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19. Kaiser Heinrich IV.

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1. Heinrichs Jugend. Nachdem das sächsische Kaiserhaus ausgestorben war, wählten die Deutschen ihre Herrscher aus dem Stamme der Franken. Man nennt daher diese Fürsten die fränkischen Kaiser (1024—1125). Die beiden ersten (Konrad II. und Heinrich III.) waren ausgezeichnete kraftvolle Männer, unter denen sich das Deutsche Reich zu hoher Macht erhob. Als dritter Kaiser folgte Heinrich IV., der ein sechsjähriges Kind war, als er auf den Thron gelangte. Anfänglich stand er unter der Leitung seiner Mutter Agnes, die für ihn das Reich verwaltete. Aber die deutschen Fürsten mochten nicht einem Weibe unterthänig sein. Der ehrgeizige Erzbischof Anno von Köln ging sogar darauf aus, den jungen Heinrich seiner Mutter zu entreißen und die Regierung des Reiches in seine eignen Hände zu bringen. Er lud die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Fest ein, das er zu Kaiserswerth am Rhein veranstaltete. Nach der Mahlzeit beredete er den heitern Knaben, sein prächtiges Schiff zu beschauen. Aber kaum hatte Heinrich das Schiff betreten, so stießen die Ruderer vom Ufer ab und erreichten bald die Mitte des Stromes. Der Knabe ahnte Verrat, schrie und sprang ins Wasser, um schwimmend das Ufer zu erreichen; aber man zog ihn wieder heraus, gab ihm viele gute Worte und brachte ihn nach Köln in die Wohnung des Erzbischofs. Alle Bemühungen der Mutter, ihren Sohn wieder zu erhalten, waren vergeblich. Anno machte sich zum Vormund des königlichen Knaben und erzog ihn mit größter Strenge. — Nach einigen Jahren jedoch gelang es einem anderen Kirchenfürsten, sich der Reichsverwaltung zu bemächtigen. Das war der Erzbischof Adalbert von Bremen, der nun Heinrichs weitere Erziehung übernahm. Ganz verschieden von dem harten finstern Anno, ließ er seinem Zögling freien Willen und gab seinen Begierden und Leidenschaften freien Spielraum. Diese Behandlung hatte sehr verderbliche Folgen. Heinrich lernte nicht sich selbst beherrschen, wurde leichtsinnig und hochmütig, und glaubte ganz nach Willkür und Laune leben zu dürfen.

2. Heinrich und die Sachsen. Als der junge Fürst, erst 15 Jahre alt, für mündig erklärt worden war, trat er sogleich als stolzer Herrscher auf. Insbesondere drückte er den Stamm der Sachsen, die ihm sein Erzieher Adalbert als ein trotziges widerspenstiges Volk geschildert hatte. Allenthalben in ihrem Lande legte er Burgen an und besetzte sie mit seinen Dienstleuten, um durch sie das Volk besser zügeln zu können. Von den Burgen aus durchstreiften die rohen Kriegsknechte das umliegende Land, trieben die Herden weg, erpreßten in des Königs Namen schwere Abgaben und zwangen die freien Männer zu harten Frondiensten bei dem Schlösserbau. Von Heinrich selbst erzählt man sich, er habe einst, von einem Berge herabschauend, ausgerufen: „Sachsen ist ein schönes Land, aber seine Bewohner sind nichtswürdige Knechte." Das bedrängte Volk klagte laut über die harte Behandlung; aber seine Beschwerden fanden kein Gehör beim Kaiser.

3. Der Sachsenkrieg. Da kam es zu offenem Aufstande. Ein Haufe von 60 000 Sachsen rückte plötzlich mit den Waffen in der Hand gegen die Harzburg an, wo Heinrich sich eben aufhielt. Nur schleunige Flucht konnte den König retten. Bei Nacht und Nebel entwich er aus der Burg, irrte mehrere Tage lang ohne Obdach mit wenigen Dienern durch Wald und Gebirge und gelangte erst am Rheine in Sicherheit. Die Sachsen zerstörten unterdes alle königlichen Burgen von Grund auf. Ihre Wut kannte keine Grenzen. Auf der Harzburg, die dem König am teuersten war, plünderten sie sogar die Kirche und steckten sie in Brand; ja sie scheuten sich nicht, die Gebeine von Heinrichs Bruder und Söhnlein, die dort bestattet lagen, auszugraben und umherzustreuen. Diese Schandthaten empörten die deutschen Fürsten, so daß sie dem König Beistand gegen die Sachsen gelobten. Bald kam ein starkes Heer zusammen, mit dem Heinrich die Aufständischen in blutiger Schlacht besiegte. Unkluger Weise behandelte er die Sachsen von neuem mit der größten Härte. Da verklagten ihn diese in Rom beim Papste.

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