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Mülhausen und Lagarde.

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Wenige Tage nach der Erstürmung von Lüttich durcheilte Deutschland die frohe Kunde von einem neuen herrlichen Sieg im Oberelsaß.

Bei Mülhausen wurde am 10. August eine herrliche Schlacht geschlagen, in der unsere Truppen den Franzosen zum erstenmal nach 44 Jahren wieder zeigten, wie gut noch der Deutsche sein Schwert zu führen weiß. 10 französische Offiziere und 513 Mann wurden gefangengenommen, 4 Geschütze, 10 Fahrzeuge und eine große Anzahl erbeutet.

Die Franzosen standen hier mit genau derselben Truppenmacht im Feuer wie 1870, fast genau am Jahrestage dieser Schlacht bei Mülhausen, am 6. August in der Schlacht bei Wörth. Zwar hatten sie diesmal die Rolle übernommen, die damals bei Wörth die Deutschen spielten, doch wenn sie gehofft hatten, das Tor des Reichslandes mit ihren reichlich 50 000 Mann gewaltsam aufbrechen zu können, so hatten sie sich getäuscht.

Es war am 9. August vormittags, als verschiedene Truppen im Elsaß, so auch die Garnison Straßburg, alarmiert und sogleich mit der Bahn in die Nähe Mülhausens gebracht wurden. Da der Feind bereits in den nahen Vogesen war, wurde jedem Zuge von Rusack noch ein Panzerzug vorangeschickt.

Gegen Mittag langten die ersten Straßburger Truppen in einem etwa 8 Kilometer von Mülhausen entfernten Orte an und machten sich um 1 Uhr auf den Marsch in der Richtung nach Staffelfelden.

Bei glühender Hitze ging es durch verschiedene Dörfer, bis man dem Feinde gegenüberstand.

Gegen Abend rückten die Truppen auf das Dorf W. vor, um dieses im Sturm zu nehmen.

Harte Arbeit — und doch erst der Anfang eines blutigen Ringens, bei dem mancher tapfere Soldat sein Leben lassen musste!

Die Geschütze donnerten; die Gewehre knatterten. Unheimlich tobte der Kampf.

Gleich zu Beginn fiel ein deutscher Oberst; er wurde später mit einem Hauptmann, einem französischen Kapitän und dessen Adjutanten in ein Grab versenkt.

Je dunkler es ward, um so wilder wurde das Schlachtgetümmel. Hier wurde einem mit dem Bajonett der Rock aufgeschlitzt, dort sauste ein Gewehrkolben nieder, da brach einer, von einer Kugel getroffen, ächzend zusammen.

Die Franzosen schossen wie toll aus den Häusern und Hütten des Dorfes, nahmen hier eine Gartenmauer, dort einen Baum oder Strauch zur Deckung. Doch es half nichts, sie mussten zurück.

In das Brüllen und Singen der Geschosse mischten sich die Hurrarufe der Angreifer, die Wutschreie der Feinde, das Blöken der Haustiere in den Ställen. Die Erde erdröhnte.

Alles, was lebte, befand sich in wahnsinniger Aufregung . . .

Granaten krepierten und warfen ihre tödliche Spreu von Eisen heulend nach allen Seiten. Schon lagen ringsum zahlreiche Verwundete und Tote. Einzelne Stellen waren mit Leichen überschüttet.

Ein Haus um das andere lohte auf und sandte gleich einer Riesenfackel seinen zuckenden Lichtschein in die sternklare Augustnacht.

Trotz des schwelenden Qualms wurde es beinahe taghell. Wie das schnaubte, prasselte! Dachstühle brachen zusammen, Mauern stürzten ein, ganze Fetzen flogen durch die Luft.

Und ringsherum — welch grandioses, entsetzlichschönes Schauspiel! —

Brennende Dörfer auf allen Seiten!

In der Ferne Mülhausen, teilweise brennend und zerschossen, über sich ganze Berge von Rauch.

Immer häufiger kamen die Transporte der Verwundeten; Trupps von Gefangenen wurden vorbeigebracht. Unter ihnen auch Zivilisten.

Da, was war das für ein Geschrei?

Ein Spion!

Kein Erbarmen . . .

„An den Gartenzaun mit ihm! Verbindet ihm die Augen!“

Eine Salve. Er hatte schon aufgehört zu leben.

Weiter!

Das 105. Regiment stürmte das Dorf, nahm noch ein zweites, ein drittes.

Mitternacht kam und ging, der Kampf tobte weiter. Die Häuser glichen glühenden Ruinen. Der Geschützdonner schrie ohne Pause durch die Sommernacht. Beißender Rauch erfüllte die Luft. Asche sickerte nieder und legte sich auf Kleider, Gesicht und Hände der Soldaten.

Vorwärts, vorwärts!

Der Feind wich. Die Deutschen hinterdrein. Hier ergab sich ein ganzer Trupp Franzosen, der nur noch die Wahl hatte, zu sterben oder sich gefangennehmen zu lassen. Dort wurden von den Fliehenden die Gewehre weggeschleudert, da sie das Laufen erschwerten. Die Rothosen bekamen es mit der Angst zu tun. Sie jagten über Felder, durch Gebüsche, klommen auf Anhöhen.

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Als endlich zum Sammeln geblasen wurde, befanden sich die Franzosen, die bis Mülhausen vorgedrungen waren, im vollen Rückzuge. Während die Verluste der Deutschen nicht allzu groß waren, hatten die Franzosen eine bedeutende Anzahl Tote und Verwundete zurückgelassen. Und dazu noch reichlich ein halbes Tausend Gefangene!

Ein bedeutender Sieg war errungen, das Oberelsaß vom Feinde gesäubert.

Als der Ausgang der Schlacht am 10. August abends bekannt wurde, herrschte überall in Deutschland unbeschreiblicher Jubel. Der Sieg bei Mülhausen wurde fast noch begeisterter aufgenommen als die Meldung von der Einnahme Lüttichs. Nachdem das Telegramm beim Generalstab in Berlin eingegangen war, eilte der Chef des Generalstabs persönlich zum schloss, um die frohe Botschaft zu verkünden. Der Zufall wollte es, dass unter den Linden gerade ein Regiment vorbeigezogen kam. Die Menge stimmte begeistert in die von den Soldaten gesungene „Wacht am Rhein“ ein, und bis in die späte Nacht stand das Leben Berlins im Zeichen der Begeisterung und Freude.

Schon am nächsten Tage traf eine neue Siegesbotschaft ein:

„Die erste Fahne erobert! Eine vorgeschobene Brigade des französischen 15. Armeekorps wurde von unseren Deckungstruppen bei Lagarde angegriffen. Unter schweren Verlusten wurden die Franzosen in den Wald von Parroy, nordöstlich von Lüneville, zurückgeworfen. Ein französischer General fiel. Über ein Sechstel der beiden französischen Regimenter, die im Gefecht standen, nämlich über 1000 unverwundete Kriegsgefangene, gelangten in unsere Hände. Verschiedene Geschütze und Maschinengewehre wurden erbeutet.“

Damit hatte der Feind auch in Lothringen einen tüchtigen Schlag aufs Haupt bekommen.

Auch das Treffen bei Lagarde, obwohl es an die Schlacht bei Mülhausen nicht heranreichte, bot ein recht kämpfereiches Kriegsbild.

Es war Montag, den 10. August, nachmittags.

Unsere Feldgrauen legten sich mit großem Schneid ins Zeug und ließen sich von den zahlreich entgegenpfeifenden Geschossen nicht bange machen, obwohl viele von ihnen erst die Feuertaufe empfingen.

Den General an der Spitze, drängten die Deutschen mit solchem Ungestüm vorwärts, dass sich die Franzosen bald nicht länger halten konnten. Der linke Flügel des Feindes geriet ins Wanken.

Schon gelangten unsere Truppen zu den ersten französischen Verwundeten und Toten; von neuem Mute beseelt, drangen sie trotz heftigsten Kugelregens ins feindliche Lager, erbeuteten jubelnd die erste Fahne und schlugen den Feind in die Flucht.

Schließlich ergriff noch die deutsche Kavallerie die Treibpeitsche und besorgte das Treiben sehr gut. Nur dem Umstande, dass der Feind energisch verfolgt wurde, ist es zu danken, dass so viele Franzosen zu Gefangenen gemacht werden konnten. Viele von ihnen befanden sich in einem traurigen Zustand, Rock und Hose geflickt und seit einem Tag nichts gegessen. „Hunger! Hunger!“ riefen sie flehend. —

Noch auf dem Schlachtfelde traf die Nachricht von dem Siege bei Mülhausen ein, und nachdem sich der erste Rausch der Freude gelegt hatte, klang es in brausenden Akkorden über das weite Feld:

„Nun danket alle Gott

Mit Herzen, Mund und Händen“

O. Promber.

Im Kampf ums Vaterland 1914

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