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Apollonias große Hoffnung

Während im Drachennest die Neuankömmlinge ihr Lager für die Nacht vorbereiteten, suchten auch die drei Bewerberinnen um Tyrannoks Gunst eine geeignete Bleibe für sich und ihre Drachen. Bei Dunkelheit zu fliegen war zu gefährlich. Zudem hielt auch der eisige Wintersturm die drei in ihrem Bann. Selbst Jentusalin und ihr geliebter Drache mussten sich geschlagen geben, auch wenn solche Blizzards in ihrer Heimat nicht ungewöhnlich waren. Das Elfenmädchen aus dem hohen Norden wollte ihren Drachen nicht gefährden. Nichts war es wert, ihn dermaßen in Gefahr zu bringen. Ein hohler Baumstamm barg sie vor den immer neu fallenden Schneemassen. Ihr Drache grub nach Moos, was sie sich als weiche Unterlage für die Nacht unter ihre Drachenhautdecke drapierte. Mit einer weiteren, eigens von ihrem Volk hergestellten Decke hüllte sie sich wärmend ein. Ihr Drache rollte sich, dicht an den hohlen Stamm gedrängt ein und schlief, wie nicht anders gewohnt in eisiger Kälte tief und fest. Am nächsten Tag war der Unterschlupf vollkommen von Schnee bedeckt. Jentusalins Drachen schüttelte das Weiss von seinem Körper ab, und machte sich dann daran, den hohlen Stamm auszugraben, damit seine Meisterin ungestört hinauskriechen konnte. Die kühle Elfin stieg vorsichtig aus ihrem Unterschlupf. Ihre Utensilien hatte sie schon bei sich, um keine Zeit zu verlieren. Vor ihr loderte schon ein gemütliches Feuer. Ihr Drachenfreund hatte es in Kürze für sie entfacht, nachdem er ein paar Äste und Stöcke eingesammelt hatte. Mit seinem Feueratem tat er sein Übriges. Alle Drachen im hohen Norden waren des Feueratems mächtig. Dies war in ihrer Gegend unerlässlich.

Das Elfenmädchen kauerte sich vor das lodernde Feuer, um sich kurz zu wärmen, bevor sie ihrem Drachen das verdiente Futter gab, die sie in Form von festgepressten Energiekugeln für die Reise im Gepäck bei sich trug. Sie selbst nahm auch eine kleine Mahlzeit zu sich. Dann formte sie einen Schneeball, rollte ihn ein wenig um das Feuer herum, um ihn dann auf die züngelnden Flammen zu legen. Damit war das Feuer gelöscht, und ihre Reise konnte weitergehen. Sie legte liebevoll ihre Hand auf die Stirn des Drachens:

»Komm Nixignis, lass uns weiterziehen.«

Apollonia ging nach dem Essen im »Drachennest« zurück in ihr Häuschen, wo sie sich wie alle anderen ihres Volkes zur Ruhe legen wollte. Die letzten Stunden waren äußerst anstrengend gewesen, und ihr mangelnder Schlaf ließ sie kaum noch auf den Beinen stehen. Sie torkelte völlig übermüdet zu ihrem Schlafgemach, wo sie samt ihrer Kleidung in einen tiefen traumlosen Schlaf fiel. Die Erschöpfung ließ sie bis zum nächsten Morgengrauen durchschlafen. Die Lichtelfin hatte kaum ihre Augen geöffnet, als sie eine erneute Vision wie ein Schlag traf. Sie wurde von der Heftigkeit der Bilder, die sie vor ihrem inneren Auge sah, zurück auf ihr Moosbett geworfen. Es war, als ob sie die Geschehnisse des letzten Tages erneut durchlebte. Sie wurde dabei daran erinnert, was sie gefühlt hatte, als sie mit dem fremden Elfenmädchen auf Nebula in die Fari-Siedlung geflogen war. Wie sie die Vision von sich geschoben hatte, um sie beide heil zurückzubringen. Doch jetzt waren die Bilder nicht mehr von der Hand zu weisen. Sie hatte eine intensive, äußerst mächtige Vision, die keine Fragen offenließ. Als die Bilder verblassten, lag sie erstmal schwer atmend auf ihrem Nachtlager und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. Solch eine klare Vision hatte sie schon längst nicht mehr. Sie war dankbar, denn es war, als ob eine schwere Last von ihr fiele. Erstmal hatte sie die Auserwählten weiter zu lehren, doch nun schien ihr dies eine leichte Sache, nachdem was sie in ihrer Vision gesehen hatte. Mit einem wissenden Lächeln schloss sie ihre Augen, und gönnte sich eine weitere Stunde Schlaf, bevor sie die Ausbildung Serahs zu Ende führen wollte. Und Juwens begann danach.

Nachdem Apollonia sich träge aus ihrem Schlafgemach erhoben hatte, stärkte sie sich mit einer Schale Tee. Über einem Feuer erhitzte sie einen großen Kessel Wasser und goss ihn in eine hölzerne Wanne, worin sie sich genüsslich ein Bad gönnte. Gestärkt von dem heißen Bad verließ sie gegen Mittag ihr gemütliches Häuschen. Sie hatte einiges zu erledigen.

Juwen saß nichtsahnend mit seinen Freunden zusammen und sprach über die Neuigkeiten, die sich wie ein Lauffeuer im strahlenden Tal verbreitet hatten. Es kam nicht alle Tage vor, dass Flüchtlinge um Unterschlupf bei ihnen baten. Nach ihrer »Mission Wespenstachel«, bei der sie die verlorene Magie ihres Volkes zurückerobert hatten, wurde es allzu ruhig um die Auserwählten. Einzig die Ausbildung Apollonias bot ihnen ein wenig Abwechslung. Gelegentlich flogen sie mit ihren Drachen um die Wette, oder er übte ein wenig den Schwertkampf mit seinen Freunden, doch dies reichte Juwen nicht. Er sehnte sich nach mehr. Es klopfte.

Jentusalin flog auf Nixignis dem strahlenden Tal entgegen und landete auf der höchsten Stelle des Montaurei. Alles war in Schnee gehüllt. Die Sonne ließ die Eiskristalle glitzern. Jentusalin hatte eine großzügige Aussicht über die weite Ebene, die sich bis hin zu einer entfernten Bergkette erstreckte. Es waren sogar einige kleine oder größere Elfensiedlungen zu erkennen, denn die Sicht war bemerkenswert. Aber nicht mehr lange, wie sie am Geruch der Luft erkennen konnte. Obwohl kein Wölkchen den Himmel zierte, so erkannte sie doch den unverkennbaren Duft von weiterem Schnee. Sie atmete tief ein und legte ihrem eisblauen Drachen liebevoll die Hand auf die Schulter, was sie nur konnte, da Nixignis sich zum Ruhen hingelegt hatte.

»Sollen wir hierbleiben, und uns über die weiteren Pläne Gedanken machen, mein treuer Freund?«

»Mir scheint dieser Platz durchaus unserer würdig«, meinte der Drache mit schläfriger Stimme.

Jentusalin sammelte etwas Holz ein, das aus dem Schnee hervorlugte, und ihr Drache brachte es ohne Zögern mit einem leichten Feuerstoß zum lodern. Die junge Elfin holte ein paar Koch-Utensilien aus ihrer Tasche und bereitete sich über dem Feuer eine kleine Mahlzeit zu. Dabei versuchte sie sich eine Strategie auszudenken, wie sie Zugang zu dem Volk im strahlenden Tal bekommen konnte. Keine der Ideen schienen ihr angebracht. Doch sie musste nicht allzu lange nachdenken. Das Schicksal brachte ihr die Lösung.

Als es klopfte, lief Juwen unwillig zur Tür, um zu sehen, wer ihn und seine Freunde störte. Er hatte nicht mit Apollonia gerechnet. Sein Blick ließ keine Zweifel offen, dass er sich nicht besonders über ihr Erscheinen freute. Er ahnte, was dies bedeutete. Eigentlich hatte er schon mit ihrem Auftauchen gerechnet, wenn er auch nicht sicher war, ob Serahs Ausbildung tatsächlich schon geendet hatte. Anscheinend schon.

»Darf ich reinkommen, oder willst Du mich weiterhin mit offenem Mund anstarren und mich zu Eis erstarren lassen?«

Juwen schreckte aus seinen Gedanken auf und ließ die Lichtelfin, wie gewünscht, eintreten. Seine Freunde schauten etwas überrascht in Richtung Apollonia. Noch waren sie in Gedanken bei den Flüchtlingen von jenseits des Flusses.

»Werter Juwen, Deine Zeit ist gekommen. Du hast die Magie des Winters geschenkt bekommen. Ich weiss um Deine Faszination für Waffen und deine Schwäche, minder reizvollen Dingen keine Beachtung zu schenken, wie zum Beispiel Ordnung und Disziplin. Unser Schmied wird Dich unter seine Fittiche nehmen. Er liebt es, wenn jemand für seine Kunst brennt, aber er ist ein Pedant. Überaus genau, sehr diszipliniert und Unordnung ist ihm ein Gräuel. Ihr werdet eine Menge Spaß miteinander haben!«

Juwen konnte sich nicht erinnern, gehört zu haben, dass die Lichtelfin eine Freundin der Ironie war. Er packte widerwillig seine Sachen zusammen und verabschiedete sich von seinen Freunden. Apollonia lächelte den Erwählten freundlich zu und verabschiedete sich selbst mit einem frechen Zwinkern. Die Freunde schauten sich erstaunt an und wunderten sich über die ausgelassene Stimmung Apollonias. Was war mit Apollonia los? Seit der Ankunft der Flüchtlinge schien die Lichtelfin wie ausgewechselt. Sie schüttelten erstaunt ihre Köpfe und dachten nicht weiter über sie nach. Zu sehr waren sie noch mit dem Erscheinen der Flüchtlinge beschäftigt. Dieses Ereignis konnte selbst Apollonias seltsames Gehabe nicht toppen.

Quintarrh

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