Читать книгу Aneurysma - Patricia Grotz - Страница 7
02. Erste Operation
ОглавлениеDas anfänglich kleine Säckchen an Peters Aorta wuchs stetig. Im Abstand von drei Monaten wurden Größe und Wachstum von unserer Hausärztin unter Zuhilfenahme des Ultraschalls kontrolliert.
Peters psychischer Zustand verlor während dieser Zeit etwas an Stabilität.
Nach einem Jahr der permanenten Unsicherheit, die sich für uns immer mehr zu einer seelischen Tortur entwickelt hatte, erreichte die Aussackung einen operationswürdigen Größendurchmesser von sechs Zentimetern.
Die Chance, dass das Gefäß unter dieser Spannung noch lange durchhielt, lag rein statistisch gesehen zu diesem Zeitpunkt bei etwa fünfzig Prozent, war also relativ unwahrscheinlich.
Das spontane Platzen eines Aneurysmas zieht in der Regel einen schnellen Tod durch inneres Verbluten nach sich. Peter war sich ganz sicher, diesen Moment nicht erleben zu wollen und stimmte einer Operation zu.
Unsere Hausärztin fand einen auf Aneurysma-Operationen spezialisierten Gefäßchirurgen. Der schlug vor, die erkrankte Stelle durch eine acht Zentimeter lange Prothese aus Kunststoff zu ersetzen. Allerdings wies er uns auf ein möglicherweise auftretendes, aber unvorhersehbares Problem bei diesem Eingriff hin, das Vernähen der beiden Prothesenenden. Die erfolgreiche Befestigung hinge entscheidend von der Qualität des Gefäßes zu beiden Seiten des Aneurysmas ab, die vor der Operation nicht beurteilt werden könne. Seien diese Stellen ebenfalls von einer Gewebeschwäche betroffen, würde das ein Fixieren unmöglich machen und die Operation scheitern lassen. Peter äußerte, in diesem Falle ein Sterben unter Narkose vorzuziehen, gab das Lesen der Operationsrisiken auf und unterzeichnete die Aufklärungsbögen.
Nach diesem Gespräch wurde mir abwechselnd heiß und kalt. Auch bevorzuge ich schnelle, klare Stellungnahmen und gebe gern den Satz meines ehemaligen Lehrers zum Besten:
»Man muss lernen, Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie falsch sind.«
Aber plötzlich schien mir das äußert heikel zu sein. Peter hatte entschieden, mehr spontan als überlegt, und dafür bewunderte ich ihn. Aber ob er sich über die Dimension im Klaren war und die möglichen Folgen? Ausgerechnet ich, bekannt für meinen intuitiven Aktivismus, zweifelte und war weder vom Abwarten noch vom Operieren überzeugt, zu wenig kannte ich mich mit der Krankheit aus, zu wenig konnte ich die Risiken abschätzen.
Im Grunde genommen mag ich Probleme, weil ich sie gerne löse. Aber diese Sache lag nicht in meiner Hand und machte mir Angst.