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Der natürliche Krankheitsverlauf
ОглавлениеNicht nur Todesfälle, sondern auch Erkrankungen können ein epidemiologischer Outcome sein. Hierbei kann es schwierig sein, das Eintreten des Outcomes eindeutig festzustellen.
Krankheiten haben einen natürlichen Verlauf. Zu irgendeinem Zeitpunkt beginnt die Erkrankung; das ist der sogenannte biologische Krankheitsbeginn. Zunächst treten noch keine Krankheitszeichen (Symptome) auf, die den Betroffenen auf seine Krankheit hinweisen. Möglicherweise gibt es aber Labortests, mit denen Ärzte oder Wissenschaftler bereits in diesem Stadium die Krankheit oder ihre Vorstufen feststellen können. Daher müssen Epidemiologen schon vor Beginn einer Studie festlegen, ob sie eine Krankheit in ihrer symptomfreien Phase als Outcome zählen oder nicht.
Irgendwann bemerkt der Erkrankte die ersten Symptome. Je nach Art der Krankheit dauert es kürzer oder länger, bis sich das Vollbild entwickelt. Anschließend kann die Krankheit vollständig abklingen (Heilung, wie es etwa bei einem grippalen Infekt die Regel ist), zu Rückfällen führen, chronisch werden (»Chronifizierung«, wie bei vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen) oder zum Tode führen. Abbildung 3.2 zeigt den natürlichen Krankheitsverlauf im Überblick.
Abbildung 3.2: Der natürliche Krankheitsverlauf im Überblick
Nicht immer entwickelt sich die Vorstufe einer Krankheit zum Vollbild. Ein bekanntes Beispiel für eine Krankheit mit einem schwer vorhersagbaren Verlauf ist der Krebs der Vorsteherdrüse (Prostatakarzinom). Viele ältere Männer haben über viele Jahre die Vorstufe eines Karzinoms in ihrer Prostata, ohne schwere Krankheitszeichen zu bemerken oder gar daran zu versterben.
Wenn Epidemiologen und Mediziner ein Früherkennungsprogramm (Screening, siehe Kapitel 22) planen, müssen sie das wissen. Werden durch das Programm Vorstufen aufgespürt, die nie zu einer bedrohlichen Erkrankung führen, ist der Schaden durch die Untersuchungen und eventuelle Behandlung möglicherweise größer als der Nutzen. Voraussetzung für die Planung von Früherkennungsprogrammen ist, den natürlichen Verlauf der betreffenden Krankheit gut zu kennen.
Auch für Krankheitsregister ist eine gute Datenqualität sehr wichtig. Zwei grundlegende Merkmale hierfür sind die Vollzähligkeit und die Vollständigkeit des Registers:
Ein Register ist vollzählig, wenn es alle Fälle der Zielkrankheit in seinem Einzugsgebiet erfasst.
Ein Register ist vollständig, wenn es alle erforderlichen Informationen für jeden registrierten Fall vorhält.
Im Vergleich zu den skandinavischen Ländern ist die Zahl der Krankheiten, die in Deutschland in Registern erfasst werden, sehr überschaubar. Zudem erfassen viele deutsche Register die Krankheiten nur regional.
Es gibt zwei Typen von Registern mit unterschiedlicher Ausrichtung: die klinischen und die epidemiologischen (bevölkerungsbezogenen) Register.