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22. Die Zeit der Hohenstaufen.

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1. Kaiser Konrad III. Den fränkischen Kaisern (Nr. 19 u. 20) folgten Herrscher aus dem Hause der Hohenstaufen auf dem deutschen Kaiserthrone (1138-1254). Sie führen diesen Namen von ihrer Stammburg, die auf dem hohen Staufen lag, einem Berge in Schwaben. Nach ihrer Burg Waiblingen hieß der Hohenstaufen auch Waiblinger. Ueber ein Jahrhundert lang hat dieses Herrscherhaus regiert und dem deutschen Reiche sechs Kaiser gegeben. Der erste war Konrad III.

2. Welfen und Waiblinger; die Weiber von Weinsberg. Jedoch der Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, aus dem alten Hause der Welfen, war unzufrieden, daß nicht er, sondem ein Hohenstaufe Kaiser geworden war. Er empörte sich gegen Konrad, und so begann eine langwierige Zwietracht der Welfen gegen die Waiblinger, die Hohenstaufen. In dem Kampfe gegen Herzog Heinrich siegte der Kaiser in der Schlacht bei dem Städtchen Weinsberg. Die Stadt selbst verteidigte sich aber wacker. Konrad war über den hartnäckigen Widerstand ergrimmt und gelobte, die schwerste Strafe über die Einwohner zu verhängen. Endlich konnte sich die kleine Feste nicht mehr halten. Da kamen Frauen aus der Stadt heraus zum Kaiser und baten demütig um Gnade. „Mit Weibern führe ich keinen Krieg," sprach der Kaiser; „sie mögen frei abziehen und von dem, was ihnen am liebsten ist, so viel mitnehmen, wie ihre Schultern tragen können." Da öffneten sich am andern Morgen die Thore, und es erschien ein seltsamer Aufzug. In langen Reihen kamen die Weiber aus der Stadt, jede ihren Mann auf dem Rücken. Konrad lachte über die Klugheit der Frauen; als seine Räte meinten, das sei Betrug und der Vertrag dürfe ihnen nicht gehalten werden, erwiderte er: „Ein Kaiserwort soll man nicht drehen noch deuteln." Um der treuen Weiber willen schenkte er auch den Männem Leben und Freiheit.

3. Friedrich Barbarossa. Konrads Nachfolger in der Kaiserwürde war sein Neffe Friedrich I., wegen seines rötlichen Bartes Barbarossa, d. i. Rotbart, genannt. Der hatte sich Karl den Großen zum Vorbilde genommen; ihm nachstrebend suchte er das Deutsche Reich vor allen Reichen der Erde groß und herrlich zu machen. Aber Friedrich hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Italien wollte ihm nicht Gehorsam leisten; der Papst, der sich als den Oberherrn aller weltlichen Herrscher betrachtete, verlangte vom Kaiser, daß er sich vor seiner Gewalt beuge. Sechsmal zog Friedrich mit Heeresmacht nach Italien, um das kaiserliche Ansehen in dem aufständischen Lande zu wahren.

4. Kämpfe in Italien. Diese Kriege in Italien beschäftigten den Kaiser mehr als für Deutschland gut war. Oft geriet er selbst in große Gefahr, denn die Italiener übten Verrat und Hinterlist, als sie sahen, daß sie die Deutschen in offnem Kampfe nicht bezwingen konnten. Am Tage der Kaiserkrönung überfielen die Römer Friedrichs Heerlager. Im Getümmel stürzte er vom Pferde und wäre in die Hände der Verräter gefallen, wenn nicht der Herzog Heinrich der Löwe, Heinrichs des Stolzen Sohn, ihn mit wuchtigen Hieben befreit hätte. — Auch auf dem Rückzuge nach Deutschland wäre er beinahe einem verräterischen Überfall erlegen. In einer Gebirgsschlucht im Thale der Etsch wurde er plötzlich von Veronesern umzingelt. Die Ausgänge aus der Schlucht waren versperrt, und oben auf dem Felsen lag eine gewaltige Burg, von wo die Feinde Friedrichs mächtige Steine und Bäume hinunterschleuderten. Da rettete ihn sein Bannerträger Otto von Wittelsbach. Hinter dem Felsenschloß erhob sich eine schroffe unzugängliche Felswand. Diese erkletterte Otto mit zweihundert Bewaffneten, indem sie Stufen in den Felsen schlugen, sich Leitern aus ihren Lanzen machten und einer auf die Schultern des andern stieg. Endlich war die tapfere Schaar oben und eroberte die gefährliche Burg. So kam Friedrich mit seinem Heere glücklich aus der Veroneser Klause heraus. Ein tiefer Groll erfüllte ihn fortan gegen die verräterischen Städte Oberitaliens. Vor allem wagte es die Stadt Mailand immer wieder, sich seinen Befehlen zu widersetzen. Und als selbst der Papst auf die Seite der Mailänder trat, da beschloß der Kaiser, diese Stadt zu vernichten. Die Mailänder setzten ihm einen entschlossenen Widerstand entgegen, aber Friedrich hatte geschworen, sich nicht eher die Krone wieder aufs Haupt zu setzen, bis Mailand dem Boden gleich gemacht sei. Endlich nach zwei Jahren (1162) mußte sich die Stadt ergeben. Sie wurde von Grund auf zerstört, und die Bewohner wurden gezwungen, sich in vier offnen Marktflecken anzusiedeln. Doch wurde die Stadt bald wieder aufgebaut und abermals groß und mächtig.

5. Heinrich der Löwe. Auch in Deutschland hatte der Kaiser mit einem gefährlichen Gegner zu kämpfen. Das war sein früherer Kampfgefährte Heinrich der Löwe- Durch den Besitz zweier Herzogtümer, Sachsen und Bayern, unter allen Fürsten Deutschlands der mächtigste, hatte er seine Herrschaft durch glückliche Kriege gegen die Wenden noch erweitert, so daß sie sich von den Ufern der Nord- und Ostsee bis über die Donau in die Alpen erstreckte. Während der Kaiser fast immer in Italien beschäftigt war und den deutschen Landen nur einen Teil seiner Macht widmen konnte, verbreitete Heinrich der Löwe das Deutschtum mit starker Hand bis nach Mecklenburg und Holstein. Er unterstützte in seinen Landen vor allem das Bürgertum, kümmerte sich um Handel und Verkehr und förderte die Künste und die Gelehrsamkeit. Aber Übergriffe gegen den reichsunmittelbaren Adel verschafften ihm viele Feinde. So hielt Heinrich der Löwe es für besser, von den Kämpfen in Italien fern zu bleiben und auf sein Land zu achten. Da er dazu dem Kaiser wegen einer Erbschaft grollte, so ließ er ihn im Stich, gerade als Friedrich seiner Hilfe in Italien am meisten bedurfte. Der Kaiser bat ihn dringend um Beistand; er fiel ihm zu Füßen und flehte, in der Stunde der Gefahr nicht von ihm zu gehen. Umsonst: Heinrich blieb unerbittlich. Da trat die Kaiserin Beatrix hinzu und sagte: „Stehet auf, lieber Herr! Gott wird Euch helfen, wenn Ihr einst dieses Tages und dieses Hochmuts gedenkt." Und der Kaiser erhob sich; Heinrich aber warf sich auf sein Pferd und sprengte davon. Friedrich wurde bei Legnano (1176) geschlagen und kehrte voll Groll gegen Heinrich nach Deutschland zurück. Hier lud er den Herzog wegen seines Ungehorsams vor einen Reichstag. Da Heinrich nicht erschien, wurde er in die Reichsacht erklärt und verlor seine beiden Herzogtümer. Sachsen wurde an mehrere Fürsten verteilt; Bayern erhielt der tapfere Otto von Wittelsbach, der Stammvater des jetzigen bayrischen Fürstenhauses. Zwar griff nun Heinrich der Löwe zu den Waffen, um sich seine Besitzungen zu erhalten; allein er vermochte sich gegen den Kaiser nicht zu behaupten und bat diesen endlich fußfällig um Gnade. Friedrich hob den gedemütigten Mann großmütig auf und umarmte ihn voll Rührung. „Du bist selbst die Ursache deines Falles," sprach er. Heinrich blieb zwar der beiden Herzogtümer verlustig und mußte auf drei Jahre Deutschland verlassen; doch behielt er seine Stammlande Braunschweig und Lüneburg.

6. Das Pfingstfest zu Mainz. Der Kaiser aber war mächtiger als zuvor. Die ganze Hoheit seiner Stellung zeigte sich besonders an dem Feste zu Mainz (1184), wo er seine beiden Söhne zu Rittern schlug, und ihm die Fürsten und das ganze Volk jubelnde Huldigungen darbrachten. Aus allen Teilen der christlichen Welt waren zu dieser Feier, dem Pfingstfeste, Fürsten und Ritter, Bischöfe, Äbte und Priester geströmt, aus Frankreich, England, Italien und selbst aus Spanien. Und da die Stadt Mainz die mehr als vierzigtausend zählende Fremdenschar nicht unterbringen konnte, so wurden auf einer Ebene am Rhein prächtige Wohnungen für die Fürsten und große Zelte für die übrigen Gäste aufgebaut. Auch Künstler und Dichter waren aus fernen Landen herbeigeeilt, um das Kaiserfest zu verherrlichen. Der Kaiser bewirtete alle Teilnehmer auf seine Kosten und nahm selbst an den Turnieren der Ritter teil. Alles war begeistert für den großen Kaiser, und die Dichter priesen ihn als den mächtigsten der Herrscher und als die Zierde der christlichen Ritterschaft. Das Pfingstfest zu Mainz war der Höhepunkt des Hohenstaufischen Glanzes.

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