Читать книгу Quintarrh - Patricia Gasser - Страница 13
ОглавлениеDas Geschenk
Im Gasthaus stieg die Spannung, als zwei der edel gewandeten Gäste durch die Tür entschwanden, und kurz danach, schwer atmend mit einem Drachen-Ei zurückkamen. Das Geschenk überragte die beiden Träger um mindestens einen Elfenkopf, als sie es vorsichtig auf die Erde stellten. Die Elfenmänner und deren Familien schauten die edlen Gäste etwas fragend an.
»Geschätzte Elfen, wir möchten Euch als Dank für Eure Hilfe dieses Drachen-Ei schenken.«
»Das können wir nicht annehmen, werte Herren! Dies ist ein zu kostbares Geschenk für unsere bescheidene Hilfe!«
»Das könnt Ihr sehr wohl, werte Freunde, wenn wir Euch so nennen dürfen. Es muss allerdings alsbald bebrütet werden. Wir haben Euch das Drachen-Ei eines Dornenrankendrachens mitgebracht. Er hat äußerst außergewöhnliche Fähigkeiten, die es bei den Drachen hierzulande nicht gibt. Diese Drachenrasse stammt aus einem sehr fernen Land.«
»Wir danken Euch für dieses kostbare Geschenk. Wir werden es ehrenvoll behandeln und mit in das strahlende Tal bringen, werte Herren!« meinte Joak und strich vorsichtig über die etwas raue Schale des Drachen-Eies.
»Was wollt Ihr im strahlenden Tal, geschätzte Elfenfreunde?« fragte einer der fein gekleideten Drachen-Ei-Händler.
»Eine Zukunft ohne Leid. Mit einem wohlgesonnenen Herrscher. Wir haben gehört, dass sie seit kurzem auch ihre Magie zurückerobert haben. Alles ist besser als das, was wir hinter uns gelassen haben«, meinte einer der Flüchtlinge etwas treuherzig. Seine Offenheit den edlen Gästen gegenüber war trotz des großzügigen Geschenkes nicht unbedingt angebracht. Sie lernten diese Drachen-Ei-Händler ja erst kürzlich kennen. Die Plaudertasche wurde mit einem kräftigen Knuff eines Ellbogens aus seinen eigenen Reihen gerügt, was diesen unwillkürlich zum Schweigen brachte. Er hatte verstanden. Die Flüchtlinge bedankten sich alle mit einer tiefen Verbeugung. Sie verloren keine weiteren Worte an ihre Gönner.
Nun wollten alle am liebsten Hand an das Drachen-Ei legen, doch Annelin stoppte sie, bevor es schon nach kürzester Zeit durch Unachtsamkeit zu Bruch gehen konnte.
»Haltet ein, nicht so wild! Wir sollten dieses kostbare Drachen-Ei mit Umsicht behandeln. Und wir müssen uns Gedanken machen, wie wir es mit uns nehmen wollen. Es wird unsere Reise in die Freiheit erheblich erschweren!«
»Wir können es doch vor uns herrollen«, meinte eins der Elfenkinder.
»Ich weiß nicht, ob es dieser Belastung standhalten kann«, erwiderte einer der Eltern zweifelnd.
»Das glaube ich auch nicht. Vielleicht kann Caprizelon das Ei auf seinem Rücken tragen?«
»Womit sollen wir es denn befestigen? Hat jemand starke Stricke in seinem Gepäck mit dabei?«
Rasmok, einer der Elfenjünglinge nickte. Er ging zu seinem Gepäck, das in einer Ecke des Schankraumes lag, und zog eine Hand voll Stricke raus. Annelin schaut ihn anerkennend an.
»Das war eine schlaue Idee, diese mit Euch zu nehmen!«
»Welcher der Drachen soll das Ei bebrüten?«
Ein Elfenvater meldete sich mit den Worten:
«Wir können das Ei nur bebrüten lassen, wenn wir ruhen. Vielleicht sollten Visnimbor und Caprizelon dies jeweils abwechselnd tun. Immer nachts. Und ich wäre dafür, dass auch Visnimbor das Drachenei trägt. Einer transportiert und einer brütet! Das wäre dann die gerechte Verteilung der Aufgaben.«
»So machen wir es. Lasst uns diese Nacht gemütlich in diesem Wirtshaus verbringen. Die Drachen können ab morgen mit dem abwechselnden Brüten beginnen. Möchtest du die Verantwortung für das Drachen-Ei für diese Nacht auf dich nehmen?« fragte Annelin den zurückhaltenden Elfenjungen freundlich.
»Ja toll! Darf ich?« fragte er in die Richtung seiner Eltern? Diese nickten stolz. Die beiden nahmen das Drachenei vorsichtig hoch und unter großer Anstrengung trugen sie es gemeinsam in ihr Schlafgemach. Die beiden Drachen der Flüchtlinge nächtigten außerhalb des »Nikarus«. Alle weiteren Elfen von der Stadt jenseits des Flusses suchten auch ihre Schlafräume auf, und genossen den Vorteil gemütlicher Moosbetten und eines Dachs über ihrem Kopf. Ihre Reise war noch längst nicht zu Ende.
Serah wurde in den Tagen des Herbstes in die Lehren des Windes eingewiesen. Innerhalb von kürzester Zeit hatten die umliegenden Bäume der Fari-Siedlung keine Blätter mehr an den Ästen, obwohl der Herbst noch längst nicht zu Ende war. Das Elfenmädchen übte fleißig, den Wind zu beherrschen, und fegte dabei sämtliches Laub von den Bäumen. Die Elfenkinder hatten dabei enorm viel Spaß. Das Blattsurfen gestaltete sich dabei umso turbulenter. Sie kletterten dabei auf kleine Anhöhen, Sträucher oder Ähnlichem, sprangen von dort auf eins der herumwirbelnden Blätter und versuchten dabei unverletzt auf die Erde zu gelangen. Die Eltern der Elfenkinder waren beruhigt, dass endlich alle Blätter in nächster Nähe unten waren. Die Verletzungen nahmen die letzten Tage überhand, da die wilden Kapriolen der Blattsurfer keine Grenzen sahen. Quirion und Teauh waren übermäßig beschäftigt, die ganzen Elfenkinder zu heilen.
»Es reicht! Wir haben keine Lust mehr die ganzen lädierten und besessenen Blattakrobaten zu behandeln. Serah, such Dir einen anderen Platz für Deine Übungen!« forderten die beiden Heiler die Waldamazone auf. Das musste sie sowieso. Denn Apollonia wollte mit ihr nun Stürme heraufbeschwören, dazu flogen sie mit Nebula und Poesia in die weite leere Ebene am Rande des strahlenden Tales, wo sie kein Unheil anrichten konnten. Die Lichtelfin bat sie, ein paar Sachen für eine kleinere Reise zusammenzupacken. Da ihre Zeit begrenzt war, und der Winter nahte, wollte sie diese Übungen schnellstmöglich beginnen. Das Elfenmädchen freute sich auf die Zeit mit Apollonia. Aber sie sorgte sich auch ein wenig um die Lichtelfin. Irgendwie veränderte sich ihre Meisterin. Doch sie konnte es nicht benennen. Arturion hatte es auch bemerkt, und der Waldamazone davon erzählt. Durch ihn kam sie erst darauf. Serah wollte es nach ihrer Rückkehr mit den anderen Erwählten besprechen. Leider verblieb ihr vor der Abreise keine Zeit mehr, dies zu tun. Sie wollte die Zeit nutzen, nicht nur die Windenergie beherrschen zu lernen. Während ihres kleinen Ausflugs wollte sie auch die Lichtelfin ein wenig besser kennenlernen, und herausfinden, was Apollonia bedrückte.
Die Meisterin und ihr Lehrling verließen an einem dunstigen Herbsttag durch eine eigens für Nebula erschaffene Wolkenwand das strahlende Tal. Serah flog in ihrer Aufregung unkonzentriert, und rammte beinahe den Turm der strahlenden Festung. Nur um Haaresbreite konnte sie ihm ausweichen. Ihr Herz klopfte wild, als sie weiter in Richtung der weiten Ebene vor ihnen flogen.