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Chronifizierter Fall

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Der unterdessen 72-jährige Patient hatte erstmals mit 58 Jahren Kontakt mit dem Lungenspezialisten. Zuvor hatte er 56-jährig ein Polytrauma, wovon er sich nie richtig erholt hat. Dies führte zu einer Gewichtszunahme bis zu einem BMI von knapp 40 kg/m2. Das Übergewicht zusammen mit dem Zigarettenkonsum von 80 pack years, (Anzahl Packungen pro Tag × Jahre des Konsums) führte zu einer derartigen Atemnot, dass er sich beim Pneumologen meldete. Nebst einer chronisch-obstruktiven Pneumopathie wurde ein obstruktives Schlafapnoesyndrom diagnostiziert. Sein Leidensdruck bestand vor allem in der Atemnot und der Müdigkeit, wobei beides zu einer stark eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit führte. Während die Therapie des Schlafapnoesyndroms mittels einer Maskenüberdrucktherapie gut gelingen konnte, erwies sich die Behandlung der COPD als schwer. Vor allem konnte er sich nicht dazu durchringen, den Zigarettenkonsum zu stoppen. Seit seiner Krankschreibung im Rahmen des Polytraumas ist sein Alltag von Langeweile, Herumsitzen und Zigarettenrauchen geprägt. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. Dies führte auch zu einem sozialen Rückzug und zunehmend depressiven Gedanken. Die Zigaretten waren sein Strohhalm.

Im Rahmen einer stationären pulmonalen Rehabilitation konnte eine intensive Patientenschulung, ein Coaching, durchgeführt werden, sodass unter Zuhilfenahme der entsprechenden Inhalationsmedikamente die Lungenfunktion des Patienten von etwa 33 % auf gut 50 % anstieg. Trotz wiederholtem und klarem Insistieren, das Rauchen stoppen zu müssen, konnte er sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Sowohl die Nikotinberatung als auch Nikotinersatzprodukte oder eine andere medikamentöse Therapie wurden strikt und konsequent abgelehnt. Aufgrund der schweren Lungenerkrankung musste er bereits 58-jährig eine Heimsauerstofftherapie akzeptieren und umsetzen.

Aus Angst vor der Konfrontation entzog er sich in den kommenden Jahren den ärztlichen Kontrollen, befolgte die medikamentöse Therapie nicht konsequent und führte den Rauchkonsum unverändert weiter.

13 Jahre später war die Atemnot derart immobilisierend, dass er nicht um eine Hospitalisation herumkam. Zu diesem Zeitpunkt betrug seine Lungenfunktion noch knapp 15 % des Sollwerts, und er war nahezu nur noch vom Bett in den Stuhl mobilisierbar. Die weiteren Untersuchungen ergaben nebst der schweren COPD auch eine Herzkrankheit, eine Nierenkrankheit sowie eine Angststörung. Glaubhaft und mit Laborresultaten objektiv dokumentiert, war er zu diesem Zeitpunkt rauchfrei. Erst eine Verbrennung im Gesicht demaskierte den persistierenden Zigarettenkonsum. Die Ursache für die normalen Laborbefunde fand sich darin, dass er durch die fehlende Mobilität nicht mehr in die Raucherzonen gehen konnte. Mit zunehmender Erholung gelang ihm dies wieder, und er begann von Neuem zu rauchen. Auch zu diesem Zeitpunkt stellte er für sich ganz klar fest, dass er nicht an einem Rauchstopp interessiert sei. Er wünsche, dies nicht weiter zu thematisieren.

Nikotinabhängigkeit und Tabakprävention

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