Читать книгу Die besten 11 Western des Sommers 2021 - Pete Hackett - Страница 22
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ОглавлениеJeremy Shane hielt sein Pferd an und rutschte seitwärts herunter. Er behielt die Zügel in der Linken und beugte sich über den Hufabdruck im Grase.
Eine Stunde, dachte er bei sich, höchstens zwei. Die Halme hatten sich noch nicht wieder völlig aufgerichtet. Behutsam tastete er mit den Fingerspitzen den Eindruck im Erdreich darunter ab, konnte aber nicht die typischen Vertiefungen ausmachen, die ein Hufeisen zu hinterlassen pflegt.
Er war sich nicht sicher, hob den Kopf und spähte wachsam in die Runde. Nichts war zu sehen, keine Bewegung, kein Geräusch.
Langsam ging er weiter, zog den Braunen hinter sich her und beobachtete scharf den Boden vor sich.
Es kam eine Stelle, wo das Gras auf dem steinigen Grund keine Nahrung mehr fand. Dort entdeckte er Spuren, die zahlreiche Hufe hinterlassen hatten. Es waren mehrere Pferde gewesen, und ihre Reiter hatten sie diesen seichten, trockenen Hang hinaufgetrieben. Und wenn sie beschlagen gewesen wären, hätten ihre Eisen harte Kratzer auf den Steinen hinterlassen müssen, die aber nur aus ihrer natürlichen Lage herausgerissen worden waren. Ein Stück weiter, dort, wo die Erde wieder weicher wurde, fand er den deutlichen Abdruck eines unbeschlagenen Hufes.
Indianer!
Jetzt schien es keinen Zweifel mehr zu geben. Sie mussten etwas ganz Bestimmtes im Schilde führen. Denn sie kamen selten hierher. Und wenn, dann hielten sie sich nicht lange hier auf. Aber sie waren bereits gestern hier gewesen und heute noch immer da. Es sah so aus, als ob sie etwas vorhatten und nur auf einen günstigen Zeitpunkt lauerten.
Jeremy Shane konnte nicht sagen, ob es sich um Flatheads handelte. Doch er nahm an, dass sie sich seinetwegen hier herumtrieben. Die Flatheads hatten Gründe, ihn nicht besonders zu mögen, nachdem er in jüngster Vergangenheit einige Male mit ihnen zusammengeraten war.
Die Fährte der Reiter führte in das Gebiet in unmittelbare Nähe seiner Behausung. Er fand eine Stelle, wo sie angehalten und seine Hütte wahrscheinlich einige Zeit beobachtet hatten. Da Betsy Blue die Tür verschlossen hielt und sich möglichst wenig draußen blicken ließ, mochten sie vielleicht zu dem Schluss gekommen sein, dass er, Crazy Bear, sich nicht dort aufhielt. Auf jeden Fall musste er höllisch auf der Hut sein. Wenn er einen Fehler machte, konnte das seinen und auch Betsys Tod bedeuten.
Vorsichtig folgte er weiter ihrer Spur, die jetzt so deutlich war, dass er sie vom Pferd aus zu erkennen vermochte. Sie beschrieb einen weiten Bogen um seine Hütte herum, nördlich davon am Rande einer steilen Schlucht vorbei und fast wieder zum Ausgangspunkt dieses Kreises zurück. Aber er bekam keinen von ihnen zu Gesicht.
In einer kleinen Senke entdeckte er direkt neben dem Stamm einer großen Fichte eine bemalte Feder am Boden. Er saß ab und hob sie auf. Während er sie noch betrachtete, zischte etwas an seinem Gesicht vorbei und schlug in den Stamm. Das befiederte Ende eines Pfeiles zitterte dicht vor seinen Augen.
Er war zusammengezuckt und hatte die Feder fallen lassen, die nur ein Köder gewesen war, um ihn an diese Stelle zu locken. Und die allzu deutliche Fährte hatte wohl demselben Zweck gedient. Und er hatte von alledem nichts bemerkt.
Er sah sofort, dass es sich um einen Blackfootpfeil handelte. Ein einzelner Reiter hielt auf dem Rand der Senke, und er trug nur ein Wolfsfell auf nacktem Oberkörper.
Angry Wolf!
An ihn hatte Crazy Bear Shane überhaupt nicht mehr gedacht.
Als er sich ihm zuwandte und sein Gewehr anhob und den Hahn spannte, erschienen rechts von ihm drei Blackfootkrieger auf dem Rand der Senke und zu seiner Linken nochmals drei. Sie hielten ihre Pfeile mit gespannten Sehnen auf ihn gerichtet.
Das Katz-und-Maus-Spiel war vorbei. Jetzt hatten sie ihn, und er wusste, dass er nicht die geringste Chance besaß, um etwas dagegen zu unternehmen.