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04. Die Prothese sitzt

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Am Tag der Operation wanderte ich mit dem inzwischen zwanzig Monate alten Jonas auf dem Arm nervös durch die Wohnung. Lieber hätte ich direkt vor dem Operationssaal gewartet, aber das hatte Peter mir ausgeredet. Also wartete ich auf einen Anruf.

Ich wusste, dass ich jetzt auf alles gefasst sein musste, aber als das Telefon klingelte und ich den Hörer in die Hand nahm, war ich alles andere als gefasst. Für keine der Eventualitäten, die eintreten konnten, war ich bereit.

Überraschenderweise war Peter selbst am Apparat. Er war erst vor Kurzem aus der Narkose erwacht, klang noch sehr schwach, wollte mir aber unbedingt persönlich mitteilen, dass die Operation gelungen war.

Die Anspannung war so groß gewesen, dass es einige Zeit dauerte, bis wir uns richtig freuen konnten. Wir hatten Glück gehabt, der Professor hatte sich tatsächlich als ein Spezialist erwiesen und für seine perfekte Arbeit waren wir ihm unendlich dankbar.

An dieser Stelle gilt unser Dank ebenfalls unserer damaligen Hausärztin für ihre sorgfältigen Recherchen.

Bei meinem ersten Besuch im Krankenhaus am darauffolgenden Tag wurde mir schlagartig meine Unbedarftheit in diesem medizinischen Fachgebiet vor Augen geführt. Peters kompletter Rumpf war umwickelt, Mull-Stretch fixierte den Druckverband vom Brustbein bis zu den Lenden. Neugierig, wie ich bin, sah ich beim Verbandswechsel zu. Der Schnitt war über fünfzig Zentimeter lang und bildete um den Bauchnabel herum einen exakt gezogenen Halbmond. Ich fragte den Arzt, warum mein Mann von oben bis unten aufgeschnitten worden sei. Der lächelte mich mitleidig an, oder war das nur Einbildung? Ich kam mir mit einem Male so dumm vor, ließ aber nicht locker und erfuhr auf gezielte Nachfrage hin die grundsätzliche Vorgehensweise dieses Eingriffs: Um überhaupt erst einmal an die Operationsstelle zu gelangen, musste zunächst die komplette Bauchdecke aufgeschnitten und auseinandergeklappt werden, anschließend die inneren Organe beiseitegeschoben und in dieser Position mit Klammern gehalten werden. Danach war noch der Darm im Wege, der größere Teil davon musste für einige Stunden außerhalb des Körpers gelagert werden.

Peter lächelte mich an. Er hatte genau gewusst, worauf er sich einließ, mich aber mit diesen Details nicht beunruhigen wollen.

Ich hielt mich am Fenstersims fest, starrte hinaus und fühlte Übelkeit in mir aufsteigen. Aber ein anderes Gefühl war stärker als der Würgereiz: Der Ärger angesichts meiner Naivität. Wie konnte ich derart uninformiert in so eine wichtige Angelegenheit stolpern! Niemals wieder wollte ich mich so einfältig fühlen wie in diesem Augenblick. In Zukunft würde ich mich besser informieren und eingehend mit allen bevorstehenden Entscheidungen beschäftigen.

Doch zurück zum Zustand des Patienten. Der war laut Aussage der Ärzte den Umständen entsprechend gut. Die Computertomographie (kurz CT genannt), eine Röntgenuntersuchung, bei der Gefäße dargestellt werden, die implantierte Metallteile enthalten, belegte einen tadellosen Sitz der Prothese.

Schon nach drei Wochen wurde Peter mit der ausdrücklichen Empfehlung entlassen, in Zukunft nichts Schweres mehr zu heben.

Sein Allgemeinbefinden war noch sehr mäßig. Da wir aber wussten, was sein Körper durchgemacht hatte, beunruhigte uns das nicht über die Maßen. Weitaus übler war der Zustand seines Darmes. Der schien mit der Art und Weise, wie er zurück in den Körper gestopft worden war, ganz und gar nicht einverstanden zu sein und konnte sich mit seiner neuen Position nicht anfreunden. Er platzierte sich ständig neu – und Peter wand sich vor Schmerzen.

Aneurysma

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