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Radlerstreiche.

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Die Russen haben geschworen, jedem deutschen Radfahrersoldaten, den sie fangen, die Augen auszustechen. Warum? Weil ein Teufelskerl von einem blutjungen Leutnant ihnen mit einer Radfahrertruppe seit Beginn des Krieges die tollsten Streiche spielt. Husarenstreiche von einer Tollkühnheit, dass ich sie nicht glauben würde, wenn ich sie nicht aus der sichersten Quelle wüsste.

Mein Leutnant fährt mit seinen 60 Reservisten wie der Wind mitten in die feindliche Vorpostenkette hinein. Ein Auto mit russischen Generalstäblern hält da. Die Offiziere sehen die fabelhafte Erscheinung auftauchen, halten sie wahrscheinlich für einen Spuk, können jedenfalls ihre Verblüffung nicht so rasch bemeistern, dass sie von einer Waffe Gebrauch machen. Wie der Blitz ist der Leutnant vom Rade, knallt die Generalstäbler über den Haufen, springt ins Auto und saust mit seinen hohen Insassen davon, während seine Leute die ebenso rettungslos verblüffte Bedeckung beschießen. Die Russen sehen nur noch eine Staubwolke, einen Schwarm Radler, und wissen nicht recht, ob sie gewacht oder geträumt haben. In dem Auto aber befanden sich nicht nur die stolzen Generalstabsoffiziere, sondern auch die allerwichtigsten Aufschlüsse über die Bewegungen und Absichten des russischen Heeres, deren Kenntnis zu dem Sieg bei Gumbinnen nicht wenig beigetragen hat.

Der Flecken Marggrabowa ist von den Russen besetzt. Die Posten stehen vor dem Eingang, die Soldaten schlendern vor den Häusern herum. Plötzlich hören sie es knattern. Die Posten stürzen über den Haufen, die preußische Radfahrerabteilung ist schon zwischen den Häusern, knallt rechts und links alles zusammen, was nicht schnell in die Haustüren springt, und ist zum anderen Ende des Städtchens schon wieder ins freie Feld hinaus, als die Russen sich von ihrem Schrecken erholt haben und Alarm blasen.

Im Gefecht bei Hohenstein schwebt ein russischer Flieger hoch über unseren Truppen. Mein Leutnant ist mit seinen Radlern unterwegs, äugt nach dem Vogel da oben. „Ihr Leute, was hat der Kerl hier rumzuflattern. Abgesessen, legt an! Gut vorhalten! Feuer!“ Der Flieger saust herunter. Begraben können ihn andere. Wir haben keine Zeit. Gleich darauf geht es um den linken Flügel herum, den Russen in den Rücken. Es werden ein paar Offiziere von den Pferden heruntergeschossen, die Marschkolonne gleichfalls beschossen und einige Gefangene in Verwahrung gebracht. Der Leutnant hat bis vorgestern erst einen Mann von seiner Truppe verloren.

(Voss. Ztg.)

Im Kampf ums Vaterland 1914

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