Читать книгу Im Kampf ums Vaterland 1914 - Otto Promber - Страница 10

Ein gefährlicher Ordonnanzritt.

Оглавление

Aus dem Brief eines Feldartillerie-Offiziers.

Wir Offiziere lagen in tiefem Schlaf in einer Scheuer. Morgens 3 Uhr kam Befehl vom Regiment: „Ein Offizier der . . . Batterie Stellung erkunden und Übergänge über den . . . fluss.“ — „Leutnant . . . aufstehen! Zwei Unteroffiziere mit Karabinern mitnehmen und möglichst schnell losreiten! Bis 7.30 Meldung abgeben bei der Division!“ Also raus aus dem Stroh, Pistole entsichert und fort geht’s in die Nacht hinaus! Bei Dunkelheit und Nebel reite ich nach . . . einem französischen Dorf. Auf 30 Schritt sehe ich am Dorfeingang Leute stehen. Wir parieren zum Schritt. Ich halte sie für Zivilisten. Der Unteroffizier erkennt rote Hosen. Richtig verteilen sie sich rechts und links hinter die Kirchhofmauer. Ich sehe noch Gewehre im Anschlag. Dann rettet uns ein Sprung über den Graben und entlang der Kirchhofmauer reiten wir hinterm Dorf herum. Es wird allmählich Tag. Der Wald, in dem ich reite, um ins Tal vorzudringen, wird von feindlicher Artillerie beschossen. Macht uns weiter nichts. Wir reiten weiter. Ich allein herunter zur Straße, sehe, dass diese und die Brücke noch von feindlicher Infanterie wimmeln, die aber im Rückzug begriffen ist. Wir reiten auf die Höhe zurück, um Stellung für Verfolgung zu erkunden. Das Reiten war etwas erschwert durch Weinbergmauern, Steingruben u. dgl. Endlich habe ich eine wunderschöne Höhe und lege mich hinter einen Busch auf den Bauch, um zu krokieren. Die Unteroffiziere satteln nach. Da saust auch schon ein feindliches Schrapnell über uns weg und schlägt 30 Schritte vor uns in den Boden. Gleich darauf noch eins und noch eins und noch mehr und immer näher! „Aufsitzen! Galopp! Marsch!“ Mein Fuchs fliegt. In einer Minute sind wir aus dem feindlichen Feuer. Ich suche nun eine zweite Stellung auf der Höhe. Gedeckt reite ich heran und liege hinter einem auffallend großen Birnbaum mitten im Haberfeld, wieder auf dem Bauch, um zu zeichnen. Kaum habe ich die ersten Striche gemacht, schon wieder Pinkh — Bumms über mir und vor mir! Also schon wieder schießen sie auf mich! Und ich muss doch ein Kroki machen! „Aufsitzen! Galopp! Marsch!“ Ja, aufsitzen, wenn der Sattel am Bauch hängt!! Die Gurten waren weit geworden und wie ich in den Bügel steige, rutscht der Sattel und hängt nach unten! Ich muss allein nachsatteln: 1. Aufgurten, 2. Woilach vorziehen und 3. wieder zugurten. Dabei schlug mir’s den Dreck ins Gesicht von den Aufschlägen! Die Unteroffiziere in weiter Ferne. Endlich sitze ich oben. Aber nun musste der Fuchs laufen, was er konnte! Denn sonst war’s aus. Das Pferd ist ein alter Durchgänger durch die Schüsse unruhig gemacht, flog er durch den Haber. Bald hatte ich die beiden Unteroffiziere eingefangen und wir ritten gemütlich weiter, um die Meldung noch zur richtigen Zeit abzugeben. . . .

Heute früh 8 Uhr spielte ein Fahrer auf einer Handharmonika Choräle. Jeder hatte ein Gesangbuch. Wir sangen alle mit, auch wir Offiziere. Die Stimmung unserer Leute ist großartig. Ruhig und gefasst und jedem Befehle gehorchend. . . .

Im Kampf ums Vaterland 1914

Подняться наверх