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Heldenhafter Untergang der „Zenta“.

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In der Frühe des 16. August war’s, an einem schönen, klaren Sonntagmorgen. Ein flauer Südwind strich über das ruhigliegende Adriatische Meer.

Der kleine österreichisch-ungarische Kreuzer „Zenta“ befand sich vier bis fünf Seemeilen südwestlich der Spitze Menders; eine Seemeile weiter südlich konnte der Torpedozerstörer „Ulan“ wahrgenommen werden. Die Fahrzeuge lagen nahe dem südlichsten Ende der Blockadelinie, seewärts der montenegrinischen Küste.

Gegen ¾ 8 Uhr wurden plötzlich in der Ferne vier Rauchsäulen gesichtet und vom Krähennest des Kreuzers konnten sechs französische Schiffskolosse wahrgenommen werden, die — wie die mächtigen Schaumschnurrbärte am Bug zeigten — rasch näherkamen.

Der Schiffskommandant der „Zenta“, Fregattenkapitän Pachner, rief dem Führer des „Ulan“, Korvettenkapitän Panfilli, zu, dass er sich gegen die Bocche di Cattaro zurückziehen werde, da gegen eine solche Übermacht nichts auszurichten sei und zunächst verhindert werden müsse, vom Lande abgeschnitten zu werden.

Bald darauf nahmen die beiden Fahrzeuge bei höchster Geschwindigkeit den Kurs gegen die Bocche di Cattaro.

Doch kaum war eine halbe Stunde vergangen, als verschiedene neue Rauchsäulen und kurz darauf die Masten einer großen Flottenabteilung auftauchten — feindliche Schiffe, die mit anscheinend großer Geschwindigkeit gegen Punta d’Ostro steuerten. Weiter nördlich erschienen dann noch weißliche Rauchwolken, die sich nachher als 12 bis 20 Einheiten der französischen Flottille herausstellten.

Ha! Also die ganze französische Flotte dampfte heran, um die Österreicher in der Blockade der montenegrinischen Küste zu stören und gleichzeitig deren Schiffen den Rückzug nach der schützenden Bucht abzuschneiden.

Nun aber mit aller Kraft in den rettenden Hafen!

Der Zerstörer „Ulan“ konnte dank seiner Geschwindigkeit darauf rechnen, die schützende Bocche zu erreichen. Weniger aber die „Zenta“. Dennoch trachtete auch der Kreuzer mit allen Kräften danach, den Verfolgern zu entkommen; das Maschinen- und Heizerpersonal mit den wackeren Maschinenbetriebsleitern an der Spitze tat das menschenmögliche, um aus der alten Maschine und den Kesseln das Höchstmaß der Geschwindigkeit herauszuholen.

Um ¾ 9 Uhr waren die beiden feindlichen Geschwader in einer langen Linie im Kurse gegen Pnnta d’Ostro vereinigt.

Schon waren sie deutlich zu erkennen.

Die französischen Schlachtschiffe zählten zum Typ Courbet und zur Dantonklasse; sie führten am Masttopp übermäßig große Flaggen. 14 Einheiten waren zu erkennen.

Noch vor 9 Uhr krachten aus einer Entfernung von 7- bis 8000 Meter die feindlichen Geschütze.

Die ersten Geschosse hatten ein zu kurzes Ziel und sausten vor der „Zenta“ oder dem „Ulan“ in die See, wo eine hohe Wassergarbe um die andere aufspritzte. Dann wieder flogen die Geschosse zu weit und flitzten über die „Zenta“ oder den „Ulan“ hinweg. Doch muss gesagt werden, dass die Franzosen immerhin gut zielten und sich bald eingeschossen hatten.

Die vordersten von den feindlichen Schlachtschiffen überschütteten den „Ulan“, die hintersten die „Zenta“ mit einem solchen Eisenhagel, dass kaum noch an ein Entkommen zu denken war.

Doch die beiden österreichisch-ungarischen Fahrzeuge waren keineswegs müssig und feuerten mit aller Kaltblütigkeit fortgesetzt auf die zahlreich anrückenden Verfolger.

Die Situation wurde von Minute zu Minute gefahrvoller.

Granaten schleuderten ihre Splitter gegen die Bordwand und das Deck, wo sie teils abprallten, teils kraftlos liegenblieben. Immer stürmischer wogte die See, zerwühlt und gepeitscht von dem Hagel der schweren Geschosse. Hohe Wellen sprangen an der Schiffswand auf und überfluteten das Deck; infolge des Pulverdampfes und der ringsum aufspringenden Wassergarben war besonders die „Zenta“ zeitweise kaum noch zu sehen.

Schon hatte sich die Entfernung zwischen den französischen Schiffen und den beiden österreichisch-ungarischen Fahrzeugen auf 5—6000 Meter verringert, schließlich betrug sie nur noch 4000 Meter.

Infolge der Wendungen der französischen Flotte gelang es dem „Ulan“, einen Vorsprung nach Norden zu gewinnen.

Wohl eröffneten die feindlichen Kolosse nun ein rasendes Schnellfeuer aus allen Kalibern. Doch wie durch ein Wunder blieb der Torpedozerstörer unversehrt und er konnte endlich die Höhe der Spitze Kupa erreichen.

Immer weniger wurden die Schüsse der Verfolger, bis sie endlich ganz aufhörten.

Auch der „Ulan“ stellte nach 348 Schüssen das Feuer ein. Langsam fuhr er unter der Küste in die Bocche.

Dagegen die „Zenta“!

Der Kreuzer älterer Konstruktion hatte nicht vermocht, dem übermächtigen Feinde zu entrinnen und geriet schon gegen 9 Uhr in eine äußerst schwierige Lage.

Bald war das Schiff umstellt und wurde aus immer kürzerer Entfernung von den schweren Schiffsgeschützen der Franzosen überschüttet.

Todesmutig aber harrte die brave Besatzung auf ihrem Posten aus und ließ es auch ihrerseits an einer wirksamen Beschießung nicht fehlen.

Doch was konnte das kleine Schiff gegenüber einer ganzen Flotte ausrichten?

Da schlug ein Geschoss in die Schiffsmaschine. Sofort ließ die Geschwindigkeit der „Zenta“ nach.

Nun wurde das unglückliche Schiff auch noch in die Schraube getroffen; damit war ihm jede Bewegungsfreiheit geraubt.

Wie ein verwundetes Wild lag es da, von der Meute kläffender Hunde gestellt und umringt!

Eine immer größere Menschenmenge sammelte sich an der nahen montenegrinischen Küste an, um dem furchtbaren Schauspiel zuzusehen.

Von dichtem Qualm umhüllt, aus dem das Feuer der Geschütze hervorblitzte, umsprüht von mörderischen Geschossen und umspült von der aufgepeitschten Flut war die Besatzung der „Zenta“ in einer entsetzlichen Lage. Wie das dröhnte, krachte, brüllte, zischte —: hatte sich denn die Hölle aufgetan?

Zu Dutzenden lagen bereits die Verwundeten auf Deck. Das Blut bildete Lachen; die über Bord springenden Wellen spülten sie wieder hinweg.

Krach! da fiel auch schon ein Mast, von einer Granate zersplittert, über Bord.

Immer dichter und furchtbarer wurde jetzt der Geschosshagel, ganze Stücke flogen von dem todwunden Schiffe in die See.

Flammen loderten auf — hier — da — dort, leckten züngelnd am Holze empor und mischten in den Pulverdampf ihren beißenden, stinkenden Qualm.

Das bittere Ende nahte. . . .

Dennoch aber hörte man auch jetzt noch in dem schweren Dröhnen der französischen Turmgeschütze den helleren Klang der fortgesetzt feuernden Kanonen des Kreuzers.

Dies währte so lange, bis ein Geschütz nach dem andern außer Gefecht gesetzt wurde.

Zuletzt vermochte nur noch das Heckgeschütz das feindliche Feuer zu erwidern.

Nun schlug auch noch eine französische Granate in den Kesselraum — eine mächtige weiße Dampfwolke fegte zum Himmel und zerfloß hoch in der Luft.

Dies war wohl der Todesstoß!

Das Schiff legte sich auf die Seite und sank gleichzeitig mit dem Vorderteil unter Wasser.

Noch immer aber feuerte das Heckgeschütz.

Doch nun schwieg auch dieses.

Mit wehender Flagge sank die „Zenta“ in die Tiefe des Meeres. . . .

Die es aber am Meeresufer sahen, waren erschüttert. Die Christen bekreuzten sich, nahmen ihre Käppchen ab und beteten. Die Mohammedaner legten ihre Hand aufs Herz, dann auf Mund und Stirn und verharrten in andächtigem Schweigen.

Und obwohl sie Feinde der Österreicher waren, stürzten die Montenegriner nun in ihre Boote, um von den zu Hunderten umherschwimmenden Menschen und Schiffstrümmern zu retten, was noch zu retten war. 170 Mann, 13 Stabspersonen und der Kommandant wurden geborgen; sie blieben freilich als Kriegsgefangene in Montenegro.

Von den französischen Schiffen dagegen wurde auch nicht ein einziges Boot gestrichen; die Kolosse wendeten, mächtig blähte sich die Trikolore an ihren Hecks und nach Süden zu glitten sie in die Ferne . . .

Sie brauchten nicht besonders stolz zu sein!

Viele Große gegen einen Kleinen — sie hatten wahrlich leichtes Spiel.

Heldenhaft aber hielt sich die Besatzung der „Zenta“, und der Kommandant des Schiffes hatte recht, wenn er sagte: „Wir haben geschworen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen, und haben, trotzdem über hundert Verwundete herumlagen, unsern Schwur bis zum Sinken des Schiffes gehalten. Die Maschinenmannschaft war bis zum letzten Augenblick auf ihrem Posten!“

O. Promber.

Im Kampf ums Vaterland 1914

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