Читать книгу Nikotinabhängigkeit und Tabakprävention - Oliver Bilke-Hentsch - Страница 14
Aufhörwillige Raucherin
ОглавлениеEine 55-jährige depressive Patientin, die während ihres stationären Aufenthalts in der Psychosomatik mit Unterstützung der Nikotinberatung ihren Zigarettenkonsum reduziert, bezeichnet sich als leidenschaftliche Raucherin. Sie würde gern rauchen und bewundere die Leute, die von einem Tag auf den anderen mit dem Rauchen aufhören. Sie weiß, dass das für sie nicht stimmen würde. Sie brauche das Bewusstsein, das sei für sie die Grundlage, ihr Verhalten zu ändern.
Die erste Zigarette rauchte sie zu Hause nach dem Aufstehen, jetzt in der Klinik würde erst der Kaffee kommen ohne die Zigarette.
Sie habe den Zigarettenkonsum reduziert, indem sie verschiedene Zigaretten ausgelassen habe, und das sei gegangen. Das Rauchverhalten zu verändern, sei aufgrund ihrer Gesundheit wichtig für sie; sie habe Glück gehabt mit ihrer Diagnose, nachdem die Lunge untersucht worden war. Der Befund sei nicht so schlimm gewesen wie vermutet. Das habe ihr wieder Motivation gegeben, um erneut einen Rauchstoppversuch zu starten. Sie möchte rauchfrei sein, nicht mehr stinken, nicht krank sein, sie möchte mehr Geld haben und nicht abhängig sein. Das »Dranbleiben« im Prozess wäre für sie also sehr wichtig.
Sie hat begonnen, das Freizeitprogramm umzustellen – mit mehr Sport und Kontakten zu Leuten, die nicht rauchen. Sie ist überzeugt, dass sich ihr Vorhaben – je mehr sie sich mit dem Thema beschäftigt, auch vor dem Einschlafen, indem sie sich ihre Gründe für den Rauchstopp bewusst macht – immer mehr im »Hirn festsetzt« und dieser Weg über das weniger Rauchen auch ein Teil ist, um ganz aufzuhören.
Diese Patientin betreut zu Hause ihren pflegebedürftigen Ehemann und erlebt den Klinikaufenthalt als Entlastung. Sie erfährt erstmalig seit langem von allen Seiten Unterstützung und dass sie für sich selbst etwas tun kann. Die Gespräche in der Nikotinberatung erlebt sie als Unterstützung, ihren individuellen persönlichen Weg im Aufhörprozess zu gehen, und als Wertschätzung, in einem ersten Schritt ihren Zigarettenkonsum zu reduzieren.