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1 Einleitung 1.1 Historische Aspekte im Überblick

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Die Wirkung von Nikotin war schon vor 10.000 Jahren bei nord- und mittelamerikanischen Völkern bekannt, insbesondere für kultische Zwecke. Tabak galt als heilige Pflanze, und so rauchten beispielsweise die Native Americans im Norden von Amerika bei ihren Vertragsabschlüssen die sogenannte »Friedenspfeife«.

Die Native Americans nutzten die Tabakpflanze aber auch zur Auflage als Wundverbände, somit also medizinisch, und ebenso getrunken als Sud, gekaut sowie auch geschnupft. Schamanen verwendeten den Tabak, um in die Welt der Geister zu reisen und die Seelen Kranker auf die Erde zurückzubringen. Kolumbus bekam die Pflanze als Gastgeschenk nach seiner Landung in San Salvador im Jahre 1492 und brachte sie nach Europa.

Rodrigo de Jerez, ein Mitglied von Kolumbus’ Schiffscrew, war der erste Tabakkonsument, der in Europa Tabak rauchte. Der Rauch ließ die Leute allerdings glauben, der Teufel sei in ihn gefahren, weswegen die Priester der Inquisition ihn ins Gefängnis warfen.

Die heilende Wirkung von Nikotin untersuchte ein französischer Gesandter namens Jean Nicot am portugiesischen Hof, indem er es erfolgreich gegen Kopfschmerz verabreichte. 1590 wurde die Pflanze als Nicotiana bekannt, und seit 1828 ist Nicot der Namensgeber für den Suchtstoff Nikotin. Handelsbeziehungen in alle Welt brachten die Pflanze bis nach Asien und Afrika. Dabei hatte Tabak einen hohen Handelswert, vergleichbar mit heutigen illegalen Drogen.

Als Gebrauchs- und Genussmittel war Tabak im 18. Jahrhundert in vielen Ländern anzutreffen. Zigarren waren die häufigste Form der Anwendung. Die erste Tabakmanufaktur entstand in Sevilla in Spanien. Napoleon brachte die Zigarre mit nach Frankreich, von wo sie nach Deutschland kam und für das Bürgertum zu einem Statussymbol wurde.

1867 wurde auf der Pariser Weltausstellung die erste maschinelle Zigarettenherstellung der Firma Susini aus Havanna vorgeführt.

Mit dieser Entwicklung der Herstellung wurde die Kulturdroge Tabak ab etwa der Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Massendroge. Das Rauchen als Muße wechselte dem Rauchen als Stressbewältigung. Die Zigarette wurde dann ein Symbol für das moderne Leben des 20. Jahrhunderts.

Nichtsdestotrotz wurde das Rauchen auch schon im 19. Jahrhundert, vor 150 Jahren, unter negativen Konsequenzen betrachtet, vor allem der Konsum bei Jugendlichen. Rauchen wurde als soziales Problem angesehen: 10- bis 12-jährige Jungen rauchten, und Lehrer wiesen auf das Problem des »narkotischen Tabaks« hin. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in den USA und in Europa Anti-Tabak-Vereinigungen gegründet. Langzeitschäden wie z. B. Zungenkrebs wurden schon vor 150 Jahren festgestellt.

Bis 1950 bestritt die Tabakindustrie die Tatsache, dass Rauchen Folgeerkrankungen provoziert. Heute verursacht die Tabakepidemie acht Millionen Todesfälle pro Jahr weltweit (WHO 2019).

Seit einigen Jahren hat die sogenannte elektrische bzw. elektronische Zigarette mit und ohne Nikotin Einzug gehalten. Die E-Zigarette wird vielfach als harmlose Alternative zur Zigarette oder als Mittel zum Rauchstopp beworben. Es fehlen bisher Langzeitstudien zu den gesundheitlichen Folgen des E-Zigaretten-Konsums (S3-Leitlinie »Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung« – AWMF 2021).

Merke: Die Tabakpflanze mit ihrem Wirkstoff Nikotin wurde zu Beginn ihrer Geschichte als Kultmittel und Heilpflanze genutzt. Ab dem 19. Jahrhundert mit fortschreitender Industrialisierung und Verbreitung wurden die negativen Konsequenzen des schädigenden Tabakrauchs und der Suchtwirkung des Nikotins als problematisches Verhalten erkannt und betrachtet. In heutiger Zeit halten umstrittene elektrisch erhitzte Tabakerzeugnisse ihren Einzug.

Nikotinabhängigkeit und Tabakprävention

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