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Stoffspezifika

Die Mehrheit der Menschen, die Tabak konsumieren, raucht Zigaretten.

Sie werden aus den fermentierten, getrockneten und fein geschnittenen Blättern der Tabakpflanze hergestellt. Zum überwiegenden Teil werden heute industriell hergestellte Zigaretten verkauft, aber vor allem jüngere Generationen kaufen zunehmend auch billigeren losen Tabak, um ihn selber zu Zigaretten zu rollen.

Der Rauch einer Zigarette enthält zwischen 0,1 und 1,9 mg Nikotin, wenn dies standardisiert gemessen wird. Rauchende regeln die Menge des aufgenommenen Nikotins aus dem Zigarettenrauch primär über ihre Inhalationstechnik. Neben Nikotin enthält der Tabakrauch etwa 4.000 weitere Substanzen, von denen etliche als karzinogen oder anderweitig gesundheitsschädlich gelten. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, heterozyklische Kohlenwasserstoffe, verschiedene organische Verbindungen, Aldehyde, Schwermetalle, Blausäure, Ammoniak und Benzol gehören dazu. Auch im Rahmen des Verbrennungsprozesses entstehen neue, teilweise unbekannte Substanzen.

Nikotin gehört zur Gruppe der narkotisch wirkenden Drogen. Die absolut tödliche Menge dieses – wie der Chemiker sagt – »pyridinen Alkaloids« Nikotin beträgt nur etwa 50 mg; das ist tatsächlich etwa so viel Nikotin, wie Gewohnheitsrauchende über den Tag verteilt verbrennen und verschwelen, tatsächlich aber nicht vollständig resorbieren.

Gewohnheitsraucherinnen und -raucher überleben jedoch die Aufnahme tödlicher Nikotinmengen in ihre Lunge trotzdem. Denn wenn der Rauch von zwölf Zigaretten z. B. 19 mg Nikotin enthält, so heißt das nicht, dass diese Gesamtmenge von der Lunge sofort ins Blut aufgenommen wird. Die Aufnahme des Nervengifts in den Körper (Intoxikation) hängt von der Methode des Tabakgebrauchs ab (Rauchen, Kauen, Schnupfen), der Inhalationstiefe und -dauer, der Stummellänge und vielen anderen Faktoren. Schon beim Verschwelen des Tabaks werden etwa zwei Drittel der Nikotinmenge im Tabak vernichtet – nur ein Drittel geht in den Rauch über. In der Folge gelangt dann beim Aktiv- und Passivrauchen nur ein Bruchteil der mit dem Rauch eingeatmeten Nikotinmenge über die Mundschleimhäute (5 %) und die Lunge (die restlichen 95 %) in den Blutkreislauf.

Dort verlangsamt es anfänglich den Puls und sorgt nach dem nun beginnenden Blutdruckabfall – je nach Art und Menge weiterer Nikotinzufuhr – für eine Erhöhung der Pulsfrequenz, eine Steigerung der Darmbewegungen, ein Versiegen der Drüsenabscheidungen im Körper und eine – schneller erkennbare – Pupillenverengung im Auge mit Akkomodationskrampf. Später tritt dann eine Pupillenerweiterung ein (durch Lähmung des Augenmuskels), bei höherer Dosierung (Nikotinaufnahme ins Blut) schließlich eine tendenzielle, lokale und am Ende gar lebensbedrohliche Lähmung aller Muskeln inklusive des Herzens (tödlicher Kreislaufkollaps ab ca. 50 mg).

Die Bronchitis erzeugende Wirkung des Tabakrauchs wird den Phenol- und Säureanteilen im Tabakrauch sowie den Carbonylverbindungen zugeschrieben (Alkanale und Alkanone), zusätzlich unterdrücken Blausäure und Acrolein die Regeneration und Selbstreinigung der Flimmerhärchen (Flimmerepithel) im Atemtrakt sowie die Bildung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Im Vergleich zu Nichtrauchenden weisen die Organismen von Raucherinnen und Rauchern ein geringeres Körpergewicht und einen erhöhten Grundumsatz auf, was auf eine erhöhte Enzymaktivität schließen lässt (Chemie.de 2020).

Zudem werden dem Tabak gezielt Zusatzstoffe beigemengt wie z. B. Menthol, Kakaoinhalte, Lakritzgeschmack etc., die den Geschmack und die Verträglichkeit des Tabakprodukts verändern. Rauchende erleben dieses dann als angenehmer oder schmackhafter. Ein Nebeneffekt kann eine höhere Nikotinaufnahme sein.

Die im Tabakrauch enthaltenen Reizpartikel beeinträchtigen die Selbstreinigung der Atemwege.

3.1 Zigarre und Tabakpfeife

Eine Zigarre besteht aus einer Einlage aus getrockneten und fermentierten Tabakblättern, die von einem Umblatt umschlossen werden. In der Regel wird kein Filter verwendet. Zigarillos sind sehr dünne und kurze Zigarren. Da der Geschmack, bedingt durch den kleinen Durchmesser, relativ scharf ist, werden oft besonders milde (oder wenig aromatische) Tabake verwendet. Zigarillos sind mit und ohne Filter im Handel erhältlich.

Die Tabakpfeife ist ein Rauchinstrument, bei dem der Tabak in einer Brennkammer verglimmt und der dabei entstehende Rauch durch ein Mundstück abgegeben wird. Dabei wird kein Filter verwendet.

Der Nikotingehalt von Zigarillos ist im Schnitt höher als bei einer Zigarette, derjenige von Zigarren gar um ein Vielfaches. Der Nikotingehalt einer Pfeife ist je nach Tabakmenge individuell verschieden. Der Rauch von Zigarren und Pfeifen wird in der Regel nicht inhaliert, so erfolgt die Nikotinaufnahme durch die Mundschleimhäute und damit weniger schnell als bei einer Zigarette. Allerdings wird mit der Zeit dasselbe Nikotinniveau erreicht. Zigarillos hingegen werden oft inhaliert, womit das Nikotin schneller aufgenommen wird (Sucht Schweiz 2018).

3.2 Shisha

Eine Shisha ist eine Wasserpfeife arabischen Ursprungs. In der Shisha wird meist Tabak mit Fruchtaroma geraucht. Der Rauch wird zunächst durch ein mit Wasser gefülltes Gefäß gesogen. Dadurch wird der Rauch gekühlt, wobei aber Schwebstoffe sowie wasserlösliche Bestandteile offenbar kaum herausgefiltert werden (Sucht Schweiz 2018).

3.3 Pharmakokinetik

»Eine Zigarette enthält bis zu 13 mg Nikotin, wovon beim Rauchen rund ein bis zwei Milligramm pro Zigarette aufgenommen werden. Beim Rauchen von 20 Zigaretten pro Tag nimmt ein Raucher insgesamt rund 20 bis 40 mg Nikotin auf. Das Nikotin ist die pharmakologisch wirksame Substanz im Tabak, die im Körper vielfältige Wirkungen hat« (Deutsches Krebsforschungszentrum 2008, S. 1).

»Im Gegensatz zur Aufnahme von Zigarettennikotin wird das aus galenischen Präparaten verfügbare Nikotin abhängig von der Zubereitungsform sehr viel langsamer und zu einem geringeren Anteil freigesetzt, was letztlich auch der Grund dafür ist, dass diese Präparate keine Abhängigkeit erzeugen« (Haustein und Gronenberg 2008. o. S.).

Die Abbauprodukte des Nikotins sind Nikotin-N-Oxid, Nor-Nikotin und Cotinin, das überwiegend über die Nieren ausgeschieden wird (S3-Leitlinie Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung – AWMF 2021, S. 30).

Nikotinabhängigkeit und Tabakprävention

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