Читать книгу Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen - Pete Hackett - Страница 54

25

Оглавление

"Um es kurz zu machen, Miss Rogers: Ich möchte, dass Sie Carson Manor noch heute wieder verlasen...", eröffnete Dorothy wenig später im Salon. Heyward, der seltsame Magier war inzwischen wohl wieder gefahren. Aber er schien gar nicht anwesend sein zu müssen, um seinen Einfluss auszuüben...

Sally glaubte, sich verhört zu haben.

"Was? Habe ich das richtig verstanden?"

"Sie haben!"

"Aber, ich dachte, Sie wollten Ihre Bibliothek veräußern und ich..."

Dorothy hob die Hand und brachte Sally damit unmissverständlich zum Schweigen.

"Es tut mir leid, dass ich Ihre Arbeitszeit bereits so lange beansprucht habe - ich hätte Ihnen von Anfang an reinen Wein einschenken sollen. Aber ich habe mich erst jetzt zu diesem Schritt durchgerungen..."

Sally zuckte die Achseln.

Sie war wie vor den Kopf gestoßen.

"Wie stellen Sie sich das vor? Es ist schon fast dunkel und da soll ich mit einem Wagen, der offenbar nicht ganz in Ordnung ist, hinaus in eine Gegend fahren, in der ich mich nicht auskenne?"

"Dann fahren Sie morgen früh", erklärte Dorothy. "Aber je eher Sie diesen Ort verlassen, desto besser..."

"Aber warum?" Sally strich sich über die Schläfen. Diese Frau trug deutliche Zeichen der Verwirrung... David hatte nicht übertrieben, als er Sally gewarnt hatte. "Bin ich Ihnen vielleicht zu jung? Dann darf ich Ihnen sagen, dass..."

"Das ist es nicht."

"Was dann?"

"Ich werde für Ihre Auslagen bezahlen, Miss Rogers. Ihnen und Ihrer Firma soll kein Schaden entstehen."

Sie schien einfach nicht darüber reden zu wollen, aber Sally war ebenso hartnäckig. Sie würde diesen Ort nicht verlassen, ehe sie nicht den Grund für Dorothy Carsons plötzlichen Sinneswandel in Erfahrung gebracht hatte.

Sally erhob sich.

"Hat es etwas mit Ihren - Fähigkeiten zu tun?", fragte Sally dann und näherte sich der alten Dame. In ihren grauen Augen sah Sally etwas aufflackern. Es war eine Mischung aus Furcht und Unsicherheit.

"Was meinen Sie damit?"

"Als ich hier ankam, führte mich Ihr Butler in den Salon. Und ohne, dass ich das beabsichtigt hatte, bekam ich einen Teil des Gesprächs mit, dass Sie mit dem Besucher führten, den Sie heute hatten. Ich glaube, er hieß Heyward!"

"Eine Lauscherin sind Sie also!"

"Es war nicht meine Absicht..."

Dorothys Blick haftete einige Augenblicke lang prüfend an Sally, dann sagte Sie ruhig: "Setzen Sie sich. Ich will Ihnen sagen, worum es hier geht."

Sally zögerte einen Augenblick, dann setzte sie sich wieder.

"Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass ich nicht glaube, dass der Tod das Ende aller Dinge ist, nicht wahr?", hörte sie indessen Dorothy sagen.

Sally nickte.

"Ja."

Aber sie verstand nicht, was die Tatsache, dass Dorothy Carson an ein Leben nach dem Tod glaubte, damit zu tun hatte, dass sie Sally jetzt so schnell wie möglich von ihrem Landsitz forthaben wollte.

"Sie haben das Bild meines verstorbenen Mannes gesehen..."

"Arthur."

"Ich erwähnte, dass er durch einen Reitunfall ums Leben kam. Aber das ist nur die äußerlich sichtbare Seite seines Todes. Die andere..."

Sie stockte. Sally sah etwas auf Dorothys Wangen glitzern und wusste im nächsten Moment, dass es Tränen sein mussten. Die alte Dame barg ihr Gesicht in den Händen.

"Was ist los, Mrs Carson?"

"Ist schon gut", behauptete sie und blickte wieder auf. "Die Wahrheit ist, dass ich Schuld am Tod meines Mannes bin, Miss Rogers! Ich und sonst niemand." In ihren Augen leuchtete es, während sie das sagte. Sie machte einen gequälten, verzweifelten Eindruck, auch wenn Sally noch nicht so richtig begriff, was es eigentlich war, das die alte Dame so peinigte.

"Sie?", echote Sally. "Entschuldigen Sie, aber..."

"Ich weiß, dass das schwer zu verstehen ist. Ich war wütend an jenem Tag auf Arthur. Ich hatte den Verdacht, dass er etwas mit einer Sekretärin in der Firma hätte, was sich im Nachhinein als Gerücht herausstellte. Wir stritten uns und er machte dann seinen täglichen Ausritt..."

"...und stürzte."

Sie nickte. Ihr Blick war jetzt nach innen gekehrt, ihre Stimme kaum mehr als ein flüsternder Hauch.

"Ja", murmelte sie.

Sally rang mit den Armen.

"Aber das eine hat mit dem anderen doch nichts zu tun, Mrs Carson!"

"Was wissen Sie schon!", fauchte die alte Dame dann, während ein fanatischer Glanz in ihre Augen zurückkehrte. "Es war die Kraft meiner hasserfüllten Gedanken, die dieses Unglück heraufbeschworen hat! Vielleicht halten Sie mich jetzt für verrückt, vielleicht dachten Sie das auch schon, nachdem Sie mein Gespräch mit Mister Heyward mitangehört hatten. Aber es ist die Wahrheit, so wahr ich hier sitze und mit Ihnen rede!"

Sie machte eine kurze Pause und Sally wagte es nicht, Dorothy zu unterbrechen.

Die alte Dame schluckte und atmete tief durch.

"Sie haben keine Ahnung, was es bedeutet, mit einer solchen, düsteren Kraft geboren zu sein. Jeder von uns kennt die Gedanken des Hasses, der Wut, der Zerstörung... Aber bei den meisten Menschen bleiben es nur Gedanken. Sie fressen einen vielleicht langsam von innen auf, aber solange man sie nicht in die Tat umsetzt, bleiben sie unschädlich. Doch bei mir ist es anders. Die Kraft meiner Gedanken zieht das Unglück herbei..."

Jetzt wurde es Sally zu bunt. Für sie waren das an den Haaren herbeigezogene Geschichten. Diese Frau ist wirklich verrückt, ging es ihr durch den Kopf...

Der Tod ihres Mannes schien sie um den Verstand gebracht zu haben.

"Sie glauben mir nicht, das sehe ich Ihnen an, junge Frau. Gut, das ist Ihre Sache. Aber ich möchte nicht, dass Sie hier in Ihr Verderben gehen..."

"Das wird schon nicht geschehen", erklärte Sally sehr fest. "Und es gibt keinen Grund, weshalb ich meine Arbeit nicht fortsetzen sollte - es sei denn, Sie wollen Ihre Bibliothek nicht mehr verkaufen. Das wäre etwas anderes."

"Nein, dem ist nicht so..."

"Na, also!"

"Sie haben die Vögel gesehen... Sie haben Sie angegriffen, schon als Sie auf dem Weg hier her waren!"

Sally nickte. "Ja, erst dachte ich, dass sie mich angreifen, aber dann haben sie ein Lamm gerissen!"

"Es ist die Kraft meiner Gedanken, die diese harmlosen Tiere das tun lässt, Miss Rogers! Und wer sagt Ihnen, dass diese Krähen das nächste Mal nicht Sie angreifen... In der Lage dazu wären sie. Sie gehen ganz planmäßig vor, Miss Rogers. Erinnern Sie sich an die tote Katze, die Sie auf Ihrem Bett fanden und von der mein Neffe glaubt, dass ich Sie Ihnen dorthin gelegt habe?"

"Ihr Nachbar, Sir Ashley Wyndham, hat mir erklärt, dass es in letzter Zeit mehrere solcher Fälle gegeben hätte."

"Ja, und es gibt keine Erklärung dafür! Niemand weiß, warum die Krähen plötzlich ihr Verhalten geändert haben! Ich bin es, der sie lenkt, mein Hass, meine Trauer, meine Gedankenkraft! Nachdem mein Mann gestorben war, begann ich mich für Okkultismus, Magie und Parapsychologie zu interessieren. Ich las viel und besuchte Kongresse und Versammlungen. Auf einer dieser Versammlungen lernte ich John Heyward kennen, der einige Bücher zu dem Thema verfasst hat. Durch ihn erfuhr ich von meiner angeborenen Kraft - und davon, dass es in aller Welt solche Fälle wie mich gibt! Dass ein starkes Bewusstsein mit seiner Ausstrahlung schwächere Wesen - Tiere zum Beispiel - in seinen Bann zieht, beeinflusst, vielleicht sogar beherrscht, ist unter Parapsychologen ein anerkanntes Phänomen!" Dorothy stand jetzt auf und rieb nervös die Hände aneinander. Sie wandte sich von Sally ab, ging ein paar Schritte und blieb dann in der Nähe des Fensters stehen.

Da es draußen bereits dunkel war, konnte sie nichts als ein etwas verzerrtes Spiegelbild sehen.

"Ich kann meine Kraft nicht vollständig kontrollieren, Miss Rogers. Zeitweilig glaubte ich schon, ich sei in der Lage dazu und Mister Heyward hat mir jede nur erdenkliche Hilfe angedeihen lassen. Aber im Augenblick habe ich das Gefühl, dass mir alles entgleitet. Und das bedeutet, dass jeder in Gefahr ist, der sich hier aufhält... Zumal jemand, der bereits einmal von den Krähen angegriffen wurde..."

"Ich wurde nicht angegriffen", stellte Sally klar. Aber das ließ Dorothy nicht gelten.

"Sie saßen im Auto!"

"Ja."

"Dann hatten sie Glück. Denn die Vögel hatten lediglich keine Gelegenheit dazu, Ihnen etwas zu tun. Glauben Sie mir, Sie hätten es..."

Sally erhob sich jetzt ebenfalls und trat zu ihr. "Aber... warum? Sie kannten mich überhaupt nicht!"

Dorothy zuckte nur die Achseln.

"Wer kennt schon seine dunkelsten Gedanken? Vielleicht war es eine Abneigung gegen Sie, die daher rührte, dass ich..." Sie stockte.

"Ja?", hakte Sally nach.

Dorothy sah Sally jetzt offen an.

"Sehen Sie, ich bin verantwortlich für den Tod meines Mannes. Und jetzt verkaufe ich die Bibliothek - etwas, das Arthurs Ein und Alles war!" Sie atmete tief durch und sagte dann: "Habe ich Ihnen schon erzählt, dass die Vögel auch mich angegriffen haben - ein paar Stunden, bevor Sie kamen?"

"Nein, das wusste ich nicht..."

"Und denken Sie an die Krähe oben bei den Büchern!"

"Nun..."

"Vielleicht will ich mich selbst bestrafen... Gehen Sie, Miss Rogers! Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass Ihnen etwas geschieht..."

"Ich habe keine Angst", sagte Sally.

"Das sollten Sie aber."

"Weil ich die Aura des Bösen habe?"

Dorothy stutzte und sah Sally einige Augenblicke des Schweigens lang an, ohne dass sie auch nur im Geringsten erkennen ließ, was sie in diesen Augenblicken dachte.

"Das hat Ihnen dieser Mr Heyward gesagt, nicht wahr, Mrs Carson?"

"Miss Rogers..."

"Sehen Sie mich an, Mrs Carson! Halten Sie mich für eine Ausgeburt des Bösen?"

Dorothy schwieg eine Weile, dann schüttelte sie den Kopf. Das sonst so versteinert wirkende Gesicht der Witwe wirkte auf einmal sehr traurig. Einen Moment lang glaubte Sally, etwas glitzern zu sehen. Eine Träne.

Dorothy ließ sich auf einem zierlichen Sofa nieder und Sally setzte sich neben sie.

"Nein", sagte die alte Dame dann. "Eigentlich finde ich Sie sogar sehr nett... Um so mehr möchte ich vermeiden, dass Ihnen durch die Kraft meiner Gedanken etwas zustößt! Und wenn es stimmt, was Mr Heyward sagt, dass Sie die Aura des Bösen besitzen, dann sind Sie um so gefährdeter!"

"Ich habe keine Angst", sagte Sally und legte etwas zögernd den Arm um Dorothy.

"Gehen Sie bitte", sagte Dorothy, aber es war nur noch ein schwaches Krächzen. Die Stimme war belegt und versagte fast.

Sally schüttelte jedoch entschieden den Kopf.

"Ich werde nicht gehen", sagte sie mit aller Entschlossenheit. Ihre Stimme klang dabei so fest und überzeugend, dass Sally selbst davon überrascht war. "Ich werde nicht gehen, Mrs Carson, weil ich das Gefühl habe, dass Sie dringend Hilfe brauchen..."

"Miss Rogers..."

"Nennen Sie mich Sally!"

"Sie müssen fort von hier, sonst wird es Ihr Verderben sein!"

Sie sah Sally an und wusste, dass es zwecklos war, die junge Frau überzeugen zu wollen, deren Willen mindestens genauso stark zu sein schien wie ihr eigener. "Sie wissen nicht, wie ich mich fühle", sagte sie. "Ich bin so verzweifelt... Sie dürfen nicht bleiben!"

Jetzt entschied Sally sich, die Katze aus dem Sack zu lassen und der alten Dame von der mittelalterlichen Handschrift zu erzählen. "Diese ist Handschrift ist ein Vermögen wert", sagte Sally. "Aber Sie müssen mir noch ein paar Tage Zeit geben. Ich bitte Sie! Ich muss einige Experten zu Rate ziehen... Aber dieses Buch ist vermutlich mehr wert, als Ihr gesamter restlicher Besitz. Sie brauchen doch Geld für Mr Heyward..."

Da hatte Sally offenbar die richtige Saite bei Dorothy zum Klingen gebracht. Sicher, sie wollte mit ihren geheimnisvollen Kräften niemandem schaden. Aber die Aussicht, mit einem Schlag ihre Geldsorgen los zu sein und John Heywards unersättliche Forderungen endlich erfüllen zu können...

"Sie werden mit Ihrem Mann im Jenseits in Kontakt treten können, so oft Sie wollen", fügte Sally hinzu.

"Ja", murmelte sie. "Wie hoch ist denn der Betrag?"

"Millionen", sagte Sally leise.

Das ließ Dorothy ihre Skrupel besiegen.

"Bleiben Sie! Aber sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich fertig werden! Dieser Ort ist ein Ort des Unheils, Sally!"

Ein mattes Lächeln ging über Sallys Gesicht. "Nicht mehr lange, so hoffe ich", sagte sie.

"Und Sie haben wirklich keine Angst? Denken Sie an die Vögel?"

"Ich werde vorsichtig sein."

"Sie sind eine wirkliche Freundin, Sally. Vielleicht die einzige, die ich habe!"

Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen

Подняться наверх