Читать книгу Die Coltschwinger kommen: Extra Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 12
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ОглавлениеDrei Tage danach spähten Bancrofts Reiter aus brennenden, von der Hitze entzündeten Augen auf die kastenförmigen, weiß in der Sonne leuchtenden Adobelehmhütten einer Mexikanersiedlung. Dünne Rauchspiralen, die sich aus zwei, drei wackligen Blechschornsteinen kräuselten, waren das einzige Anzeichen dafür, dass es dort in der weiten, glutheißen Senke überhaupt eine Spur von Leben gab. Sogar die Hühner und Ziegen, die sich sonst auf den staubigen Höfen und in den engen Pferchen tummelten, hatten sich vor der Hitze in den Schatten der Ställe und Unterstände geflüchtet. Nur vor einem niedrigen, aber massiven Gebäude, über dessen Eingang ein buntbemaltes Holzschild hing, stand eine Reihe von sechs staubbedeckten Gäulen, die müde ihre Köpfe hängen ließen. Die Bancroft-Reiter entdeckten sie erst, als Chad Kelly mit der ausgestreckten Hand auf sie zeigte. Die Tiere trugen keine klobigen mexikanischen Bocksättel, sondern Sättel wie sie von den Cowboys nördlich der Grenze benutzt wurden, die nun schon viele Meilen weit hinter den Verfolgern lag. Die Scabbards waren leer, ein Zeichen, dass die Besitzer der Pferde ihre Gewehre mit in die Bodega genommen hatten.
Tom Bancroft, der eben noch genauso müde zusammengesunken im Sattel gehockt hatte wie die anderen verstaubten Gestalten, beugte sich gespannt vor. Ein scharfes Glitzern trat in seine Augen. „Gott sei Dank, wir haben sie!“ Er drehte sein verwittertes kantiges Gesicht Chad zu. „Ich werde nie vergessen, Amigo, dass du das geschafft hast. Männer, nehmt eure Gewehre zur Hand!“
Die Karabiner schnurrten aus den Scabbards. Der lange, harte Ritt hatte deutliche Spuren in den seit Tagen unrasierten Gesichtern hinterlassen. Aber jetzt war schlagartig alle Müdigkeit von den Männern gewichen. Die Entschlossenheit, die ihren Boss erfüllte, spiegelte sich auch in ihren Augen. Wer sie nicht kannte, hätte diese Reiter für eine Bande heruntergekommener Strolche und Halsabschneider halten können, die vorhatte, ein einsames Mexikanerdorf zu überfallen.
Chads Hand senkte sich mahnend auf den Unterarm des hageren Ranchers. „Wenn wir jetzt wie die Wilden in den Ort hineinjagen, haben Jess und Larry keine Chance, am Leben zu bleiben.“
Bancroft biss sich auf die Unterlippe. „Du meinst …“
Chad nickte grimmig. „Jefford wird alle Trümpfe ausspielen, wenn wir ihn in die Enge treiben, auch das Leben deiner Söhne. Was ist dir wichtiger, Tom? Jefford eine Kugel in den Kopf zu schießen und dein geraubtes Geld zurückzuholen, oder Jess und Larry?“
„Teufel nochmal, da fragst du noch?“
„Eben“, sagte Chad schleppend, „und deshalb schlage ich vor, dass wir nichts überstürzen, dass wir uns Zeit lassen. Wir müssen deine Jungs herausholen, ehe der Feuerzauber losgeht.“
„Wie denn?“, schnaubte Will hinter seinem Rücken. „Mit schlauen Sprüchen allein bestimmt nicht! Wenn ihr mich fragt, Leute, ist das ganz und gar unmöglich!“
„Dich fragt niemand!“, fuhr Bancroft ihn wie einen grünen Jungen an.
„Halt gefälligst den Schnabel! Chad ist bestimmt noch nicht fertig. Oder, Chad?“
Der breitschultrige, blauäugige Reiter beachtete Will nicht. Sein Blick schien jede Einzelheit der von Hitzewellen umflimmerten Mexikanerhäuser aufzusaugen. Das Gelände fiel ringsum schüsselförmig zu der Siedlung ab. Die steinigen, zerklüfteten Hänge waren mit Kakteen und Dornbüschen bewachsen. Im Süden stand die blaugraue Mauer der Sierra Madre vor dem glutübergossenen Firmament. Chad schwang sich vom Pferd.
„Ich gehe hinab“, erklärte er so ruhig, als handle es sich um einen Spaziergang. „Ich werde versuchen, an Jess und Larry heranzukommen, bevor du mit deinen Leuten angreifst. Gib mir eine Stunde Zeit dafür, Tom.“
„Das schaffst du nicht! Wenn Jefford dich entdeckt, sind meine Söhne genauso in Gefahr wie …“
„Nicht, wenn Jefford es nur mit einem Gegner zu tun hat. Ich werde ihn ablenken und beschäftigen. Achte du darauf, dass er dich und deine Leute erst sieht, wenn ihr ihn schon in der Zange habt.“
„Warte, Chad! Lass uns die Sache durchsprechen. Ich will nicht, dass du deinen Skalp opferst, nur weil …“
„Ich bezahle nur eine alte Schuld, Tom. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Ich denke nicht daran, ins Gras zu beißen. Das bin ich schon Conchita schuldig.“ Chad lächelte, aber dieses Lächeln erreichte nicht seine hart und entschlossen blickenden Augen.
Bancroft seufzte. „Du warst schon immer ein sturer Büffel. Ich weiß, dass ich dich nicht halten kann. Pass gut auf dich auf, Chad, und …“ Zum ersten Mal war ein Zittern in seiner Stimme. „Bring mir meine Söhne zurück, Amigo! Rette sie aus Jeffords Klauen, und ich werde dir alles geben, was du von mir haben willst!“
„Verdammt will ich sein, wenn ich ihn allein verschwinden lasse“, knurrte Will zu aller Überraschung. „Ich komme mit.“ Mit einem Satz war er ebenfalls aus dem Sattel. Das seltsame Flirren in seinen graugrünen Augen gefiel Chad nicht.
Bedächtig schüttelte er den Kopf. „Wenn ich sage, ich gehe allein, dann bleibt es auch dabei!“