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Verbrecher oder Helden?

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Das Sonderkommando, die Judenpolizei im Ghetto, die jüdischen Funktionshäftlinge in den KZs (die Kapos, die Vorarbeiter, die Stubendienste), die Berliner Greifer, die im Auftrag der Gestapo in der Stadt auf der Suche nach Glaubensgenossen393 herumschnüffelten, und selbst das gesamte Privilegierten-„Ghetto“ in Theresienstadt oder das Prominentenlager für „Austauschjuden“ in Bergen-Belsen – das alles sind nur Teile jenes komplexen und widersprüchlichen Ganzen, zu dem in Israel anfangs ein durchaus besonderes – und äußerst negatives – Verhältnis394 herrschte. Der junge jüdische Staat erschreckte sich vor seiner Vorgeschichte, die dunkelsten Kapitel seiner jüngsten Vergangenheit wollte und konnte er teilweise gar nicht aufklären. Ideologisch gutgeheißen wurde ausschließlich der Heldenmut, insbesondere jener der überzeugten Zionisten. Doch selbst das hatte dem toten Helden des Aufstands von Auschwitz, dem überzeugten Zionisten Gradowski, nicht dazu „verholfen“, in Eretz Israel die mehr als verdiente Anerkennung zu erhalten. Die Zugehörigkeit zum Sonderkommando ist wie das Kainsmal. Ebendies erklärt die fehlende Bereitschaft mancher Überlebender des Sonderkommandos, mit Historikern in Kontakt zu kommen und Interviews395 zu geben. Dies erklärt auch das auffallend verbreitete Fehlen dieses Themas in den meisten Museumsausstellungen zur Shoah.

Es drängt sich die Frage auf: Ist es denn überhaupt möglich, im Lager eine Märtyrerunschuld zu bewahren? Jeder aus der rechten Reihe auf der Rampe ist allein schon dadurch schuldig, dass er nicht in die linke Reihe geraten ist – nur diese Opfer sind ja die reinsten der reinsten. Alle anderen haben doch gewiss – sofern sie es bis zur Befreiung schafften – irgendeine Sünde auf dem Kerbholz396. Du hast überlebt, also bist du ein Komplize; du hast überlebt, also bist du schuldig. Auf dieser Prämisse fußt jene Grässlichkeit im gesellschaftlichen Leben Israels, die oben erwähnt wurde. Die gleiche Erscheinung existierte auch in der UdSSR, für die jeder heimgekehrte ehemalige Ostarbeiter und jeder ehemalige Häftling irgendetwas in der Kategorie zwischen Verräter und äußerst verdächtiger Person war397. „Wie ist es dir, Abraham, nur gelungen, am Leben zu bleiben?“, fragten die Ermittler des SMERSch bei den Verhören die jüdischen Kriegsgefangenen, die überlebt hatten.

Die Nazis waren also auch in einem anderen Punkt erfolgreich: Nachdem sie sechs Millionen getötet hatten, injizierten sie dem überlebenden Judentum die giftigen Keime ewiger Zwietracht und ständigen Durchforschens – nicht historische Aufklärung, sondern profane Ablehnung und Feindseligkeit. Nur durch eine solche Stimmungslage in der Gesellschaft sind Vorwürfe an die Mitglieder des Sonderkommandos zu erklären, wonach sie an der immerwährenden Ankunft neuer Transporte, an möglichst beständigem und breitem Fortdauern des Holocaust angeblich „unmittelbar interessiert“ gewesen seien, weil nur dies ihr Leben und ihre Sattheit garantiert habe.

So zitiert Langbein einen gewissen Altmann, der sich an eine offensichtlich mythische Aussage eines der SoKo-Männer „erinnert“: „Endlich wieder einmal ein anständiger Transport in Aussicht. Ich habe schon nichts Vernünftiges mehr zu essen.“ (Wie hätte ein Mitglied des Sonderkommandos im Vorfeld wissen können, was ankommen würde? Und wie hätte Altmann dies alles von ihm hören können: nach Feierabend in der Kneipe?) Für diese Aussage gibt es nicht einen Beleg. Den Zusammenhang zwischen Erscheinungen zu verstehen, ist das eine (und dieses Verständnis fand immer statt). Doch vom Tod anderer zu profitieren, darauf zu spekulieren, ist etwas ganz anderes.

Seine Fehler anerkennend und doch nichts bereuend, fand Höß in der Gerichtsverhandlung die Worte für eine hämische Verurteilung der Juden aus dem Sonderkommando:

„Ebenso eigenartig war ja auch das ganze Verhalten der Sonderkommandos. Die wussten doch alle ganz bestimmt, dass sie bei Beendigung der Aktionen selbst auch das gleiche Schicksal treffen würde wie die Tausenden ihrer Rassegenossen, zu deren Vernichtung sie beträchtlich behilflich waren. Und doch waren sie mit einem Eifer dabei, der mich immer verwunderte. Nicht nur, dass sie nie zu den Opfern über das Bevorstehende redeten, auch das fürsorgliche Behilflichsein beim Ausziehen, aber auch das gewaltsame bei sich Sträubenden. […] Alles mit einer Selbstverständlichkeit, als wenn sie selbst zu den Vernichtern gehörten.“398

Möglicherweise gab dieses Bekenntnis den Anstoß (oder diente zumindest als Nährboden) für die Spekulationen des italienischen Historikers Primo Levi, der selbst Auschwitz-Überlebender war. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich Levi dabei auf eine Provokation der SS ein, vor der er selbst gewarnt hat:

„Juden mussten es sein, die die Juden in die Verbrennungsöfen transportierten, man musste beweisen, dass die Juden, die minderwertige Rasse, die Untermenschen, sich jede Demütigung gefallen ließen und sich sogar gegenseitig umbrachten. […] Mit Hilfe dieser Einrichtung wurde der Versuch unternommen, das Gewicht der Schuld auf andere, nämlich auf die Opfer selbst, abzuwälzen, so dass diesen – zur eigenen Erleichterung – nicht einmal mehr das Bewusstsein ihrer Unschuld bleiben würde.“399

Primo Levi übertreibt im Grunde auch gar nicht so sehr, wenn er das Sonderkommando als einen Extremfall der Kollaboration400 bezeichnet. Auch wird er auf das Phänomen einer eigenartigen „Verbrüderung“ der SS-Männer, die in den Krematorien arbeiteten, mit dem Sonderkommando aufmerksam: Die Ersteren hätten die Letzteren gewissermaßen für Kollegen gehalten, weshalb die SS-Männer ungeachtet ihrer arischen Schaftstiefel es nicht als schändlich angesehen hätten, mit jenen Fußball zu spielen401, gemeinsam den Schwarzmarkt am Laufen zu halten und sogar zusammen zu trinken402. Leider schenkt Levi seinen „Informanten“ allzu viel Vertrauen. Der schillerndste Fall ist der Bericht über 400 griechische Juden, die (im Juli 1944 aus Korfu ins Lager eingeliefert) die Arbeit im Sonderkommando geschlossen ablehnten und gemeinsam in den Tod gingen403. Nun hätte Levi, auch ohne Historiker zu sein, wissen können, dass die Ungarn-Aktion zu diesem Zeitpunkt praktisch beendet war, weshalb niemandem der „Vorschlag“ gemacht worden sein kann, sich im Sonderkommando zu verdingen404.

Ebenso halten die Vorwürfe der Kameradschaft mit der SS – mit Ausnahme des Schwarzmarkts vielleicht – einer kritischen Prüfung nicht stand. Nyiszlis Zeugnis über ein gemeinsames Fußballturnier mit der SS wird nicht nur von niemandem bestätigt, es wurde sogar entschieden bestritten, nämlich von Yehoshua Rosenblum405.

Die markanteste, untrügliche Form einer solchen Kameradschaft war wohl die Beziehung von Mengele und Nyiszli. Ein SS-Arzt und Parteimitglied hat dem schäbigen Jud Nyiszli (ebenfalls Arzt) befohlen (tatsächlich aber: anvertraut!), die Autopsie eines SS-Sturmführers406 vorzunehmen, der erschossen wurde. Das kann man sich ja kaum vorstellen: Ein jüdischer Arzt, dem es nach den Nürnberger Gesetzen verboten war, sich einem deutschen Patienten auch nur zu nähern, schneidet mit einem Skalpell in den kostbaren arischen Leib. Und das auch noch in Auschwitz!

Die sporadische „Verbrüderung“ und die relative „Kollegialität“ zwischen den Mitgliedern der SS und dem Sonderkommando ist kein systemisches Phänomen, sondern eine zutiefst individuelle Ausnahmeerscheinung, die auf persönlicher, nicht auf struktureller Ebene vorkam. Aber Levis intellektuell raffinierte Feststellung dieses Phänomens ist auch gar nicht dafür bestimmt, zu einer Methode zu werden, ist sie doch punktuell und derart exklusiv, dass sie aus dem gesamtgeschichtlichen Kontext herausfällt, in dem der Unterschied zwischen den einen und den anderen so gewaltig ist, dass die Beobachtung selbst und deren empirischer Unterbau gerade noch wahrnehmbar sind.

Ausgerechnet Levis Schülerin Regula Zürcher aus Bern erhob diese Beobachtung zur Methode: Einst auf diesen Zug aufgesprungen, ist sie, wie es aussieht, von allen am weitesten gekommen. Über jeden Zweifel erhaben, fasst sie die Mitglieder des Sonderkommandos und die SS-Leute in den Krematorien zu einem einheitlichen, banal anmutenden Begriff zusammen: „Personal der Massenvernichtungsanlagen von Auschwitz“407. Natürlich schaut sie sich das „Personal“ differenziert an, teilt die große Gruppe in Untergruppen auf, indem sie deren „Arbeit“, „Alltag“, „Mentalität“ etc. Punkt für Punkt auseinandernimmt. Doch die Linie ist überschritten und der Zug fährt von selbst dorthin, wo er hinsoll. Da nimmt sie das Kriterium des Antisemitismus: Auf die SS trifft es zu, auf das Sonderkommando hingegen nicht. Und dann die Kriterien „Überlebensdrang“ und „Gier nach Bereicherung“: Diese sollen bitte bei beiden Untergruppen des Personals erkennbar sein. Sie unterscheiden sich dann aber wiederum nach dem Grad des „Handlungsspielraums“408. Zusammengenommen – einheitlich hier, unterschiedlich da – bilden sie dennoch dieses schleierhafte „Personal für die Anlagen der Massenvernichtung in Auschwitz“. So wird die Methode der Lehrer profaniert.

Zürcher schlägt vor, die Mitglieder des Sonderkommandos nach vier Gruppen zu differenzieren: a) potenzielle Selbstmörder; b) diejenigen, die um jeden Preis ums Überleben kämpften, dies jedoch dadurch rechtfertigten, dass sie der Welt alles erzählen würden; c) Organisatoren des Untergrunds und Aufständische; d) „Roboter“, die keinerlei menschliche Gefühle bewahrt hatten. Derweil sind es gar keine Typen, sondern verschiedene Zustände ein und desselben: Zustände der Seelen der Männer des Sonderkommandos. Jeder von ihnen machte vielleicht diese oder jene Kombination dieser Zustände durch, die zu gewissen Etappen für ihn wurden.

Das Ergebnis, zu dem Levis gewissenhafte Schülerin kommt, ist leider banal: Neben der „Schwarzzone“ – dem Habitat des absoluten Bösen – soll es auch eine gewisse „Grauzone“ gegeben haben, die aufseiten der SS beispielsweise der gute SS-Mann Kurt Gerstein409 verkörpert und aufseiten des Sonderkommandos, so ist es anzunehmen, die Teilnehmer des Aufstands und die Aufstandsorganisatoren aus der Reihe der Kollaborateure. Nach weit verbreiteter Ansicht lastet also auf den Mitgliedern des Sonderkommandos wie auch auf den Mitgliedern der Judenräte das Kainsmal des Verrats und der Mittäterschaft am Genozid. Ebendiese Sichtweise dominierte über Jahrzehnte das Verhältnis einer breiten jüdischen Öffentlichkeit und der Historiker zum Sonderkommando. Dieser Umstand hat sich nach der Logik der schwarzweißen Mythenschöpfung verselbstständigt und zweifellos in der Geschichte der Veröffentlichung der unschätzbaren Manuskripte niedergeschlagen. Die echte Grauzone war indes die gesellschaftliche Atmosphäre, die die Manuskripte umhüllte.

Wurden Gradowski oder Langfuß vor der Selektion an der Rampe oder in der Baracke etwa gefragt, ob sie für sich vielleicht eine neue und sehr attraktive Tätigkeit wie das Mitwirken im Sonderkommando entdecken wollten (unter Beifügung entsprechender Arbeitsanweisungen)? Die Wahl, die ihnen damals blieb – das war keine Wahl zwischen einer 100-Gramm- und einer 500-Gramm-Ration: Hätten sie eine solche Wahl gehabt, sie hätten sich für die 100 Gramm entschieden, Hauptsache kein Sonderkommando. Das war eine teuflische Wahl zwischen Leben und Tod, zwischen der Annahme von Zwangsbedingungen und deren Ablehnung – also zwischen einer Kugel ins Genick oder dem Sprung in die Flammengrube respektive den dröhnenden Ofen!

Hier die Argumentation des Überlebenden Shlomo Venezia:

„Andere dachten, dass wir für das, was im Krematorium vor sich ging, Verantwortung trugen. Aber das ist doch absolut falsch. Nur die Deutschen töteten. Wir wurden gezwungen, mitzumachen, während Kollaborateure im Allgemeinen freiwillig handelten. Es ist wichtig[,] festzuhalten, dass wir keine Wahl hatten. Alle, die sich weigerten, wurden sofort durch Nackenschuss getötet. Für die Deutschen war das nicht schlimm. Sie brachten zehn um, und fünfzig Neue kamen. Für uns galt es zu überleben, Nahrung zu ergattern … einen anderen Ausweg gab es nicht. Für niemanden. Außerdem funktionierte unser Gehirn nicht mehr normal, wir konnten nicht mehr darüber nachdenken, was geschah … Wir waren zu Automaten geworden.“410

Und ich bin mir ehrlich gesagt gar nicht so sicher, was die allseits verehrten Primo Levi und Hannah Arendt getan hätten, wären sie an der Stelle dieser Kollaborateure und Henkersgehilfen gewesen. Hannah Arendt, die unermüdliche Kämpferin gegen den Antisemitismus, ist es gelungen, die Augen vor dem empörenden Verhalten ihres Mentors und Freundes Heidegger zu verschließen, des großen Philosophen und banalen – wie alles Gute und Böse – Antisemiten. Es fällt jedenfalls schwer, zu glauben, dass Hannah Arendt in den dröhnenden Ofen gestiegen wäre.

Den Zeugnissen der Mitglieder des Sonderkommandos – dieser zentralen Zeugen des Holocaust – die Glaubwürdigkeit abzusprechen, wie es Primo Levi tut, ist höchst unhistorisch und zutiefst ungerecht. Es ist schäbig und schamlos, sie als „Raben des Krematoriums“ zu bezeichnen und über sie zu schreiben: „Man muss sich von ihren Aussagen eher einen befreienden Aufschrei als eine medusenhäuptige Wahrheit erwarten.“411.

Ich erlaube es mir, alle Richtenden daran zu erinnern: Es waren die Mitglieder des Sonderkommandos – sie und nur sie –, die lange einen Aufstand gehegt, geplant und letztlich auch in die Tat umgesetzt haben, dessen Beteiligte alle heldenhaft starben! Den einzigen bewaffneten Aufstand in der Geschichte von Auschwitz-Birkenau, dem auch SS-Angehörige zum Opfer fielen! Und denen zu verdanken ist, dass es nach dem Aufstand ein aktives Krematorium weniger gab! Wohingegen der gesamten progressiven Menschheit das Fehlen von sechs Millionen ihrer Mitglieder irgendwie entgangen war und die züchtig-anständigen Alliierten aus der Anti-Hitler-Koalition weder genug Bomben noch Kerosin in ihren Lagern fanden, um diese perfekte Asche- und Knochenmehlfabrik zu zerbomben. Die Mitglieder des Sonderkommandos waren es auch, die die zahlreichsten und zuverlässigsten Zeugnisse dessen, was dort wirklich passierte und wie es passierte, hinterlassen – geschrieben und versteckt – haben. Es ist nicht ihre Schuld, dass uns nur ein Teil davon erreicht hat.

Das Sonderkommando war keine Stabs- sondern regelrecht eine Strafkompanie. Seine Mitglieder waren selbst zum Tod Verurteilte, die aber in den Kampf stürmten – in der Hoffnung, ihr Blutzoll werde sie von der niederträchtigen Schmach reinwaschen, zu der ihre Feinde sie, ohne zu fragen, verdammt hatten. Und auch in der Hoffnung, dass die ganze Welt ihnen nicht nur den Kleinmut und die Verbrechen anrechne, sondern auch ihre Heldentaten.

386 Greif, 1998. S. 1027.

387 Greif, 1998. S. 1023.

388 Hausner, 1989. S. 31.

389 Beispielsweise von Robert Pendorf: „Ganz ohne Zweifel aber wäre es ohne die Mitarbeit der Opfer schwerlich möglich gewesen, dass wenige tausend Menschen, von denen die meisten obendrein in Büros saßen, viele Hundertausende anderer Menschen vernichteten“ (Pendorf, 1961. S. 111).

390 Vgl. dazu: „Daß in den Todeslagern die direkten Handreichungen zur Vernichtung der Opfer im allgemeinen von jüdischen Kommandos verrichtet wurden, diese an sich bekannte Tatsache hatten die von der Anklage geladenen Zeugen klipp und klar bestätigt – wie die ‚Sonderkommandos‘ in Gaskammern und Krematorien gearbeitet, wie sie den Leichen die Goldzähne gezogen und die Haare abgeschnitten hatten, wie sie die Gräber gegraben und später die gleichen Gräber wieder aufgegraben hatten, um die Spuren des Massenmords zu beseitigen, wie jüdische Techniker die später nicht benutzten Gaskammern in Theresienstadt gebaut hatten, wo die jüdische ‚Autonomie‘ so weit getrieben wurde, daß selbst der Henker ein Jude war. Das alles war zwar grauenhaft, aber ein moralisches Problem war es nicht. Die Selektion und Klassifikation der Arbeiter in den Lagern wurde von der SS getroffen […]“ (Arendt, 2017. S. 215f.).

391 Ähnlich dem Ansatz des sowjetischen SMERSch: „Wie ist es dir, Abraham, nur gelungen, am Leben zu bleiben?“ (vgl. Polian P. Sowetskie woennoplennye-jewrei – perwye schertwy Cholokosta v SSSR, in: Obretschennye pogibnut‘. 2006. S. 9–70).

392 Gut getarnte Verstecke zum Ausharren bei Razzien und Aktionen.

393 Aus Berlin sind sechs solcher Greifer überliefert, die prominentesten unter ihnen: das Ehepaar Rolf Isaaksohn und Stella Goldschlag. Ob dergleichen auch in anderen Städten praktiziert wurde, ist unbekannt (Hinweis von Ira Rabin). Im Ghetto von Lomza gab es, den Berichten von Schmajna-Welikanowa zufolge, einen gewissen „Rothaar“, der die Juden in den Malinas aufspürte und sie mit dem Versprechen der Fluchthilfe oder eines anderen Verstecks an die Deutschen auslieferte.

394 Siehe Porat, 1991.

395 In den vorliegenden Interviews fällt das Anliegen der Befragten auf, sich nicht so sehr zu rechtfertigen als vielmehr sich vor möglichen Attacken zu schützen.

396 Primo Levi zeigt plausibel auf, wer die Funktionshäftlinge („Huren“ im Gulagjargon) waren (oder zumindest hätten sein sollen). Laut Levi stellten die privilegierten Häftlinge eine Minderheit dar, jedoch eine starke Mehrheit derjenigen Juden, die den Holocaust überlebten (Levi, 2015. S. 37–40).

397 Die UdSSR war das einzige Land der Welt, das von seinen Militärangehörigen forderte, sich keinesfalls zu ergeben, sondern bis zur letzten Patrone zu kämpfen und mit dieser letzten Patrone sich selbst zu töten.

398 Höß, 2008. S. 195.

399 Levi, 2015. S. 50, 52.

400 Levi, 2015. S. 52f.

401 Nyiszli, 2005. S. 50.

402 Hierzu zählt Levi auch den Fall, dass der SS-Mann Gorges dem Sonderkommando-Häftling Müller in Mauthausen Brot gab, statt ihn an die örtlichen Henker auszuliefern (Müller, 1979. S. 276f.). Angesichts des Zeitpunkts und des Ortes dieses Ereignisses denke ich, dass der Fall doch etwas komplizierter ist.

403 Levi, 2015. S. 57f.

404 Wie er auch hätte wissen können, dass es in Wirklichkeit keine regelmäßigen, systematischen Rotationen und auch keine zwölf „Einheiten“ des Sonderkommandos gab (Levi, 2015. S. 49).

405 Kilian, 2004. S. 138.

406 Nyiszli, 2005. S. 56f.

407 Zürcher, 2004. Über ihrem Schreibtisch war ein Notizzettel angebracht mit einem Zitat des Mentors, das sie als Epigraf zum Buch verarbeitete: „Es ist weder leicht noch angenehm, diesen Abgrund von Niedertracht auszuloten, aber dennoch bin ich der Meinung, dass man es tun muss“ (Zürcher, 2004. S. 11).

408 Zürcher, 2004. S. 216–219.

409 Der Fall des SS-Manns Pestek (siehe S. 98) war ihr offensichtlich unbekannt.

410 Venezia, 2008. S. 151f.

411 Levi, 2015. S. 52.

Briefe aus der Hölle

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