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Nicht lange und ich bin volljährig
ОглавлениеWie ich es mache, weiß ich nicht. Bald achtzehn und noch kein Mädchen umarmt. Schon gar nicht geküsst. Möchte es aber gern. Neugierig, wie sie schmecken, Lippen von Mädchen. Sehe ich Papa meine Mama küssen. Mädchen sind anders als wir Jungen. Tragen lange Kleider, keine Hosen und Hemden. Ihre Stimmen klingen heller. Kichern und lachen über alles und jedes. Reden unentwegt. Ob sie auch über mich reden? Noch aber hat mich keine angesprochen. Ich selber sah bisher keinen Anlass, eine zu fragen: wie heißt du? Einmal wollte ich es, ließ es aber, als ich sah, wie sehr sie mit sich selbst beschäftigt war.
Löste die Zöpfe, schüttelte ihren Kopf, dass die Haare flogen. Kämmte sie und flocht sie wieder zu einem Zopf. Dachte mir, warum lässt sie sie nicht locker herunter hängen. Dann gefiel sie mir viel besser. Aber deshalb heiraten muss ich sie nicht. Eine Frau muss doch mehr können als Haare flechten. Musik ihr ein und alles sein, wie Musik mein ein und alles ist. Erst, wenn ich eine solche Frau kennenlerne, kann ich sie lieben und heiraten. Ein Rôm eine Rômni. So heißen Mann und Frau in unserer Sprache.
Großvater muss viel gelesen, gehört und behalten haben. Wusste über fast alles Bescheid, auch über uns Roma. Erzählte mir eines Tages, woher wir kommen:
„Du bist einer von Millionen Roma und Sinti, die vor mehr als 600 Jahren von Indien aufbrachen. In Richtung Westen, wo das Leben leichter, das Wetter besser sei. Die Menschen gebildet und neugierig auf Unbekanntes, um es sich anzueignen. Wie die Kunst der Renaissance im 16.Jahrhundert sich die Antike zu Eigen machte. Erinnere Dich an Florenz, wo wir den David Michelangelos bewunderten. Über fünf Meter hoch die Statue. Gemeißelt aus einem einzigen Block Carrara-Marmor. Nach den Regeln antiker Bildhauer in Rom und Athen: Alles, Kopf, Arme, Schulter und Beinstellung, müssen in der Balance sein. Die Statue quasi in sich ruhen.
In Persien blieben die Roma nicht. Ihre Könige sperrten Fremde ein, machten sie zu Sklaven. Oder steckten sie in eine Uniform und schickten sie, ihre Feinde zu töten, Griechen vor allem. Afghanistan schien nur Berge, Täler und Wüste zu sein, leergefegt von Menschen. In Ägypten blieben einige. In der heutigen Türkei ließ «Suleiman der Prächtige» sie sich niederlassen. Ihre Berufe und religiösen Bräuche ausüben. Der Sultan tolerant wie kein anderer zu seiner Zeit. Drei Volksgruppen teilten sich auf dem Weg nach Europa.
In Deutschland, Österreich und Tirol blieben die meisten Roma und Sinti. Beide Zigeuner genannt. In Frankreich nennt man sie Gitan, Gitano in Spanien und Italien. Bezeichnungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet. Aus Indisch und anderen europäischen Sprachen.
Anfangs erhielten sie von Papst, Bischöfen, Herzögen und Grafen einen Schutzbrief. Der erlaubte ihnen, in deren Staatsgebiet umherzuziehen. Sich betätigen, mit was auch immer. Als Kaufmann, Handwerker oder Musikant. Nach dem 30jährigen Krieg im 17. Jahrhundert blühten Land und Städte langsam wieder auf. Häuser modernisiert und neue gebaut, Felder beackert. Neue Straßen angelegt. Verwaltungen modernisiert. Herzöge und Könige erließen Gesetze, die allen gerecht würden, hieß es. Kirchen mit eigenen Spitälern pflegten auch kostenlos. Europa ein Paradies, das auch für uns Roma Heimat werden könnte.“
„Dann plötzlich alles anders als erwartet. Auf dem Reichstag in Freiburg 1698 wurden Roma und Sinti für vogelfrei erklärt. Unsere Vorvorfahren hofften, in Deutschland eine endgültige Bleibe zu finden. Jetzt wollte sie niemand mehr haben. Fremde seien sie und so anders. Mit ihrer dunklen Haut, den schwarzen Haaren, Sprache und seltsamen Gebräuchen, dass sie um den Frieden fürchteten. Einen Frieden, den sie endlich wieder hatten. Nach einem Krieg, der Jahrzehnte dauerte und kein Ende zu nehmen schien. In dem Millionen Menschen ums Leben kamen. Ermordet, verhungert oder Opfer von Pest und Cholera.
Roma und jeder, der anders aussah, sich anders benahm, war unerwünscht. Man wollte unter sich bleiben. Keine fremde Sprache lernen, um zu verstehen. Fremden nicht erlauben, ein Haus zu bauen. Mit ihnen Fußball zu spielen oder im Kirchenchor zu singen. Im selben Unternehmen arbeiten zu lassen, wie alle anderen gegen Lohn. Damit sie sich die neueste Mode kaufen können oder eine Kiste mit Wein. Nicht gesellschaftsfähig erschienen wir ihnen. Niemals wird es für uns eine Heimat geben.“
Großpapa schweigt. Ich neugierig geworden. Hätte ihn noch so vieles fragen können. Er aber stopft sich die Pfeife, pafft und es qualmt mächtig. Als könnte Tabakrauch die Welt verbessern. Aus Egoisten Menschen machen, die ihren Nächsten tolerieren. Meine Eltern hatten mir nie so viel erzählt. Als schämten sie sich, Roma zu sein. Großvater jetzt auch zum ersten Mal. Vielleicht, weil ich bald volljährig bin und wissen sollte, wer wir Roma sind, woher wir kommen. Wie andere uns sehen. Seit ich denken kann, ziehen wir weiter, wenn wir nicht bleiben dürfen. Für mich war das normal. Kein Grund, darüber zu klagen. Jetzt aber will ich wenigstens noch wissen, worin sich die Gruppen unseres Volkes unterscheiden.
„Roma sind die kleinste Gruppe in Europa,“ sagte er. „Ziehen wie immer schon von Ort zu Ort. In der Hoffnung, irgendwo das ideale Zuhause zu finden. Das ihnen Sicherheit verspricht. Raum und die Freiheit lässt, zu sein, die sie sind. Als Menschen nicht nur geduldet, sondern als Mitbürger akzeptiert. Die Mehrheit der Sinti aber war mit der Zeit das ständige Umherziehen leid. Ließen sich in verschiedenen Ländern Europas nieder. Vorwiegend im Balkan. Auch nur außerhalb der Stadtzentren. Auf Brachland in selbst zusammen gezimmerten Unterkünften. Aus dem, was sie in der Umgebung fanden. Bäume mit starken Ästen, die sie zu Balken sägten fürs Fachwerk. Lehm zum Füllen der Zwischenräume. Stroh für ʼs Dach von liegen geblieben Getreidegarben oder Wellblech vom Schrottplatz. Häuser kann man sie nicht nennen. In Italien heißen solche Siedlungen «Campi nomadi». Nomaden sind sie nach wie vor. Also Zigeuner, die irgendwann wieder weiterziehen.
Seltsame Vorstellung von Nächstenliebe, fällt mir ein. Die Welt ist doch groß genug. Habe ich in meinen fast achtzehn Jahren erfahren. In Kroatien und Italien gelebt und jetzt in Österreich angekommen. Im Umkreis von Städten wild wuchernde Wiesen, Brachland gesehen. Platz genug für mehr als das Volk der Roma, dem ich angehöre. Ich liebe dieses Volk, seit ich denken kann. Liebe wie die meisten Roma diese Art zu leben. Von der Gesellschaft zwar abgelehnt. Aber selbstbewusst und optimistisch.
Stets unterwegs zu neuen Zielen. Alles Neue, jedes Erlebnis vergrößert unser Wissen. Erkennen Chancen, uns anzupassen und trotzdem Roma zu bleiben. Wir pflegen die Gemeinschaft, lieben Sprache und Kultur. Feiern unsere Tradition auf fröhlichen Festen. Wallfahren, wenn irgend möglich, einmal im Jahr zu unserer Heiligen Sara nach «Saintes-Maries-de-la-Mer» in Südfrankreich. Ein Ort, der uns als Gemeinschaft stärkt. Die Vision wach hält, es kommt der Tag, an dem wir Teil einer weltumspannenden Gemeinschaft sind. Ein Volk unter vielen und anerkannt.
Bis dahin sprechen wir darüber, die Sehnsucht wach zu halten. Spielen und singen unsere alten Lieder. Variieren sie auf neue Art, um beweglich zu bleiben. Angeregt von dem, was wir sehen und erleben. In Ländern, die uns bleiben lassen eine Zeit.
Tanzen bei jeder Gelegenheit, die sich bietet. Von Gitarre und Kastagnetten befeuert. Auch auf Veranstaltungen, zu denen uns Einheimische einladen. Sie lieben den Kontrast, das Exotische. Die aufs Minimum reduzierten Bewegungen des Mannes. Der sich biegende Körper der tanzenden Frau. Kastagnette in einer Hand, in der anderen den äußersten Zipfel ihres weit schwingenden Rockes.
Selbst geschneidert aus Resten von Stoffen. Mit farbigen Garnen und Pailletten bestickt. Immer wieder neue Muster erfunden. Um Einheimische daran zu gewöhnen, dass wir etwas mit ihnen gemeinsam haben: Wir lieben die Abwechslung wie sie. Sie folgen einer stets wechselnden Mode. Wir wechseln den Zierrat ebenso oft, nicht aber den Schnitt, weil wir die Tradition lieben.
Reiten in freien Stunden auf unseren Pferden im Galopp. Um sie nach Stunden im Geschirr Freiheit spüren zu lassen. Füttern sie mit frisch gemähtem Gras. Ein süßer Apfel zwischendurch. Damit sie gestärkt sind und gut gelaunt die schweren Wagen ziehen ohne zu mucken. Mit Mensch und Gepäck. Ohne unsere Vierbeiner wären wir verloren.
Da fällt mir ein, in einem Buch über die Pferdezucht las ich, was mich sehr beeindruckte. Diese Vierbeiner kamen vor ca. 8000 Jahren nach Europa. Mit Reiterheeren aus den Steppen Ostasiens. Bis dahin kannte man nur Hunde mit vier Beinen, das Haus zu bewachen. Kühe und Ziegen, gemolken und geschlachtet zu werden. Von Schafen und Kaninchen das Fleisch zum Braten und Grillen. Ihr Fell als Ganzes für Wintermäntel. Oder die Wolle zu Garn versponnen, um Stoffe zu weben. Keines von diesen Tieren kam dem Menschen so nahe wie später das Pferd. Vom Hund mal abgesehen.
Es ist schon große Kunst, wilde Pferde zu zähmen, weil sie Fluchttiere sind. Davon stieben, sobald sich ein Fremder nähert. Ein Wolf z. B., der es fressen will. Auf seinen Rücken springen und ihm mit seinen scharfen Zähnen das Fleisch von den Knochen reißen.
Alles Fremde ist für Pferde zunächst ein Feind. Männer, die Pferde zähmen, gewöhnen sie langsam an das, was ihnen Angst macht. Werfen ein Tuch, das sie nicht kennen, über ihren Rücken. Wiederholen es so oft, bis sie sich daran gewöhnt haben. Nicht mehr wegrennen, sondern stehen bleiben. Den Mann ansehen mit ihren großen Augen. Als sähen sie mehr als wir. Freundschaften, echte Beziehungen entstanden. Und bleiben, solange sie leben.
Wie meine zwischen mir und dem Wallach, der unseren Wagen zieht. Jakob habe ich ihn getauft. Streichle seine Nüstern, seine Kruppe, das Hinterteil. Kämme seine Mähne, den Schweif. Bürste das Fell. Lasse ihn Zucker von meiner Hand schlecken. Jakob bedankt sich und wiehert. Galoppiert davon, sobald ich auf seinem Rücken sitze. Mein Leichtgewicht erlaubt ihm große Sprünge. Kein Geschirr an Hals und Brust, wenn er den schweren Wagen ziehen muss. Habe mich rasch ans Reiten gewöhnt, auch ohne Zügel in den Händen. Jakob läuft, wohin es ihn treibt. Und ich finde es richtig toll so. Kann von oben herab die Gegend erkunden. Stundenlang das Gefühl haben, zwischen Wolken und Erde zu schweben. Zu träumen von einem Himmel voller Geigen.
Einige Pferderassen sind besonders trittsicher im Gebirge. Hier wie auch in Kriegen rettete ein Pferd nicht selten dem Reiter das Leben. Ach, wären alle Menschen doch Pferdezüchter geworden. Sie hätten gelernt, mit anderen anders umzugehen.
Stolz bin ich, einer der Roma zu sein. Trotz Ablehnung und Diffamierung. Oder gerade deswegen. Es reizt mich zu sagen oder tun, was Widerspruch herausfordert. Eines Tages hatte ich eine Idee. Weiß nicht, wer sie mir eingegeben. In Gedanken mit mir beschäftigt. Bin doch ein Mann der Roma. Fragte mich: Warum soll ich mich dann nicht Enis Rôm nennen statt Enis Badžo? Setze, wie bei Fremdsprachen üblich, einen Akzent über das o, damit man es betont. Spricht man es aus, klingt es wie Rômm, mit zwei m. Mich kann also niemand mit Rom verwechseln, der Hauptstadt Italiens.
Es ist der erste Tag im Monat Mai 1929. Auf Wiesen blühen Klee und Löwenzahn. Die Sonne scheint. Gelb ist die Farbe der Optimisten. Ab heute ist Enis Badžo Vergangenheit. Die Zukunft gehört einem, der Enis Rôm heißt. Einem Mann des Volkes der Roma. Obwohl ich noch nicht volljährig bin. Lese viel, auch Zeitungen, um meine Deutschkenntnisse zu verbessern. Damit ich richtig verstehe, was andere über uns sagen. Und ich ihnen Paroli bieten kann, reden sie schlecht über uns. Vor allem aber kann ich ein Rôm bleiben. Erst am Gegensatz zu anderen fühle ich mich stark und auserwählt. Die Welt wird Augen machen, lege ich erst mal richtig los. Mit meiner Geige will ich ein berühmter Künstler werden.
Für alle, die nichts über Roma wissen und solche, die uns noch kennenlernen wollen: «Rôm», mein neuer Familienname ist unserer Sprache entnommen. Bedeutet der einzelne Mann. Roma sind mehrere, der Clan, das Volk. Eine Frau ist eine Rômni, mehrere Romnîja. Meine Eltern haben nichts dagegen, dass ich mich Rôm nenne. Obwohl in der Meldeliste Badžo steht.
Roma sind unterwegs in ihren Wagen. Überwinden hohe Berge und reißende Flüsse. Schneller auf gepflasterten Straßen. Langsamer auf lehmigen Wegen und im Gebirge. Von ständigem Aufenthalt in Städten und Dörfern konnte keine Rede sein. Von Gleichberechtigung schon gar nicht. Zogen zuletzt weiter durch Österreichs Provinzen. Am Rande lebende, wie immer schon. Hofften, irgendwo Menschen zu treffen, mit denen wir ganz normal bei Bier oder Wein zusammensitzen können. Reden und streiten über dies und das. Um wenigstens das Gefühl zu haben, wir sind Menschen wie sie. Freuen uns und leiden wie sie. Wir sind freundlich zu jedermann. Hoffen, sie lächeln, wenn sie schon nicht antworten. Ein Beamter auf der Meldestelle uns nicht anders behandelt als die Bürger seiner Stadt. Er muss uns ja keine Tasse Kaffee anbieten wie Einheimischen, wenn ʼs länger dauert. Ein paar Worte reden: wie geht ʼs oder so was.
Niemand aber redete mit uns, nicht einmal, wenn wir bleiben dürfen. Und damit quasi Bürger eines Dorfes, einer Stadt sind. Außerhalb zwar und befristet, aber Bürger wie alle anderen. Es sieht aus, als herrsche ein Schweigekartell wie das der Mafia auf Sizilien. Nicht einmal Katholiken nach dem sonntäglichen Gottesdienst sprechen uns an. Obwohl wir getauft sind. Neben ihnen auf derselben Bank in der Kirche knien. Wie Sie zur Kommunion gehen.
Ich aber bin Enis Rôm, der anders ist und anders denkt. Distanziere mich von ihnen, weiter noch als sie es tun. Nur auf eine andere Art. Ich blicke nicht verächtlich auf sie herab. Hole keine Polizei. Klage sie nicht an, weil sie uns verachten und neige nicht dazu, sie zu vertreiben. Ich bleibe der, der ich bin. Einer der Roma. Rôm ist König über ein Reich, das ihm niemand nehmen kann. Groß wie seine Fußsohlen. Weit wie die Schritte, die sie gehen. Erlaubt oder nicht. Immer da, wo der Wagen seinen Schatten wirft.
Überall gebe ich Rôm an, werde ich gefragt. Auch dem Polizisten. Riskiere es einfach. Und keiner hat bisher gefragt, ob es stimmt. Ausweise hatten wir Jugendlichen keine. Die Aufenthaltsgenehmigung mit dem Familiennamen gut aufgehoben in der Hosentasche unserer Papas. Die Kinder immer in ihrer Nähe, bis sie volljährig sind. Man weiß ja nie, wo und wann uns einer dieser dreimalschlauen Polizisten begegnet.
Unterwegs waren wir, soweit ich zurückdenken kann. Sodass dieser ständige Ortswechsel im Laufe der Jahrhunderte unseren Charakter verändert hat. Lieben es, unterwegs zu sein, einerseits. Sehnen uns danach, zuhause zu sein, andererseits. Ob im Wagen oder zu Fuß. Lernen ständig Neues kennen, das wir zu unserem machen. Körper und Geist bewegt, der Charakter gefestigt und weiter gekommen. Eine Art Weltanschauung kann man es nennen. Sehen den endlosen Horizont vor uns als Aufforderung, das Dahinter zu erkunden.
Es könnte der Himmel sein. Hoffen, zu finden, was noch niemand gefunden hat. Irgendetwas Unbestimmtes, Herrliches, Unvorstellbares. Geahnt mehr als gewusst. In Köpfen und Herzen lebendig. Der Motor, der uns antreibt. Unterwegs sein heißt für uns leben. Alle Nerven spüren es, alle Gedanken denken nur noch: weiter, weiter. Seit vielen Generationen haben es Roma quasi im Blut. Das ihr Herz durchpulst, die Beine antreibt und den Willen.
Deshalb finden wir es ganz normal, unterwegs zu sein. Einverstanden mit dem, was uns ausmacht und Identität geworden ist. Wer sein Leben lang auf Tour ist, will es nicht mehr missen. Ein Gefühl der Freiheit stellt sich ein, von Unabhängigkeit. Obwohl wir abhängig sind von den Behörden. Abgelehnt und verachtet von Menschen, denen wir zwangsläufig begegnen.
Wir nehmen es hin. Wie wir das Wetter hinnehmen. Nur würden wir uns freuen, wären die Leute nett zu uns. Lieben müssen sie uns ja nicht, wie Roma sich lieben. Umarmen, wie sie sich umarmen. Wären sie freundlich wie zu ihresgleichen, meine Eltern würden sich freuen. Und hoffen auf Anerkennung. Sie gehören zu der wachsenden Zahl von Roma, die sesshaft sein möchten. In den Herzen vergraben die Sehnsucht anzukommen. Irgendwo zuhause zu sein. In unruhigen Zeiten einen Ort haben, der ihre Heimat ist. Zu denen gehören, die selber entscheiden, wo und wie sie leben. Ihre eigene Kultur pflegen. Wir möchten wie andere die gleichen Rechte haben. Nicht mehr als Menschen zweiter Klasse gezwungen werden, zu fliehen. Um endlich anzukommen und zu bleiben. Irgend, wo ein Himmel ist.