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18. Kaiser Otto der Große.

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1. Ottos Krönung. Auch Heinrichs Sohn Otto regierte thatkräftig und ruhmvoll. Man nennt ihn den Großen, weil er durch tapfere Thaten des Reiches Ansehen und Größe gemehrt hat. In der Stadt Karls des Großen, in Aachen, ließ er sich krönen, nachdem ihn die deutschen Fürsten zu ihrem Oberhaupte erwählt hatten. Bei dem glänzenden Krönungsfeste bedienten die Herzöge den neuen König. Der eine sorgte für Wohnung und Bewirtung der Festgäste, das war der Erzkämmerer; ein zweiter war der Erztruchseß, der setzte die Speisen auf den Königstisch; ein dritter, der Erzschenk, schenkte den Wein ein. Ein vierter endlich verrichtete das Amt des Erzmarschalls; seine Pflicht war es, für den Marstall des Königs zu sorgen. Stets war Otto eifrig darauf bedacht, die königliche Macht zu vermehren. Wer von den stolzen Großen des Reiches dem Könige nicht gehorchen wollte, den demütigte er mit gewaltiger Hand.

2. Otto und sein Bruder Heinrich. An solchen Empörungen der Großen hatte sich auch Ottos Bruder Heinrich beteiligt, in der Hoffnung, selbst König zu werden. Als aber der Hauptanstifter des Aufstandes in einem Kampfe gefallen war, bat Heinrich voll Reue seinen Bruder um Verzeihung, und Otto gewährte sie ihm großmütig Allein die Reue war von kurzer Dauer; bald ließ sich Heinrich wieder in eine Verschwörung ein, die den Zweck hatte, den König während des Osterfestes im Dome zu Quedlinburg zu töten. Doch dieses frevelhafte Vorhaben wurde verraten und die Haupträdelsführer wurden verhaftet und hingerichtet. Auch Heinrich ward eingekerkert. Jetzt endlich kam der verirrte Jüngling zu dem Bewußtsein seiner abscheulichen Handlungsweise. Er floh aus dem Gefängnis und begab sich barfuß und in härenem Büßergewande am Weihnachtsfeste in den Dom zu Frankfurt, wo er sich um Verzeihung flehend dem zürnenden Bruder zu Füßen warf. Der Fürsprache seiner frommen Mutter Mathilde und dem edlen Gemüte Ottos verdankte es Heinrich, daß ihm zum zweitenmal Verzeihung gewährt wurde. Ja, Otto gab ihm sogar das Herzogtum Bayern, und seit dieser Zeit war Heinrich sein treuester Anhänger und seine zuverlässigste Stütze.

3. Die Ungarnschlacht auf dem Lechfelde (955). Siegreich kämpfte Otto gegen alle Feinde des Reiches. Er entriß den Slaven das ganze Land bis an die Oder und führte dort das Christentum ein. Er drang gegen die Dänen in Jütland vor und errichtete auch in ihrem Lande christliche Bischofsitze. Einen heißen Kampf hatte auch er wider die Ungarn zu bestehen. In unabsehbaren Scharen zogen die wilden Räuber abermals heran und prahlten: „Unsere Rosse werden die deutschen Flüsse und Seen austrinken und mit ihren Hufen die Städte zerstampfen. Stürzt nicht der Himmel auf uns herab, thut nicht die Erde sich auf, uns zu verschlingen — wer vermag uns zu besiegen?" Im Bayernland auf dem Lechfelde, einer weiten Ebene, die der Lech durchströmt, stieß Otto mit seinen Deutschen auf die furchtbaren Feinde. Sein Heer war nicht zahlreich; doch er setzte seine Hoffnung auf Gott. Vor dem Kampfe empfing er das heilige Abendmahl und betete zu dem Herrn der Heerscharen um Hilfe und Sieg. Und alle seine Krieger beteten mit ihm und gelobten, treu bei einander zu halten bis in den Tod. Dann ging's in die Schlacht. Die Deutschen kämpften voll Löwenmutes. Haufenweise erlagen die Ungarn ihren grimmigen Hieben: was von ihnen der Schlacht entfloh, wurde auf der Flucht erschlagen. Nur sieben Mann, heißt es, ließ Otto mit abgeschnittenen Nasen und Ohren nach dem Ungarnlande heimkehren, um dort von ihrer schmählichen Niederlage zu erzählen. Seitdem wagten es die Ungarn nie wieder, in Deutschland einzufallen. Auch nahmen sie bald darauf das Christentum an, das sie an mildere Sitten gewöhnte.

4. Das römische Reich deutscher Nation. Otto unternahm mehrere Züge nach Italien, wo große Unordnung eingerissen war. Dort hatte sich der Markgraf Berengar der Herrschaft bemächtigt. Um sich darin noch mehr zu befestigen, wollte er die rechtmäßige Erbin der italienischen Krone, Adelheid, zwingen, sich mit seinem Sohne zu vermählen. Das wollte die Fürstin aber nicht. Daher ward sie in ein festes Schloß am Gardasee gesperrt, wo ihr die grausamste Behandlung zuteil wurde. Mit Hilfe eines Klosterbruders floh sie durch einen unterirdischen Gang, fuhr über den See und fand Zuflucht in der Hütte eines armen Fischers. Endlich entkam sie glücklich nach dem Schlosse Canossa; von hier schrieb sie an König Otto und bat um seine Hilfe. Otto war sogleich dazu bereit, eilte mit seinem Heere nach Italien und vertrieb Berengar. Da er seine erste Gemahlin Editha verloren hatte, so vermählte er sich mit der jungen, schönen Erbin des Landes. So brachte er das Land, das einst zum Reiche Karls des Großen gehört hatte, unter seine Herrschaft und ließ sich zum Könige von Italien krönen. In Rom setzte ihm der Papst die römische Kaiserkrone aufs Haupt (962), wie sein Vorgänger einst Karl dem Großen. Von nun an verblieb die Kaiserwürde den deutschen Königen. Hierdurch erhoben sie sich über die andern christlichen Herrscher: diese alle neigten sich vor des Kaisers Majestät. Das Deutsche Reich aber führte fortan den Namen heiliges römisches Reich deutscher Nation. — Kaiser Otto starb, nachdem er 37 Jahre regiert hatte. Auf ihn folgten noch drei Kaiser aus dem sächsischen Hause, das im ganzen 105 Jahre über das Deutsche Reich geherrscht hat.

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