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Ein unbedingter Verehrer der ächt origenischen Lehren scheint dagegen Johannes, Bischof von Jerusalem, gewesen zu seyn: wenigstens gibt sich Epiphanius, in einem weitläufigen Briefe an ihn (v. J. 392.), in der Sammlung des Hieronymus, alle mögliche Mühe, ihn von der Heterodoxie der origenischen Dogmatik zu überzeugen. Johannes blieb bei seinen Ansichten. Dieß war der Anfang neuen Streites über Orig., den Epiphanus „Arii patrem, et aliarum haereseon radicem“ nennt. Die erneuerte Aufmerksamkeit des Orients auf Orig. Schriften, zog nun auch das Abendland herbei. Nach Hieronymus Angabe hatten schon Ambrosius von Mailand, Eu- seb. von Vercelli und Victorinus von Petavis Einiges von Origenes übersetzt. Er selbst war Anfangs ein eifriger Freund der origen. Exegese, und hatte daraus manches Goldkörnlein, wie er selbst gesteht, in seine Commentare übertragen; allein schwach und ehrgeizig, und daher auch servil, wie er war, wollte er es nun doch mit dem orthodoxen Bischof von Cypern halten, und zog sich dadurch (J. 395.) nicht nur Verachtung, sondern selbst Ausschließung aus seiner Kirche von Seiten des Johannes zu. Worüber er sich (ad Pammach.) jämmerlich beklagte: „ego misellus dum in solitudine delitesco, a tante ponifice repente truncatus Presbyteri nomen amisi.“* In demselben Briefe gibt er sich Mühe, die ungeheuren Irrthümer des Johannes aufzudecken, und sich dagegen zu purgiren. Diese Irrthümer sind die wörtlichen Lehren des Werkes περι Αρχων: „nec filium videre posse patrem, nec spiritum videre posse filium; animas propter peccata e coelo in corpora, tanquam in carcerem, esse dejectas; futurum, ut diabolum et daemones peccatorum aliquando poeniteat, et cum sanctis in coelo regnent: carnem neutiquam resuscitatum iri, neque membra denue simul esse compingenda“ etc. Sich selbst entschuldigt mit der Wendung: „Sicut interpretationem scripturarum Origeni semper attribui, ita dogmatum constantissime abstuli veritatem” (ad Theophil. Ep. 92.). „Si mihi creditis, Origenistes nunquam fui: si non creditis, nunc esse cessavi.“*

Unterdessen war auch der römische Presbyter Rufinus Toranius von Aquileja, der mit Melania den Orient besucht hatte, ein Vertrauter des Pelagius, mit Origenes Werken näher bekannt geworden. Er übersetzte, und zwar zum erstenmal (quis Latinorum ausus est unquam? Hier.) nach seiner Rückkehr in Rom, angeblich auf Bitten des Macarius (was Hieron. bestreitet), das Werk περι Αρχων (397). Um dieser Schrift unter den Abendländern Eingang zu verschaffen, schickte er die obgenannte Uebersetzung des VI. Buchs der Apologie von Pamphilus, übereinstimmend, wie natürlich, mit der Uebers. von π. Α. und eine eigene Abhandlung über die Verfälschung der Schriften des Orig. durch die Häretiker voraus, von der er selbst in der Vorrede zur Uebersetzung von π. Α. sagt: „in quo evidentibus ut arbitror probamentis, corruptos esse in quam plurimis ab haereticis et malevolis libros ejus, ostendimus, et istes praecipue, quos nunc exigis ut interpreter, περι αρχων etc. Und darauf gründet er seine Freiheit in der Uebersetzung. Sein Grundsatz ist: »Hic vero noster (Origenes) quantum potuit, id egit, ut creatoris fidem et creatarum rerum rationem quam illi (philosophi) ad impietatem traxerunt, ad pietatem ipse converteret.« Aus diesem Satze leitet, er nun ab: »sicubi ergo nos in libris ejus aliquid contra id invenimus, quod ab eo caeteris locis pie de trinitate fuerat definitum, veluti adulteratum hoc et alienum aut praetermisimus, aut secundam eam regulam protulimus, quam ab ipso frequenter invenimus affirmatam.« Wenn er freilich dann auch die Frage auswirft: „qui P. et filium unius substantiae, quod graece ομοουσιον dicitur, designavit, in consequentibus capp. statim alterius substantiae et creatum dicere poterat eum, quem paulo ante de ipsa natura Dei patris pronunciaverit natum“ so beruht dieß auf einem Mißverständniß des Griechischen, welches Orig. selbst, theils Sum. Wied, §. 8. über die ομοουσια, theils Vorr. §. 4. aufklärt.

Rufin handelt insofern als ein orthodoxer Origenist, wie Hieronymus, indem er das, was in sein System taugt, annimmt, das andere übergeht; weil er nicht Arianer war, verwarf er die Trinitätslehre des Origenes, und weil er Pelagianer war, behielt er seine Sätze von der Willensfreiheit und der Präexistenz bei. Wenn er aber, von dem Vorurtheil der Verfälschung durch andere ausgeht, um selbst mit dem Schein des Rechts fälschen zu können, so war hierin Hieronymus viel redlicher. Gleichwohl nimmt Rufin in der ganzen ersten Hälfte seiner praefatio, in welcher er die Uebersetzung origenischer Homilien von seinem „frater et collega“ aufzählt ohne ihn zu nennen, gerade den Hieronymus zum Vertreter jenes Verfahrens und behauptet von ihm: „qui cum ultra septuaginta libellos Originis transtulisset in latinum — elimavit omnia interpretando atque purgavit, ut nihil in illis, quod a fide nostra discrepet, latinus lector inveniat.“ Dieser boshafte Seitenblick weckte den Zorn zuerst der vornehmen Römer, Pamachius und Oceanus, Freunde des Hieronymus, daß sie diesen, der noch in Asien war, aufforderten (ep. Pam. et Oc.) „ut supra dictum librum Originis, quemadmodum ab ipso auctore editus est, ad fidem tuo sermone manifestes et quae a defensore eius interpolata sunt, prodas.“ Und nur jener boshaften Anspielung auf Hieronymus Neigung für Origenes, nicht also der einfältigen Behauptung von einer Verfälschung der Schriften des Origenes (die später ebenso grundlos der Patriarch Germanus auf die origenischlautenden Stellen bei Gregor von Nyssa anwandte), auch nicht dem unverschämten, unkritischen Verfahren des Rufin, nur seiner boshaften Laune hatte man es zu danken, daß der um die Ehre der Orthodoxie ängstlich bekümmerte Hieronymus endlich sich zu einer wortgetreuen Uebersetzung des Werkes Περι Αρχων entschloß, um gegen alle damals verketzerten Lehren desselben zu Felde ziehen zu können.

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