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Eine Stunde verging, ohne dass man von Howie etwas hörte. Draußen war alles ruhig, so als hätte es nie eine Störung gegeben.

»Verdammt, wo steckt er nur?« Ingram wurde langsam nervös.

»Du kannst ja rausgehen und nachsehen«, sagte Orel Fallon bissig. Und sein Bruder meinte: »Ich wette, er liegt da draußen irgendwo im Regen, und sein Kopf ist längst so kahl wie ’ne geschälte Kartoffel.«

»Halts Maul!«, fauchte Ingram zurück. »Er ist kein Anfänger, der sich erwischen lässt, ohne dass man einen Laut hört.«

Noch eine Stunde atemloser Spannung verging, und langsam, unendlich langsam, reihte sich eine an die andere. Endlich kam der Morgen und drängte sich durch die dünnen Ritzen des hölzernen Fensterladens.

»Jetzt hab ich genug«, grollte Ingram. Auch er glaubte wohl inzwischen nicht mehr, Howie noch einmal lebend zu sehen. Er stieß die Läden auf, und graues, kaltes Licht strömte herein. Es hatte aufgehört zu regnen, und dünner Nebel stieg von der nassen Erde auf, zog in hauchzarten Schwaden über die Hügel hin zum Wald.

Ingram griff nach seinem Gewehr.

»Heh, was liegt da drüben?«, fragte Cole Fallon aufgeregt. »Da soll mich doch gleich der Geier fressen ...«

»Das ist Howie!« Ingrams Stimme klang gepresst, und er vergaß vor lauter Schreck zu fluchen. Mit einem schnellen, entschlossenen Schritt war er bei der Tür.

»Bleib hier!«, warnte Orel ihn. »Die Halunken haben ihn bestimmt nur als Köder dahin gelegt.«

»Vielleicht lebt er noch. Das Gelände ist übersichtlich. Gebt mir Feuerschutz.«

Ehe jemand ihn daran hindern konnte, hatte er die Tür geöffnet. Aber er brachte nur einen Fuß nach draußen.

Ein lautloser Schatten war plötzlich neben ihm, und ein Messer bohrte sich erbarmungslos durch seine Rippen. Die Muskeln seines Körpers zogen sich im Krampf zusammen und pressten einen heiseren Schrei durch seine Kehle.

Der Schatten wurde zu einer dunklen Gestalt unter einem lose wie ein Poncho hängenden Wolfsfell. Sie stieß den röchelnden Ingram zu Boden und war für den Bruchteil einer Sekunde voll im Türrahmen zu erkennen.

Das war genau der Augenblick, in dem die Gewehre der Fallon-Brüder losdonnerten und Angry Wolf wie ein Strohbündel nach draußen zurückfegten.

Betsy Blue stieß einen spitzen Schrei aus.

Schon bei Ingrams Schrei hatte Jeremy Shane instinktiv reagiert. Er ließ sich einfach von seinem Lager herunter auf den Boden rollen und schrie dabei vor Schmerzen auf. Aber dieser Laut ging im Krachen der beiden Gewehre unter. Seine Hand tastete hastig unter dem primitiven Bett herum, stieß gegen etwas Hartes, packte zu ... Während er sich herumwälzte, spannte er den Hahn und hoffte inbrünstig, dass der Schuss nicht versagen mochte.

Rauch wallte vor der Türöffnung, und der Gestank von faulen Eiern breitete sich aus. Orel war gerade mit einem Satz zur Tür gesprungen und spähte hinaus, als sein Bruder ihm eine scharfe, hysterische Warnung zurief. Er hatte Crazy Bear Shanes Aktion bemerkt und versuchte, diesem seine abgeschossene Waffe über den Schädel zu schlagen.

Die erste Kugel aus dem Revolver traf ihn mitten in die Brust und ließ ihn unter seinem erhobenen Gewehr zusammensacken. Die zweite Kugel traf Orel irgendwo in die Seite. Er versuchte schreiend hinauszulaufen, wo die dritte Kugel ihn einholte und auf das Gesicht warf.

Crazy Bear Shane ließ die rauchende Waffe sinken. Sein Kopf sank leicht nach vorn, und er stützte sich auf den linken Arm. Betsy Blue rief erschreckt und voll Verzweiflung seinen Namen und bückte sich hastig zu ihm herunter.

Er schüttelte erschöpft den Kopf. »Nichts passiert, kleine Lady. Es sind nur die verteufelten Schmerzen.«

»Hast du eben Lady gesagt?«, fragte sie erstaunt.

»Du hast es doch gehört«, ächzte er und versuchte hochzukommen. »Für mich bist du die beste, die ich kenne. Und wenn jemand etwas anderes behauptet, puste ich ihm ein Stück Blei in die Rippen, so wahr ich Crazy Bear heiße.«

Betsy Blue lächelte, und eine Träne rollte dabei über ihr schmutziges Gesicht. »Dann sollten wir dahin gehen, wo es nicht so viele Menschen gibt, sonst wirst du eine Menge Ärger bekommen, fürchte ich.«

»Hilf mir auf«, stöhnte er heiser. »Ich muss nach unserem Freund sehen.«

»Unser Freund?« Sie half ihm verwundert dabei, sich auf das gesunde Bein hochzustemmen und auf ihr gestützt zur Tür hinaus zu humpeln. Neben der auf dem Rücken liegenden Gestalt von Angry Wolf ließ er sich wieder zu Boden sinken.

Der Indianer atmete noch, aber sein stolzes Gesicht war bereits vom Tode gezeichnet.

»Freund«, sagte Shane und legte seine Hand auf das zottige Wolfsfell. Die dunklen Augen des Indianers hefteten sich auf das bärtige Gesicht. Dann sagte er leise mit kraftloser Stimme: »Ich bin gekommen, die Squaw mit dem gelben Haar zu holen, aber diesmal war ich allein und Crazy Bear hatte zu viele Krieger bei sich. Wäre Crazy Bear allein gewesen, hätte ich ihn getötet.«

Crazy Bear Shane schüttelte den Kopf. »Wir beide bringen es doch nicht übers Herz, einander zu töten.«

Die schwarzen Augen musterten ihn noch eine Weile, als wollten sie sagen: Du hast recht, Crazy Bear. Dann schlossen sich langsam ihre Lider, um sich nie wieder zu öffnen.

Jeremy Shane stemmte sich wieder hoch.

»Du musst jetzt das verflixte Bein schienen«, sagte er heiser. »Wir haben nicht viel Zeit zu verlieren.«

»Was willst du tun?«, fragte sie besorgt. Crazy Bear Shane blickte auf den toten Indianer hinab.

»Ich bringe ihn zu seinen Leuten zurück. Er soll bestattet werden, wie es sich für einen tapferen Blackfootkrieger gebührt.«

»Sie werden uns umbringen«, sagte Betsy Blue beschwörend. Er schüttelte den Kopf.

»Nein, das glaube ich nicht. Ihr Sinn für Gerechtigkeit ist ausgeprägter, als wir glauben. Wir sind es ihm schuldig. Er hat unser Leben gerettet, denn er ist im Moment unserer größten Bedrängnis aufgetaucht. Ich bringe ihn zu seinen Leuten, und wenn ich es kriechend und mit ihm auf dem Rücken tun muss.«

Betsy Blue schüttelte verzweifelt den Kopf. »Du bist wirklich verrückt, Crazy Bear Shane.«

Die besten 11 Western des Sommers 2021

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