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25. Rudolf von Habsburg.

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1. Die Kaiserlose Zeit. Mit dem Tode des letzten hohenstaufischen Kaisers begann für Deutschland eine traurige Zeit. Kein deutscher Fürst trug Verlangen nach der Kaiserkrone, die ihrem Träger nur Kampf und Untergang zu bringen schien. So geschah es denn, daß man die Kaiserwürde zwei Ausländern übertrug, einem englischen Prinzen und einem König in Spanien. Aber diese erlangten gar kein Ansehen; der eine kam niemals, der andere nur selten nach Deutschland. In dieser Zeit der fremden Zwischenherrschaft oder des Interregnums brach allenthalben im Reiche Unordnung und Verwirrung aus. Kein Gesetz galt mehr; das rohe Faustrecht, der Speer der Raubritter herrschten ungehemmt. Ein solcher Zustand konnte nicht fortdauern, wenn das Reich sich nicht völlig auflösen sollte. Das fühlten endlich auch die deutschen Fürsten; sie beschlossen, wieder einen Kaiser zu wählen, der Recht und Gerechtigkeit handhaben und die zerstörte Ordnung wiederherstellen sollte.

2. Der Graf von Habsburg. Als die Fürsten zur Wahl versammelt waren, schlug der Erzbischof von Mainz den schwäbischen Grafen Rudolf von Habsburg vor. Der war nicht mächtig an Land und Leuten, aber ein tapferer, kluger und biedrer Herr. Auch rühmte man seine Frömmigkeit. Einst ritt er von seinem Stammschloß, der Habsburg im heutigen Schweizerkanton Aargau, zur Jagd aus. Da begegnete ihm ein Priester, der einem Sterbenden das heilige Abendmahl reichen wollte. Sein Weg führte über einen Bach, dessen Steg durch die Gewalt des angeschwollenen Wassers weggerissen war. Kaum sah Rudolf, wie der Priester sich anschickte, den Bach zu durchwaten, als er vom Pferde stieg und den Priester mit seinen Weihegeräten aufsitzen ließ. Am nächsten Tage brachte dieser das Tier dem Grafen zurück; der aber sprach: „Das sei ferne, daß ich zu Jagd und Streit das Roß wieder bestiege, das den Leib meines Heilandes getragen hat. Es gehöre dir fortan zu ähnlichen Diensten." — Auch der Erzbischof von Mainz hatte Rudolfs Freundlichkeit erfahren. Als er in jenen gefahrvollen Zeiten eine Reise nach Rom machte, geleitete ihn der Graf sicher über die Alpen. Da sprach der Erzbischof beim Abschied: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte noch so lange, daß ich Euch den mir geleisteten Dienst vergelten könnte!" Jetzt gedachte der Erzbischof dieses Versprechens. Auf seinen Vorschlag wurde Rudolf zum Kaiser erwählt (1273).

3. Rudolf und Ottokar. Die Krönung geschah zu Aachen. Als die Fürsten dem neuen Kaiser Treue schwören wollten, fehlte zufällig das Reichsscepter, auf das der Eid geleistet zu werden pflegte. Da ergriff Rudolf rasch ein Kruzifix und sagte: „Dies Zeichen, in dem die Welt erlöset ist, wird die Stelle des Scepters vertreten können." Und die Fürsten leisteten darauf die Huldigung. Nur einer war nicht in Aachen erschienen und weigerte sich, Rudolf als Kaiser auzuerkennen. Das war der mächtige Böhmenfürst Ottokar, der den Königstitel führte und seine Herrschaft weithin über die österreichischen Länder ausgebreitet hatte. Dem stolzen Manne schien es schimpflich, einem armen Grafen, wie er Rudolf spottend nannte, Gehorsam zu leisten. Aber Rudolf, besonders unterstützt von dem tapfern Friedrich von Hohenzollern, bezwang den Widerspenstigen in der blutigen Schlacht auf dem Marchfelde (1278) und entriß ihm Österreich. Er gab dieses Land seinen eignen Söhnen und wurde dadurch der Gründer des habsburg-österreichischen Herrscherhauses.

4. Rudolf und die Raubritter. Nach der Besiegung Ottokars richtete sich des Kaisers Sorge vor allem darauf, Ruhe und Ordnung in das Reich zurückzuführen. Er durchzog Deutschland von einem Ende bis zum andern, saß oft selbst zu Gericht und verhängte strenge Strafen gegen die Frevler und Friedenstörer. Die übermütigen Raubritter bekamen seinen starken Arm zu fühlen. Ihre Schlösser wurden zerstört und viele der gefangnen Räuber gehängt. So folgte auf Zwietracht und Zerrüttung Ruhe und Sicherheit. Der Landmann baute wieder friedlich seine Felder, die nicht mehr von den Hufen der Streitrosse zertreten wurden, und der Kaufmann zog sicher seines Weges.

5. Rudolfs Tod. Achtzehn Jahre lang hat Rudolf dem deutschen Reiche vorgestanden. Nach Italien zog er nie. Er verglich das Land, in dem so viele deutsche Kaiser nutzlos gekämpft hatten, mit der Höhle des Löwen, in die viele Spuren hineingingen aber wenige herausführten. Dagegen wirkte er mit Kraft und Weisheit für Deutschlands Wohlfahrt bis zu seinem Ende. Eine treue Stütze besaß er in seiner Gemahlin Gertrud. Er hatte zwei Söhne und sechs Töchter, und sein Familienleben war heiter und glücklich. Als Rudolf, ein Greis von 73 Jahren, seinen Tod nahe fühlte, eilte er nach Speyer, um dort an der Grabstätte der Kaiser zu sterben. Doch kam er nur bis Germersheim; von da wurde seine Leiche in den Dom zu Speyer gebracht. Das deutsche Volk aber ehrte noch lange das Andenken dieses guten Kaisers.

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