Читать книгу Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen - Pete Hackett - Страница 59
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ОглавлениеSally war sich nicht sicher, ob sie überhaupt eine Wahl hatte. Aber angesichts des Jagdgewehrs in Sir Ashleys Händen hatte sich auch keine Neigung, das auszuprobieren. Zu dritt gingen sie das kurze Stück bis zu Sir Ashley Wyndhams Anwesen, das fast schon einem kleinen Schloss glich. Es war um einiges größer als das, was Sally bei den Carsons gesehen hatte, aber der Bau schien sich in keinem besonders guten Zustand zu befinden. An den Nebengebäuden bröckelte die Fassade und auch am Haupthaus schien lange nichts gemacht worden zu sein.
Nur die Gartenanlagen waren tip top in Ordnung, der Rasen Millimetergenau geschnitten. Sie gelangten auf eine Terrasse, auf der eine Sitzgruppe stand. Ein dunkel gekleidetes Hausmädchen war gerade dabei für den Tee zu decken.
"Oh, ich wusste nicht, dass noch mehr Besuch kommt, Sir Ashley", sagte das Hausmädchen. "Soll ich noch ein weiteres Gedeck auflegen?"
"Nein, das ist nicht nötig", sagte Sir Ashley. "Ich werde heute auf Tee verzichten..."
"Wie Sie meinen."
"Und jetzt lassen Sie uns bitte allein, Ellen."
"Sicher."
Nach einem etwas ratlosen Blick auf Sally ging sie ins Haus.
Sir Ashley Wyndham deutete indessen auf einen der Gartenstühle.
"Bitte, Miss Rogers! Nehmen Sie Platz!"
Sie setzten sich.
Sir Ashley lächelte.
"Es wundert Sie sicher, Mister Heyward hier zu sehen", erklärte Sir Ashley.
"Allerdings", sagte Sally. "Ich hätte nicht gedacht, dass ein intelligenter Mann einem solchen Scharlatan auf den Leim geht."
"Oh, ein hartes Wort!", mischte sich jetzt John Heyward ein.
Sally hob die Augenbrauen. "Trifft es etwa nicht zu? Ich weiß nicht, ob Sie den Unsinn, den Sie predigen selbst glauben. Fest steht, dass die arme Mrs Carson bereit ist, Ihnen für Ihre zweifelhaften Dienste ein Vermögen in den Rachen zu werfen!"
"Zweifelhafte Dienste?" Heywards Gesicht wurde böse und verzog sich zu einer finster wirkenden Maske. "Haben Sie nicht auch schon die ungeheuren Kräfte der alten Dame zu spüren bekommen?"
Der Okkultist wollte noch weiter sprechen, wurde aber von Sir Ashley mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht.
"Ich bin dafür, die Karten auf den Tisch zu legen", erklärte er dann. "Sie nicht auch?"
"Ich bin gespannt!"
Sally wusste nicht so recht, wovon ihr Gegenüber genau redete, aber dass Sir Ashley und dieser seltsame Magier namens Heyward auf irgendeine Weise unter einer Decke steckten, stand wohl fest.
"Mrs Carson ist eine leicht verwirrte ältere Dame, die seit dem Tod ihres Mannes mehr und mehr - nun, sagen wir es offen! - den Verstand verloren hat!", begann Sir Ashley.
"Vielleicht wurde sie aber auch nur durch das Geschwätz und die Versprechungen eines angeblichen Magiers dahin getrieben!", erwiderte Sally kühl und warf dabei John Heyward einen eisigen Blick zu. Heyward zuckte lediglich die Schultern.
"Ich habe versucht, ihr zu helfen", erklärte er.
"Sie haben Ihr Unsummen aus der Tasche gezogen! Vermutlich hätte sie ihre Bibliothek nie verkaufen wollen, wenn Sie nicht durch Sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten wäre!"
"Miss Rogers...", murmelte Heyward und um seine Lippen herum spielte dabei ein teuflisches Lächeln. "Ich habe ihr nichts eingeredet, was nicht in Dorothy Carsons Innerem vorhanden gewesen wäre!" Sein Lachen war heiser und klang dem Krächzen der Krähen nicht unähnlich. "Und eins müssen Sie zugeben, Miss Rogers! Für die seltsamen Vorfälle rund um Carson Manor, die Häufung von Unglücksfällen, das Verhalten der Vögel und nicht zuletzt, was Ihnen zugestoßen ist, haben Sie gewiss auch keine plausible Erklärung!"
Sally wollte etwas erwidern, aber Sir Ashley gebot dem Einhalt. Er hob die Hand und schüttelte den Kopf. Dann sagte er: "Dieser Streit führt doch zu nichts. Tatsache ist, dass wir alle ein gemeinsames Interesse an Dorothy Carson haben..."
"Und das wäre?", fragte Sally.
"Wir verdienen allesamt an ihr - beziehungsweise könnten an ihr noch mehr verdienen!"
"Ich..."
"Sagen Sie nichts, Miss Rogers! Hören Sie mir einfach zu, bevor Sie etwas ablehnen, von dem Sie vielleicht noch gar nicht wissen, worum es geht!" Sir Ashley atmete tief durch und fuhr dann nach kurzer Pause fort. "Ich erwähnte, dass ich bereits einmal nahe daran war, die Bibliothek geschlossen zu erwerben", begann er dann und Sally nickte.
"Ja, ich erinnere mich."
"Unglücklicherweise kam mir dann Mrs Carsons Neffe dazwischen, indem er der alten Dame einredete, die ganze Sammlung doch erst einmal von einem Sachverständigen prüfen und einschätzen zu lassen. Außerdem sollte eine professionelle Firma mit dem Verkauf beauftragt werden, was natürlich alles die Kosten in die Höhe treibt." Sir Ashley zuckte die Achseln.
"So kamen Sie hier her! Und natürlich waren weder Mr Heyward noch ich davon begeistert, wie Sie sich denken können..."
"Sie haben ja wohl auch einiges getan, um mich zu vertreiben", erwiderte Sally. Sie wandte sich an Heyward. "Ich nehme an, dass Sie die tote Katze in mein Bett gelegt haben, auch wenn ich nicht genau weiß, wie Sie das geschafft haben, Mr Heyward."
"Nein", sagte Heyward. "Das war der Butler, den wir mit einer kleinen Summe bestochen haben. Ich habe nur versucht, Mrs Carson dahingehend zu beeinflussen, dass Sie endlich verschwinden..."
"Und wer von Ihnen hat dafür gesorgt, dass mein Wagen einen Unfall baut? Etwa auch der Butler? Oder Sie, Sir Ashley? Sie verstehen doch eine Menge von Autos, schließlich hatten Sie den Wagen ja im Handumdrehen repariert. Er stand die ganze Zeit über unbeaufsichtigt bei den Carsons. Es wäre ein Leichtes für Sie gewesen, daran herumzumanipulieren..."
Sir Ashleys aristokratisch-strenges Gesicht bekam einen eisigen, furchteinflößenden Ausdruck. Seine Augen blitzten böse. Innerlich schien er zu kochen, aber er hatte sich dennoch ausgezeichnet in der Gewalt.
Und so sagte er dann erstaunlich ruhig: "Wir wollen die Vergangenheit ruhen lassen, Miss Rogers!"
Sally schluckte. Dann war es also so!, ging es ihr siedend heiß durch den Kopf. "Sie hätten mich um ein Haar umgebracht", stellte Sally tonlos fest.
"Das war nicht unsere Absicht. Sie sollten nur einen gehörigen Schrecken bekommen und von hier verschwinden. Aber anscheinend sind Sie nicht so leicht einzuschüchtern. Und da Sie Mr Heyward und mich hier nun schon einmal zusammen gesehen haben, kommen wir nicht umhin, unsere Strategie zu ändern... Wir wollen Sie beteiligen, Miss Rogers."
"Woran?", fragte Sally.
Sir Ashley lächelte überlegen.
"Halten Sie uns nicht zum Narren, Miss Rogers. Sehen Sie, ich verrate Ihnen sicher nichts Neues, wenn ich Ihnen sage, dass die Bibliothek der Carsons einen, sagen wir mittleren Wert besitzt. Es sind schöne Stücke darunter, vor allem Erstausgaben aus dem 19. Jahrhundert. Aber nichts Weltbewegendes. Mit einer Ausnahme! Und ich wette, Sie wissen längst, wovon ich spreche!"
Sally errötete leicht.
Natürlich war ihr klar, dass damit nur der mittelalterliche Foliant gemeint sein konnte. Auf einmal erschienen ihr Sir Ashleys Nachfragen nach dem Fortgang ihrer Arbeit in einem völlig neuen Licht...
"Arthur Carson zeigte mir einmal einen mittelalterlichen Folianten, den er äußerst günstig hatte erwerben können - von jemanden, der den Wert dieses Bandes nicht im Mindesten zu schätzen wusste... Tja, und wenn Sie mir nicht dazwischengefunkt wären, hätte ich nun dasselbe Glück gehabt, denn seiner Frau hat Arthur nie etwas davon erzählt. Sie wusste solche Dinge ohnehin nicht zu schätzen!" Sir Ashley lehnte sich zurück und seine Augen schienen Sally förmlich zu durchbohren. "Wir bieten Ihnen eine halbe Million Pfund Sterling", sagte er dann langsam und sehr deutlich. "Dafür müssten Sie den Verkauf der Bibliothek an mich über die Bühne bringen. Zu einem vernünftigen Preis..."
"...der den Folianten nicht einschließt!", stellte Sally fest.
"Sie sagen es!", nickte Sir Ashley.
Sally wandte sich an Heyward. "Und am Ende wird der Preis, den Dorothy Carson für die Bibliothek bekommt bis auf den letzten Penny bei Ihnen landen, habe ich recht? Als Gegenleistung für zweifelhafte Kontakte ins Jenseits... Ein feines Komplott!"
"Sind Sie dabei?", fragte Sir Ashley.
"Ich möchte jetzt telefonieren, um mir ein Taxi rufen zu können!", sagte Sally. Keine Minute länger wollte sie hier an diesem Ort bleiben. Sally erhob sich.
"Setzen Sie sich wieder!", befahl Sir Ashley, der blitzschnell nach seinem Jagdgewehr gegriffen hatte. Die beiden Läufe der Waffe waren auf Sally gerichtet, die schluckend gehorchte.
"Ich habe Ihnen gleich gesagt, dass sie nicht mitmachen wird!", knurrte Heyward. "Wir müssen sie beseitigen! Sonst ist der ganze Plan hinfällig! Vielleicht können Sie sich das leisten, Sir Ashley, aber ich bin auf das Geld angewiesen!"
"Gießen Sie unserem Gast eine Tasse Tee ein und mischen Sie das hier hinein!", befahl Sir Ashley. Dann fingerte er aus seiner Jackentasche ein kleines Beutelchen heraus, in dem sich ein Pulver befand. Er warf es auf den Tisch. "Es wird aussehen wie ein natürlicher Tod infolge eines akuten Kreislaufversagens. Ich hatte mir das Zeug besorgt, um es parat zu haben, sobald Sie meine Einladung zum Tee angenommen hätten - je nach Entwicklung der Dinge..."
Heyward mischte das Pulver in den Tee und setzte die Tasse vor Sally auf den Tisch.
"Trinken Sie!", befahl Sir Ashley mit dem Gewehr in der Hand, dessen Lauf wie eine stille Drohung auf Sally gerichtet war.
"Sie werden nicht leiden müssen, das verspreche ich Ihnen..."
Er spannte den Hahn des Gewehrs.
Sally nahm die Tasse mit der Rechten. Sie zitterte ein wenig, als sie den Tee zum Mund führte.
Der Geschmack war kaum verändert. Ein bisschen bitter vielleicht. Sally fühlte ihren Tod die Kehle hinunterrinnen...