auch: Im Restaurant lässt ihre Frau Sie die unbekannten Gerichte ausprobieren. Wenn diese schmecken, ist ihr Interesse plötzlich geweckt und sie beginnt unaufgefordert in Ihrem Essen herumzustochern. Um ihr schlechtes Gewissen zu kompensieren, bietet sie Ihnen im Gegenzug dann großzügig an, bei ihrem Feldkresse-Salat mit fettfreiem Dressing zu zulangen. Aus irgendeinem Grund scheinen Frauen übrigens auch zu glauben, dass die Kalorien vom fremden Teller beim eigenen Diät-Plan nicht mitgezählt werden müssen. Selbst Gerichte, die sie selbst zubereitet hat, lässt sie sicherheitshalber erst einmal von ihm ausprobieren. Dabei wird die ganze Geschichte auch noch emotionalisiert nach dem Motto „Wenn Du mich wirklich liebst, isst Du jetzt den angebrannten Sauerbraten, ohne dabei im mindesten das Gesicht zu verziehen und lobst mich anschließend auch noch dafür!“
Kochbücher für Frauen müssen in der Regel nach dem Grundprinzip „Wie erkläre ich es einem Achtjährigen“ geschrieben werden. Damit auch diejenigen, welche damals in der Schule nicht den Leistungskurs in einem naturwissenschaftlichen Fach gewählt hatten und die Angabe „ml“ mit einer Modemarke oder einem Frauenmagazin verwechseln könnten, etwas Leckeres zustande bringen können, werden Mengen nicht auf Basis allgemein gebräuchlicher technischer Einheiten, sondern a la „Ein gehäufte Kaffeetasse voll Mehl“ angegeben. Und welcher Mann wurde von seiner Frau noch nicht gefragt, wie viel Liter Milch einem halben Liter Wasser auf dem Plastik-Messbecher entsprechen?
Aber selbst dann kann es noch zu ernsthaften Problemen kommen: Wenn z.B. das Originalrezept für 8 Personen ausgelegt ist, kann für sie ein ernsthaftes Problem entstehen, falls sie nur für 5 Personen zu kochen hat. Die Menge für das Mehl bekommt sie vielleicht noch entsprechend reduziert, vorausgesetzt die Ursprungsmenge lässt sich sowohl durch 8 und 5 teilen, also wenn im günstigsten Fall 800 Gramm auf 500 reduziert werden müssen. Schwieriger wird es, wenn für das Ursprungsrezept 5 Eier benötigt wurden. Wundern Sie sich also künftig nicht mehr darüber, wenn Ihre Frau hin und wieder noch 5 weitere Gäste zum Essen einlädt: Daran war einfach das Rezept im Kochbuch schuld!
Was macht eine Blondine, wenn bei der Tee-Zubereitung heißes Wasser übrigbleibt? Sie friert es ein, heißes Wasser kann man schließlich immer gebrauchen! Das ist natürlich ein schon ziemlich überholter Witz. Und an dieser Stelle soll bei weitem nicht behauptet werden, dass Frauen grundsätzlich unfähig sind zu kochen. Schließlich macht auch hier Übung den Meister. Da die Frau einfach mehr Zeit in der Küche zubringt, eignet sie sich zwangsläufig irgendwann die entsprechenden Fähigkeiten an. Außerdem wird das Wissen im Stile eines Geheimbundes von Mutter zu Tochter weitergegeben. Immerhin dreiviertel aller Frauen wurden von ihrer Mutter in die Welt des Kochens eingeführt, bei den Männern hingegen hat es sich die Hälfte selber beigebracht. (48)
Wenn Frauen Weltmeister sind, dann im Nachkochen. Cindy McCain, die Ehefrau des US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain, musste sich 2008 im Wahlkampf um die Präsidentschaft sogar des Plagiats bezichtigen lassen. Die auf der Webseite ihres Mannes unter der Rubrik „Cindy’s Rezepte“ angepriesenen Kochanleitungen sollen wörtlich aus TV-Kochshows abgekupfert worden sein. Nur wenige Stunden nachdem Blogger im Internet dies publik gemacht hatten, wurden die Rezepte von der Seite gelöscht.
Überhaupt scheinen es bei den US-amerikanischen Frauen, die an der Seite ihres Mannes um den Einzug ins Weiße Haus kämpfen, mit den Fähigkeiten in der Küche nicht so weit her zu sein. Laura Bush, von 2001 bis 2008 First Lady der USA, hat zum Ende der Amtszeit ihres Mannes Georg gegenüber dem US-Magazin „People“ enthüllt, das sie seit 14 Jahren keine Küche mehr betreten hat, um dort zu kochen. (52) Es dürfte somit schwer anzuzweifeln sein, dass die „Oatmeal Chocolate Chip Cookies“, welche im Wahlkampf 2004 die Kürbis-Kekse von Teresa Heinz, der Frau des Gegenkandidaten John Kerry, deklassierten oder die Kekse, welche bereits im Wahlkampf 2000 Tipper Gores Ingwerhäufchen ausstachen, der eigenen Kreativität der First Lady entsprungen sind.
Haben Sie schon einmal erlebt, dass Männer Rezepte untereinander austauschen? Männer lassen sich höchstens von anderen inspirieren, ansonsten wählen sie den steinigen Weg und eignen sich ihre Kenntnisse von Grund auf selber an.
Die Fälle sind gar nicht so selten, in denen Männer in fortgeschrittenem Alter – von ihren Frauen verlassen – sich in relativ kurzer Zeit zu passablen Köchen entwickeln. Denken wir z.B. an den Witwer, der plötzlich auf sich selbst gestellt ist und nun lernen muss, sich selber etwas Schmackhaftes zuzubereiten.
Bataillone von Frührentnern nutzen die gewonnene Freizeit und stellen auf einmal fest, dass Kochen gar nicht so schwierig ist, wie man es ihnen 60 Jahre lang eingeredet hat und bringen damit ihre Frauen in erhebliche Erklärungsnöte.
Der Italiener Filippo La Mantia landete wegen seiner Zugehörigkeit zur Mafia Cosa Nostra im Gefängnis. Dort besuchte er Kochkurse und entdeckte seine Leidenschaft fürs Kochen. Nach seiner Entlassung aus dem Knast eröffnete er in Rom ein Nobelrestaurant, welches mittlerweile zu den besten der Stadt zählt.