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1.5 Typische Fälle Jugendlicher

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Der 16-jährige Ma. raucht seit seinem 11. Lebensjahr. Die sehr natur- und ernährungsbewusst lebenden Eltern (vegan, Lehrerin und Richter) haben neben Ma. noch den drei Jahre älteren Tobias und die fünf Jahre jüngere Katharina als Kinder. Ma., der sich wegen seiner Impulsivität und Konzentrationsschwächen im Rahmen eines ADHS leicht langweilt, schließt sich dem wesentlich interessanteren Freundeskreis seines älteren Bruders an, probiert dort allerhand Risikoverhaltensweisen aus und gewinnt schnell ein starkes Selbstvertrauen, was ihn – ansonsten sozial etwas ungeschickt – von seinen Gleichaltrigen abhebt. Das Zigarettenrauchen vor allem beim Skaten oder beim »Rumhängen« gehört für einige in der Gruppe dazu, das Kiffen ist bei Älteren beliebt. Ma. stellt schnell fest, dass er im Gegensatz zu anderen Jugendlichen die Zigaretten sehr gut »verträgt«, auch sehr schnell eine stark anflutende Wirkung hat, die aber ebenso schnell wieder verschwindet. Während sich andere aus der Gruppe die Zigaretten einteilen, hat Ma. ständig Zigarettenmangel, versucht diese bei anderen zu erhalten oder sich diese anderweitig zu erschleichen. Die Beschaffung, Lagerung, das Verstecken und das heimliche oder offene Rauchen wird zu einem bestimmenden Lebensthema. Ma. entdeckt, dass er seine plötzlichen Stimmungsschwankungen, seine Kränkungen und Enttäuschungen (die er als solche so nicht benennen kann) mit der schnell verfügbaren Zigarette sehr kurzfristig steuern und ungeschehen machen kann.

Der Einfluss der Eltern ist und bleibt gering, ihr Vorbildcharakter interessiert Ma. eher wenig, dafür sind die Wirkung und die unangenehmen Entzugserscheinungen zu bedeutend geworden. Auch als der Bruder sich aus dem Freundeskreis verabschiedet und keine Substanzen mehr zu sich nimmt, verbleibt Ma. bei der älteren Gruppe und hat, nachdem er einmal sitzen geblieben ist und die Schule für ihn weiterhin sehr langweilig ist, umso mehr Zeit. Während des Gamens, bei dem er schnelle Reaktionsspiele mit hohem Aggressionsinhalt bevorzugt und weniger Strategiespiele, wird er faktisch zum Kettenraucher. Die Aussage einiger Klassenkameradinnen, die den an sich sehr sportlichen und attraktiven Ma. näher kennenlernen wollen, er »stinke immer nach Rauch und Nikotin«, bestärkt ihn in seiner Einschätzung der beschränkten Einsichtsfähigkeit von Mädchen seines Alters. Zur Volljährigkeit hin verbittet er sich von seiner Umgebung jegliche Einflussnahme auf sein Rauchverhalten.

Nikotinabhängigkeit und Tabakprävention

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