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23. Weitere Kreuzzüge. Untergang der Hohenstaufen.

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1. Barbarossas Kreuzzug und Tod (1190). Am Abend seines Lebens unternahm der ritterliche Kaiser noch einen Kreuzzug nach dem gelobten Lande. Das Königreich Jerusalem hatte seit seiner Gründung (s. Nr. 21, 5) harte Kämpfe mit den Ungläubigen zu bestehen gehabt. Besonders brachten es die muhammedanischen Herrscher von Ägypten in große Bedrängnis. Zwar kamen der Stadt Jerusalem von Zeit zu Zeit neue christliche Heere zu Hilfe; aber die Not der Christen in Palästina wurde immer größer. Endlich eroberte der tapfere Sultan Saladin von Ägypten die heilige Stadt und machte der christlichen Herrschaft ein Ende, nachdem sie 88 Jahre bestanden hatte (1187). Nun rüsteten sich die mächtigsten Könige in Europa, das gelobte Land wieder zu gewinnen. Auch der greise Barbarossa zog an der Spitze eines zahlreichen Heeres nach dem Morgenlande. Aber er sollte das Ziel seiner Kreuzfahrt nicht erreichen. Als er in Kleinasien auf seinem Streitrosse einen Fluß durchschwimmen wollte, rissen ihn die Wellen fort. Leblos brachten ihn seine Gefährten ans Ufer. So beschloß Friedrich seine Heldenlaufbahn. Unbeschreiblich war die Trauer des Heeres, unbeschreiblich die Trauer des ganzen Volkes, als die Kunde seines Todes nach Deutschland gelangte. Das Volk konnte und wollte es nicht glauben, daß sein großer Kaiser, der gewaltige Barbarossa, wirklich gestorben sei. Er lebte fort in der Sage. Im Thüringerland, erzählte man sich, tief unten im Kyffhäuserberge sitze er schlafend, das Kinn gestützt auf einen steinernen Tisch, durch den sein Bart gewachsen sei. Den Gipfel des Berges umkreisen Raben; endlich aber werde ein Adler kommen und sie hinwegscheuchen. Dann erwache der alte Barbarossa aus seinem Schlummer und bringe die alte Macht und Herrlichkeit des Deutschen Reiches wieder.

2. Konradin. Dem höchsten Glanze des deutschen Kaisertums folgte bald der Verfall. Die letzten vier hohenstaufischen Kaiser, Heinrich VI., Philipp von Schwaben, Friedrich II. und Konrad IV., kämpften fortwährend in Italien, namentlich mit den Päpsten. Es war ein langes furchtbares Ringen, in dem die kaiserliche Macht der stärkeren päpstlichen Gewalt zuletzt erlag. Nach Konrads IV. Tode war von dem hohenstaufischen Hause nur noch ein unmündiger Knabe übrig, Konradin, d. i. der kleine Konrad. Dessen Erbland, das Königreich Neapel, gab der Papst einem französischen Prinzen. Sobald Konradin in Deutschland zum Jüngling herangewachsen war, zog er mit einem Heere aus, um sein väterliches Erbe wieder zu erobern. Allein er ward geschlagen, gefangen genommen und in Neapel mit seinem treuen Freunde Friedrich von Baden hingerichtet. So unglücklich endete das glorreiche Geschlecht der Hohenstaufen (1268).

3. Ende und Folgen der Kreuzzüge. Nach Barbarossas verhängnisvollem Zuge in das heilige Land wurden noch mehrere Kreuzzüge unternommen, allein sie hatten keinen dauernden Erfolg. Nach und nach kamen alle christlichen Besitzungen in Palästina wieder in die Hände der Türken. Das war der Ausgang der Kreuzzüge, die beinahe 200 Jahre gedauert und sechs Millionen Christen das Leben gekostet haben. Trotzdem waren diese Heereszüge von den wichtigsten Folgen für ganz Europa. Durch sie lernte man viele bis dahin ganz fremde Länder kennen und mit diesen zugleich die Sitten, Gebräuche und Einrichtungen andrer Völker. Manche Erzeugnisse des Morgenlandes wurden nach Europa gebracht, manche Kunst dahin verpflanzt. Besonders wichtig wurde der Handelsverkehr, der seit jener Zeit von den europäischen Ländern am Mittelmeere mit Asien getrieben wurde. Von den Seestädten Italiens, namentlich von Venedig, der Königin des Meeres, gingen ganze Flotten nach dem Morgenlande, führten Kriegsheere dahin und versorgten die Kreuzfahrer mit Lebensmitteln. Dabei nahm der Handel einen mächtigen Aufschwung, und zahlreiche Städte gelangten durch ihn zu blühendem Wohlstande. — Vor allem aber förderten die Kreuzzüge die Macht der Kirche und des Papstes. Sie wurden ja von der Kirche angeregt, zu ihrer Ausbreitung und Verherrlichung unternommen, und die Päpste galten als ihre obersten Leiter. Hierdurch wurde erreicht, was Gregor VII. erstrebt hatte: der Glanz der päpstlichen Gewalt verdunkelte alle weltliche Macht und Herrschaft, der Papst erschien als der gemeinsame höchste Herrscher der gesamten Christenheit, vor dem sich Kaiser und Könige beugten. — Endlich hatten die Kreuzzüge eine große Bedeutung für das Ritterwesen.

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