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06. Fehlplanung
ОглавлениеJonas verbrachte zunächst drei Tage in der Woche bei der Tagesmutter, zu der übrigens wirklich alle "Mama Desch" sagten, Kinder sowie Eltern.
An diesen Tagen ging Peter tapfer ins Büro, trotz seiner Bauchschmerzen. Die übrige Zeit konnte er von zu Hause aus arbeiten und sich um das Kind kümmern, während ich für Fernsehfilme durch Europa reiste.
Als sich für mich zwischen zwei Filmen eine freie Woche ergab, entschied ich mich spontan, sie mit Jonas zu verbringen, den ich seit langem kaum mehr zu Gesicht bekommen hatte. Kurzfristig buchte ich ein Zimmer in einem strandnahen Hotel auf einer kleinen Mittelmeerinsel.
Als Jonas am Flughafen merkte, dass sein geliebter Vater nicht mitkommen würde, streckte er die Arme aus und rief:
»Papa!«
Danach sprach er kein Wort mehr und fiel in eine Art Schockzustand mit hohem Fieber. Ich musste ihn ins Krankenhaus bringen. Die Ärzte traktierten das arme Kind mit Blutabnahmen, einem Ernährungsschlauch über einen Zugang im Arm, waren ansonsten ratlos und fanden keinerlei Erkrankung. Völlig verzweifelt rief ich Peter an und bat ihn, so schnell wie möglich zu kommen. Als Jonas seinen Vater sah, streckte er wieder die Arme aus, rief wieder:
»Papa!«, und war schlagartig gesund.
Ich hatte schlichtweg die Fakten missachtet. Ich war aufgrund meiner langen Phasen der arbeitsbedingten Abwesenheiten keine Bezugsperson mehr für meinen eigenen Sohn. Dieses dramatische Ereignis war eine bittere Lehre. In schlaflosen Nächten verfolgt mich das bis heute.